Na da hat uns der Frechener Aktivkreis ein rechtes Ei ins Nest gelegt.
Seit vielen Jahren, genauer: seit 42, hat Frechen einen erfolgriechen Keramikmarkt. Dieser folgte einem klaren Konzept, nämlich: Konzentration auf das Wesentliche, die Keramik.

Auf der anderen Seite gelingt es dem Aktivkreis immer seltener, die vier maximal möglichen verkaufsoffenen Sonntage attraktiv zu gestalten. Zudem klagen Gewerkschaften und Kirchen immer häufiger gegen den Missbrauch von Sonntagsverkaufstagen und das mit Erfolg.

Inzwischen gibt es Kriterien, wann ein verkaufsoffener Sonntag rechtlich überhaupt noch zulässig ist.
Der Frechener Keramikmarkt erfüllt zumindest alle rechtlichen Kriterien, um dem Frechener Einzelhandel einen Sonntagsverkauf zu ermöglichen.

Der Aktivkreis hat nun im April 2017 einen entsprechenden Antrag gestellt, ohne die Veranstalterin, die „Stiftung Keramion“ überhaupt je zu informieren.

Die Stellungnahme der Leiterin der Stiftung Keramion, Gudrun Schmidt-Esters, fiel denn auch entsprechend negativ aus:
Zunächst möchte ich betonen, dass die Stiftung KERAMION den Frechener Töpfermarkt aus ideellen Gründen veranstaltet (…) Den Töpfermarkt als Anlass zu nehmen, um die Geschäfte in der (…) Innenstadt zu öffnen, schätze ich (…) als kontraproduktiv ein. (…) Der Frechener Töpfermarkt wird zum Großteil über die Standgebühren der teilnehmenden Keramiker finanziert. Dass sie mit diesen Gebühren indirekt dazu beitragen sollen, den umliegenden Einzelhandel (…) zu beleben, ist sicher den Keramikern nur schwer zu vermitteln. Frechen wird dadurch für die Keramikproduzenten als Standort eines Töpfermarktes unattraktiver, und mittelfristig wird die angebotene keramische Qualität leiden.
Klarer kann die Veranstalterin ihre Ablehung kaum formulieren, oder?

In der letzten Stadtratssitzung hat nun eine Mehrheit aus CDU, FDP und Perspektive dem Antrag des Aktivkreises trotzdem zugestimmt. SPD, Linke und Grünen stimmten dagegen.

Der Fachausdruck für das Verhalten des Aktivkreises lautet: "Trittbrettfahrer" und die Mehrheit im Rat ist eher gewillt ein erfolgreiches Marktkonzept in Gefahr zu bringen als dem Aktivkreis einen Korb zu geben.

Mal ehrlich, selber bekommt der Aktivkreis kein vernünftiges Marktkonzept auf die Beine gestellt. Mehr als die altbackene Mischung von Fahrgeschäften und Losbuden, garniert mit den üblichen Saufständen fällt dem Aktivkreis nicht ein.
Damit ist aber kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Also hängt man sich nun an den Töpfermarkt. Gegen Wunsch und Willen der Veranstalter. Wie schoffel.

Und trotz der begründeten Gegenrede der Veranstalterin spricht die Vertreterin der FDP im Rat von einer "gegenseitigen Befruchtung" von Markt und Frechener Einzelhandel, wobei das Angebot der Frechener Hauptstraße auf Keramikinteressierte eher abschreckend denn befruchtend wirken dürfte.

Erst mal für 500 Euro eine Gartenkeramik gekauft und dann bei C&A ein paar Unterhosen im Angebot, so stellt man sich im Frechener Rat Befruchtung vor.

Dazu auch:
Frechenschau
KStA