Im Jahr 2002 hat die Rheinenergie die Wasserversorgung Frechens von der RWE übernommen. Zwischen 2002 und 2014 hat Frechen sein Trinkwasser aus dem Wasserwerk Dirmerzheim erhalten. Dirmerzheim wird aber zukünftig verstärkt Kommunen im Bereich des Braunkohletagebaus des Erftgebietes versorgen müssen. Zudem müssten die Transportleitungen von Dirmerzheim nach Frechen erneuert werden, sollte das Frechener Trinkwasser weiterhin aus Dirmerzheim kommen. Die Kosten für die Erneuerung der Transportleitungen müssten die Frechener über den Wasserpreis begleichen.
Die Rheinenergie hat vor diesem Hintergrund entschieden, dass Frechen kostengünstiger mit Trinkwasser aus den Kölner Wasserwerken versorgt werden kann.
Wie formulierte es die Rheinenergie sehr eindeutig:
Alle Alternativen führen zwangsläufig zu einem höheren Trinkwasserpreis in ganz Frechen; also auch für die Stadtteile Habbelrath und Grefrath
Ergänzend sei hinzugefügt: und für den Stadtteil Grube Carl, der wie Habbelrath und Grefrath, sein Trinkwasser vom Wasserwerk Kerpen-Türnich bezieht.
So weit so gut, wie es schien eine klare Sache. Der Umweltausschuss wurde von der Rheinenergie am 20. März 2014 darüber informiert. Der Umweltausschuss hat in Anwesenheit des Königsdorfer FDP-Vertreters von Rothkirch den Ausführungen des Vertreters der Rheinenergie gelauscht. Der Umweltausschuss hatte laut Protokoll keine Einwände geltend gemacht.

Trotzdem treibt die FDP-Königsdorf, angeführt von Herrn von Rothkirch, nun seit März 2015 die Trinkwassersau durchs Dorf.
Frechener Bürger haben in einer Unterschriftenaktion und insbesondere in der Bürgerversammlung am 25.06.15 ihren Unmut über die Qualität des Frechener Trinkwassers deutlich gemacht. Sie fordern, dass die Qualität des Trinkwassers wieder auf den Stand vor der Umstellung vom Dirmerzheimer auf das Kölner Wasser gebracht wird. Hauptkriterien sind dabei die Verkalkungsneigung des Wassers und der Nitratgehalt.
(Aus dem FDP-Königsdorf-Antrag zur Ratssitzung 27.10.2015)

Dabei sind die Argumente nicht wirklich stichhaltig. Die Nitratwerte in Dirmerzheim liegen unter 5 mg/l, das Kölner Wasser hat rund 20 mg/l, wobei der Grenzwert bei 50mg/l liegt. Nitrat ist geschmacksneutral. So beliebt die FDP aber gerne vom „verkalkenden Kölner Wasser“ zu reden, eine wahrlich nicht zutreffende Beschreibung bei einem Härteunterschied von gerade mal 1,2 Härtegraden. Dirmerzheim liefert Wasserhärten von 17,3 °dH, das Wasserwerk Hochkirchen 18,5 °dH. Was wir Endkunden merken ist das Verhältnis von Karbonathärte zur Gesamthärte, denn dieser Wert besagt, wieviel Kalk sich ablagern kann, wenn das Wasser über 60 °C erhitzt wird. Der Wert liegt beim Wasser aus Dirmerzheim bei 54%, beim Wasser aus Hochkirchen bei 68% und beim Wasser aus Kerpen-Türnich bei 70%. Übersetzt heißt das: Das Hochkirchener Wasser enthält auf 100 Liter knapp 2 g Kalk mehr als das Dirmerzheimer. 2 g auf 100 Liter Trinkwasser, die sich nun zusätzlich in technischen Geräten ablagern können. Das rechtfertigt diesen Königsdorfer Aufstand wohl kaum.
(Das sagt Volkes Stimme in Königsdorf: ‘Unsere Kaffeemaschine wird nun einmal im Monat, statt alle Drei entkalkt.‘ oder: ‚Unsere Clospülung „leckt“ häufiger. Das kostet Wasser‘)

Und dass es sich um ein Königsdorfer Lokalevent handelt hat ein mit der Sache sehr Vertrauter verlauten lassen. Die übergroße Mehrzahl der Beschwerden zur Qualität des Trinkwassers stammt aus Königsdorf.

