Am 24. April 2012 fasste der Frechener Stadtrat diesen Beschluss:
Die Verwaltung wird beauftragt, auf der Basis des mit dieser Vorlage vorgestellten und abgestimmten Entwurfskonzeptes die Standortentwicklung der Lindenschule einschl. der beschriebenen Interimslösung (auch für die Burgschule) umzusetzen.
Was war damit gemeint?

Eigentlich ganz einfach: die alte Lindenschule sollte abgerissen werden und die Schule für diesen Zeitraum in die leer stehenden Räumlichkeiten der Anne-Frank-Schule einziehen. In der Zwischenzeit sollte die neue Lindenschule errichtet werden und wenn dann dieses Werk vollbracht war, dann sollte die Lindenschule die Räumlichkeiten der Anne-Frank-Schule räumen, ihre neue Schule beziehen und dann, so entschied der Stadtrat 2012 sollte im gleichen Wege die Sanierung der Burgschule von statten gehen.

Nun hat niemand 2012 damit gerechnet, dass die Errichtung einer Grundschule in Frechen 10 Jahre dauert. Ursprünglich, so die Angaben der Verwaltung, sollte die neue Lindenschule 2017/2018 bezugsfertig sein. Aber wir sind in Frechen und was sind schon vier bis fünf Jahre Verzug …

Also wurde es 2022 und es scheint so, als hätte nicht nur die Verwaltung den Beschluss von 2012 vergessen, sondern auch die politischen Parteien im Stadtrat.

Denn eigentlich müsste man doch annehmen, dass die Vorbereitungen eines Umzugs der Burgschule in die neuen Räumlichkeiten in vollem Gange sind, zumindest ein vailder Zeitplan vorliegt.
Doch nichts dergleichen ist in den letzten 14 Monaten geschehen. Vielmehr wurde ein neuer Schulentwicklungsplan vorgelegt, der viele Kritikpunkte, die in den letzten 15 Jahren geäußert wurden, bestätigt. Frechen hat für eine wachsende Stadt eine zu schwache schulische Infrastruktur, Teile der Infrastruktur sind marode. Neben der Burgschule bspw. auch die Realschule. Und auch die alte Forderung, endlich eine Gesamtschule zu errichten feiert ihre Wiederauferstehung.

So weit, so schlecht. Es ist und bleibt aber ein Skandal, dass im Rahmen der Priorisierung der notwendigen Maßnahmen die Schule die die meisten Kinder aus sozial schwachen Familien, oft genug mit Migrationshintergrund, versorgt, auf dem letzten Platz der Prioritätenliste vergammelt.

Die alten Mechanismen der sozialen Exklusion funktionieren halt mal wieder bestens. Die Schulen, die von den Kindern des Frechener Bürgertums bevorzugt besucht werden, werden auch bevorzugt bei Sanierung und Erweiterung behandelt. Die Ringschule ist wichtiger als die Burgschule und das Gymnasium ist wichtiger als die Realschule.

Dass die Debatte nun noch politisch verschärft wird durch den Abwehrkampf der Realschule gegen eine möglicherweise entstehende Gesamtschule ist sehr unschön, denn die Entwicklung in Köln ist sehr eindeutig. Gibt es gut geführte Gesamtschulen, dann ist der Niedergang von Hauptschulen und Realschulen nur noch eine Frage der Zeit.
Wer, wie die hiesigen Parteien (CDU, SPD, FDP und Perspektive) an den Schulformen Hauptschule und Realschule festhalten will, der sollte sich ernsthaft überlegen, ob Frechen eine Gesamtschule erhalten darf. Aber diese Debatte ist ein anders Mal zu führen.

Hier gilt festzuhalten, dass selbst die SPD, die ja vor Urzeiten als Vertreterin der Unterdrückten dieser Welt zu Ruhm und Ehren gekommen ist, inzwischen die Menschen dieses Stadtteils wohl komplett vergessen hat. Seitdem die Lindenschule umgezogen ist, hat, so eine grobe Recherche im Intranet des Rates, keine einzige Fraktion den Beschluss von 2012 aufgegriffen und gefragt, wann denn die Sanierung der Burgschule endlich begonnen werde.

Eigentlich muss man fast hoffen, dass die Aufsichtsbehörden die Schule zwangsweise schließen, denn die Politik bestehend aus Verwaltung und unseren Parteien hat Partei ergriffen.

Gegen die Kinder der Burgschule!