Im gerade erst zu Ende gegangenen Bürgermeisterwahlkampf ist die SPD mangels eigener Themen auf diesen Königsdorfer Gaul aufgesprungen und hat versucht, von dieser Art fehlgeleitetem Lokalpatriotismus zu profitieren.



(für die vielen in Frechen Zugezogenen, die mit diesem Dialekt nicht so viel anzufangen wissen, die Übersetzung: „Das Kölner Wasser ist nicht gut.“)
Das war wohl ein Rohrkrepierer. Denn für den SPD-Kandidaten Ferdi Huck haben sich nur gut 27% der Königsdorfer ausgesprochen, obwohl er sich doch so sehr für dieses Königsdorfer Sonderinteresse eingesetzt hat.

Entscheidend ist doch aber, was eine Rückkehr zur alten Wasserversorgung kosten würde, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Rheinenergie erklärt hat, dass Dirmerzheim noch bestenfalls 20 Jahre als Wasserlieferant in Frage kommen würde.

Denn, die Trinkwasserleitungen zwischen Dirmerzheim und Frechen, das war bereits 2002 bekannt, müssen erneuert werden. Dafür sind 2 bis 3 Jahre Bauzeit einzukalkulieren, da
„mögliche Trassenwege ermittelt, die Wege- und Eigentumsrechte geklärt, Genehmigungen eingeholt, eine technische Ausführungsplanung sowie eine Ausschreibung der Bauleistungen vorgenommen und schließlich der Bau der Leitungen beauftragt und realisiert werden.“
, wie die Rheinenergie, die es ja eigentlich wissen sollte, schreibt.

Und das Ganze kostet Geld, viel Geld, Geld das alle FrechenerInnen über den Wasserpreis bezahlen müssen. Der Wasserpreis steigt, so schätzt die Rheinenergie, bei einer Rückkehr zum Dirmerzheimer Wasser um 30%. Bei einem Verbrauch von bspw. 100 Kubikmetern pro Jahr steigt der Preis um 75 Euro. Der jährliche durchschnittliche Wasserverbrauch eines 4-köpfigen Haushaltes wird aktuell mit rund 160 Kubikmetern angegeben. Die Königsdorfer Neurose würde also den Frechener Durchschnittshaushalt 120 Euro jedes Jahr kosten.

Wie wir der Pressemitteilung der FDP-Königsdorf entnehmen können, sind der Partei diese Kostenansätze bekannt. Man könnte sie der Öffentlichkeit also gerne preisgeben. Aber nein, die Fraktionsvorsitzende Frau Kayser Dobiey verknüpft eine Erwartung mit einer Drohung:
Wir erwarten, dass RheinEnergie die in der Bürgerversammlung genannten Kostenansätze im Interesse einer tragbaren, langfristigen Lösung noch einmal überprüft. Andernfalls werden die Forderungen der Bürger spätestens bei der Neuausschreibung des 2020 auslaufenden Wasserliefervertrages zum Tragen kommen.
Kennt die FDP-Königsdorf den Zusammenhang von Aufwand und Ertrag? Steht eine mehrjährige Bauzeit für eine neue Wasserleitung in einem vernünftigen Verhältnis zu einer Wasserbelieferung aus dem Wasserwerk Dirmerzheim bis vielleicht 2035 vor dem Hintergrund, dass wir über 2 g Kalk auf 100 Liter Trinkwasser reden?

Kann es sein, dass die FDP-Königsdorf ein massives Profilierungsproblem hat? Keine eigenen kommunalpolitischen Themen, kleines Anhängsel der Jamaika-Koalition und damit unwichtig bis unsichtbar, gäbe es da nicht das tolle Trinkwasserthema?

Bei der Unterschriftensammlung in Königsdorf hat die FDP-Königsdorf unter anderem diesen Kommentar eingefangen:
Wir zahlen das gleiche Geld für eine viel schlechtere Leistung. Wie konnte die Stadt dem zu Lasten ihrer Bürger zustimmen?
Ist der FDP-Königsdorf bekannt, dass es drei Stadtteile gibt: Habbelrath, Grefrath und Grube Carl, die durch die von der FDP-Königsdorf geforderten Rückkehr zum Dirmerzheimer Wasser von massiven Gebührenerhöhungen betroffen wären, ohne dass diese drei Stadtteile von dem sogenannt besseren Wasser aus Dirmerzheim profitieren würden?

Gleiche Leistung höherer Preis –Danke FDP-Königsdorf

Es mag ja sein, dass es einzelne Königsdorfer Hunde gibt (Auch unser Hund trinkt das Wasser nicht mehr), die das neue Trinkwasser nicht mehr mögen, aber es kann nicht sein, dass die FDP-Königsdorf ganz Frechen für die Probleme dieser Königsdorfer Hunde als Geisel nimmt.





5 uhr-teefix, Mittwoch, 28. Oktober 2015, 21:11
Dass es der FDP mit dem Thema um reinen Populismus geht, wird an vielen Stellen deutlich. Was den Kalkgehalt unseres Trinkwassers betrifft, so liegen wir mit rund 18 Grad deutscher Härte im Durchschnitt der Bundesrepublik. Man müsste fragen, was machen denn die Menschen in Gegenden mit einer Wasserhärte von 25 Grad wie beispielsweise die Stadt Frankfurt. Nach Logik der FDP dürfte dort ja keine Waschmaschine funktionieren vor lauter Kalk.
Außerdem lenkt das alles ab von den wirklichen Gefahren für unser Trinkwasser ab, denn was wesentlich bedenklicher ist, ist die Nitratbelastung. Das Dirmerzheimer Wasser hat einen ungewöhnlich niedrigen Nitratgehalt, wogegen das Kölner Wasser mit 21 mg/l einen Nitratgehalt aufweist, der für die Region üblich ist. Der Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser liegt in der EU bei 50 mg/l (zum Vergleich: in der Schweiz bei 25 mg/l) Nitratkonzentrationen von mehr als 100 mg/l können bei Säuglingen bis zum 6. Lebensmonat zu erheblichen gesundheitlichen Problemen bis hin zum Erstickungstod führen.
Verantwortlich für die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist die Überdüngung der Böden durch die Landwirtschaft. Seit Jahrzehnten ist die Politik hier untätig und die hohen Nitratgrenzwerte in der EU zeugen davon, dass sich die Landwirtschaftslobby in Brüssel voll und ganz durchgesetzt hat, denn früher lag der Grenzwert in Deutschland für Nitrat im Trinkwasser bei 10mg/l.
Ein weiteres Problem in unserem Trinkwasser ist das, was gemeinhin als Spurenelemente bezeichnet wird, weil sie nur in winzigen Mengen vorkommen. Gemeint sind Stoffe wie Cadmium, Blei, Quecksilber, Arsen, u.s.w. alles hochgiftige Substanzen, die natürlich auch alle einen Grenzwert haben, jede Substanz für sich. Aber alle zusammen bilden eben auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
Aber das sind Probleme, die kommunal nicht zu lösen sind. Wenn wir die Nitratbelastung im Wasser senken wollen, müssen wir die Landwirtschaft in die Schranken weisen. Dabei hat die FDP sich bisher noch auf keiner Politikebene hervorgetan.


willi84, Dienstag, 10. November 2015, 16:25
Hallo,

den hier dargelegten Werten und Meinungen der Verfasser kann ich teileweise nicht folgen. Den laut Probe: 2015000183-001 Entnahmeort: 40278040020001 (Dimerzheim)Prüfbericht für Trinkwasser ist der Gehalt an Nitrat unter 0,5 mg/l, im Vergleich dazu ist in der Trinkwasseranalyse Ausgabe 2015 Pulheim und Frechen Wasserwerke Hochkirchen, Weiler und Severin die Belastung (Rheinenergie) bei 21(+-1)mg/l. Unter §15 Absatz 3 (2) der Mineral- und Tafelwasser Verordnung für Säuglingsnahrung nur Quell- bzw. Tafelwasser in gewerblichen Umlauf gebracht werden, welches den Grenzwert von 10mg/l nicht überschreitet. Das die Gefahr des Nitrat nun höher ist für den gleichen Preis, wird hier einfach hingenommen und das ist für mich unverständlich. Die schädliche Wirkung ist eine Tatsache, dessen Umfang meiner Ansicht nach noch nicht mal in Gänze erforscht wurde.
Dann bringt uns das neue Wasser anscheinend mit der Düngung auch einige Pflanzenschutzmittel in die Nahrung die mit einzeln unter dem Grenzwert 0,0001 und in Summe unter 0,0005 liegen. Aber wie weit sind wir hier vom Grenzwert entfernt?
Für Menschen mit Bluthochdruck ist der Natriumgehalt des Kölner-Wassers zu beachten mit 36(+-3)mg/l liegt der Wert weit über dem Dimerzheimer 11,1mg/l.
Viele weitere negative Erhöhungen im neuen Kölner-Wasser kauft der Frechner zum gleichen Preis ein. Ein schlechteres Produkt zum gleichen Preis lässt zurecht Bürger stutzig werden.
Richtig ist, dass für Kalkablagerung nicht die Gesamthärte ausschlaggebend ist, obwohl hier Werte herangezogen werden, deren Quelle dem Leser verborgen bleibt. Die oben Erwähnten Analyseberichte weisen folgende Werte aus:
Hochkirchen, Weiler und Severin: 3,32(+-)0,15 mol/m³ (ca.18,5 dH)
Dimerzheim: 2,95mol/l (16,5 dH)
Kommen wir nun zur Ablagerung von Kalk und als Basis hierzu eine chemischen Formel:

Dieser chemische Vorgang von links nach rechts wird mit zunehmender Wärmezufuhr beschleunigt. Links ist das gelöste Hydrogencarbonat in Wasser dargestellt und rechts Kalkstein, Kohlendioxid und Wasser.
So kann auch bei geringem chemischen Verständnis jedem klar werden, dass bei Werten, wie bei der Rheinenergie 277(+-10)mg/l und Dimerzheim 140mg/l ein nicht zu unterschätzender Faktor 2 sich hervortut und die Frechener dies an Ihren Haushaltsgeräten bemerken. Pauschal ausgedrückt kann jeder Frechner die Lebensdauer seines Warmwasserspeichers hinsichtlich Verkalkung fast halbieren, wobei ich gar nicht von der miesen Effizienz des Wärmetauschers reden möchte.

So könnte ich viele andere Themen hier breit treten und die Vorteile des Dimerzheimer-Wassers erläutern, doch werde ich nun einfach ein paar anregende Fragen stellen und hoffe auf stichhaltige Diskussion:
• Warum zahlen wir immer noch den gleichen m³ Preis, müsste die Nutzung bzw. eine Auslastung des eigenen Wasserwerks (Rheinenergie) nicht eine Einsparung bringen?
• Wir Zahlen Trinkwassergebühren für den Erhalt und die Sanierung von Leitungen, in welche Leitungen investierte die Rheinenergie dieses Geld und warum sollte nun für eine Fehlinvestition die Bürger schon wieder zur Kasse gebeten werden für ein eindeutig schlechteres Produkt?
• Die Medikamenten Rückstände Im Rhein nehmen immer mehr überhand. Warum stellt die Rheinenergie bei dem gelieferten Rheinfiltrat keine Ergebnisse öffentlich, wie sich die Belastung im Trinkwasser wiederspiegelt?
• Welche Abwasserkosten kommen auf uns in der Zukunft zu um die Differenzmenge an Kalkstein mit Säure, Laugen und anderen Chemikalien zu lösen oder zu entfernen? (Bitte nicht auf eine Waschmaschinenladung beziehen, wie es die Reinenergie in Ihrer Antwort tut, um über das große ganze zu täuschen. Hier muss der zusätzliche Gesamtgehalt an Kalkstein für den gesamten Wasserverbrauch Frechens zusätzlich gelöst werden!)
Zum Schluss bitte ich um Hinweise, sollte ich falsche Werte bzw. Tatsachen aufgeführt haben. Wir sind alle nur Menschen und die machen hin und wieder Fehler.
Auch möchte ich klarstellen, dass ich nicht FDP Mitglied bin und schon gar nicht in Königsdorf wohne. Ich versuche lediglich die Thematik aus der technischen Perspektive zu betrachten.
Grüße
Willi


antoine favier, Mittwoch, 11. November 2015, 16:56
Wir Zahlen Trinkwassergebühren für den Erhalt und die Sanierung von Leitungen, in welche Leitungen investierte die Rheinenergie dieses Geld und warum sollte nun für eine Fehlinvestition die Bürger schon wieder zur Kasse gebeten werden für ein eindeutig schlechteres Produkt?
Hier lohnt wahrscheinlich der Blick in die Historie. Die Wasserleitung Dirmerzheim - Frechen ist eine alte RWE-Leitung. Für die Rheinenergie bestand wohl nie ein Bedarf, in diese alte Leitung zu investieren, da Dirmerzheim ein RWE-Wasserwerk ist. Ich gehe ganz platt davon aus, dass die Rheinenergie in ihr Leitungsnetz innerhalb ihres Versorgungsgebiets investiert.
Alles andere ist einfaches Wassermonopoly. Wasser kann nur über überschaubare Strecken transportiert werden. Also können wir in Frechen nur von ganz wenigen Wasserversorgern bedient werden. RWE oder Rheinenergie. Ob die RWE als Wasserversorger überhaupt ein gesteigertes Interesse an der Versorgung Frechens hat, sei mal dahin gestellt. Im Braunkohleabbaugebiet gibt es ausreichend Probleme mit dem Grundwasser so dass RWE seine noch sauberen Brunnen dafür benötigt, wegen der abbaubedingten Verschmutzung des Grundwassers ausfallende Brunnen anderweitig zu ersetzen. Und selbst wenn, auch die RWE müsste in die Leitungen investieren. Was wir dann zu zahlen hätten.

Und bei allem anderen gilt: es sind die von uns gewählten Gesetzgeber, die Grenzwerte festsetzen. Solange die industrielle Landwirtschaft mit ihren Mastbetrieben Gülle ohne Ende produziert, welches legal / illegal als Dünger verteilt wird, solange werden wir ein zunehmendes Nitratproblem haben. Ob das Dirmerzheimer Wasser langfristig so nitratarm bleiben wird, auch das könnte zu recht in Frage gestellt werden.

P.S.: Aufschlussreich für alle weiteren wirtschaftlichen Überlegungen wären Hinweise auf die Zusammensetzung des Wasserpreises. Wir würden dann nämlich lernen, dass Infrastruktur und Abwasserbehandlung den Großteil aller Kosten ausmacht. Die reine Auslastung eines Wasserwerks dürfte eine Residualgröße in der Preiskalkulation darstellen.


5 uhr-teefix, Donnerstag, 12. November 2015, 11:34
Also, lieber Willi, diese Berechnung der Kalkablagerungen kann ich nicht nachvollziehen.
Deshalb hier die Berechnung des Kalkgehaltes beider Brunnen auf der Grundlage der Werte, wie sie die Rhein Energie in einer Broschüre zum Frechener Trinkwasser vom 21.09.2015 darstellt:
Als Berechnungsgrundlage gilt, 1 Grad deutscher Härte (dH) entspricht 10 mg CaO/l
Brunnen Dirmerzheim
Gesamthärte 17 Grad dH gleich 170mg CaO/l
davon 54 Prozent Carbonathärte, das entspricht 91,8 mg CaO/l
Brunnen Hochkirchen
Gesamthärte 18 Grad dH gleich 180mg CaO/l
davon 68 Prozent Carbonathärte, das entspricht 122,4 mg CaO/l
Die Differenz in der Kalkbelastung beträgt rund gerechnet pro 100 l verbrauchtem heißem Trinkwasser rund 3 Gramm mehr Kalk (wie gesagt pro 100 l). Das sind rund 30 Prozent mehr.
Von der doppelten Menge Kalk im Hochkirchener Wasser sind wir also noch weit entfernt.


willi84, Freitag, 13. November 2015, 15:50
Deine Ausführungen bezüglich „Wassermonopoly“ antoine trifft meiner Ansicht nach ins Schwarze. Auch ich kann es ökonomisch-taktisch nachvollziehen, dass die ein Unternehmen in der reinen Marktwirtschaft eventuell nicht unbedingt an der Wahlfreiheit des Verbrauchers bezüglich der Vielfalt des Zulieferers interessiert ist. Aber soweit ich weiß haben wir hier noch eine Art Soziale Marktwirtschaft! Nehmen wir mal an die kommende europaweite Ausschreibung 2020 oder 2022 ???, die ja leider immer nur den Preisgünstigsten beim Erfüllen der Voraussetzung den Zuschlag zuspricht, steht vor der Tür. Wer kann aufbauend auf seine Investitionen einen günstigeren Preis anbieten, weil ein gewarteter Anschluss besteht? Ist es legitim Prioritäten ohne Einbeziehung des Verbrauchers über Jahrzehnte zu setzen und das dann auch für die Zukunft in eine Sackgasse zu leiten? Hätte man nicht zweckgebunden ein Sanierungsbudget pflegen müssen? Man stelle sich das mal bei der Telekommunikation (Mobilfunk/Festnetz) oder bei Heizenergie (Gas/Fernwärme) vor. Hier hat die Politik ein Auge drauf und gewährt dem Verbraucher Schutz oder hat schon jemand Fernwärme aufgezwungen bekommen, obwohl er eine neue Gasheizung hat und Jahrzehnte lang Gebühren für das Gasnetz zahlte?
Und wenn man hier schon die Werte für Wasser welches durch sehr viele und tiefe Bodenschichten gefiltert wird, bezüglich der zukünftig möglicherweise anders ergebenden Düngung anzweifelt, sollte man sich zum Rheinuferfiltrat (Kölner-Wasserwerke) umso mehr Sorgen machen. Vor allem wenn man dann auch noch überhaupt nicht daran denken möchte, was alles über den Rhein transportiert und in den Rhein entsorgt (z.B. Stichwort Medikamentenrückstände nach Klärung) wird. Wo überwiegt denn das Gefahrenpotential?
Nun möchte ich aber auch den oder die Liebe 5 uhr-teefix nicht vergessen zu Antworten. Wir vergleichen hier Werte aus Broschüren und Analyseberichten, darin liegt schon ein nicht vernachlässigbarer Unterschied! Die von Ihnen zitierte bzw. getätigte Pauschalierung ist so chemisch nicht nachvollziehbar: „Gesamthärte 17 Grad dH gleich 170mg CaO/l“
Die Gesamthärte bildet die Summe aller Erdalkalien (Ca2+ + Mg2+). Hier die Formel für die Gesamthärte: GH(°dH) = (Ca * 1,4 + Mg * 2,307) / 10 wenn Sie nun mit 10 multiplizieren erhalten Sie Ca * 1,4 + Mg * 2,307 in Mg/l und nicht CaO/l. Im Übrigen reagiert Calciumoxid sofort mit Wasser (CaO/l; jeder alte Maurer würde das bestätigen) und es entsteht Ca(OH) 2 aber ich schweife ab. Broschüren und Wikipedia sind nicht immer richtig bzw. nicht ohne den zugehörigen Zusammenhang zu gebrauchen ;-) . „Kesselstein“ hat meinem Wissen nach die Formel CaCO3. Die chemische Formel aus meinem vorherigen Kommentar hat ein Darstellungsfehler deswegen hier nochmal:
Ca2+ +2HCO-3<-> CaCO3 + H2O + CO2
Calcium+Hydrogencarbonat<-> Kalkstein+Wasser+Kohlenstoffdioxid
Ca2+=Rheinenergie 108,7(+-4,4)mg/l und Dimerzheim 91,6mg/l=>Differenz +17,1 mg/l
2HCO-3 =Rheinenergie 277(+-10)mg/l und Dimerzheim 140mg/l=>Differenz +137mg/l
Wieviel nun sich im Kessel ablagert hängt noch von ein paar anderen Faktoren ab.
Nun kann man doch ein wenig die Aufregung der Bürger gegen Kölner-Wasser nachvollziehen oder nicht?
Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten, bezüglich anderer Fehler danke ich jetzt schon für den Hinweis und das Verständnis, dass irren menschlich ist.
Grüße
Willi


antoine favier, Freitag, 13. November 2015, 16:15
Wer kann aufbauend auf seine Investitionen einen günstigeren Preis anbieten, weil ein gewarteter Anschluss besteht? Ist es legitim Prioritäten ohne Einbeziehung des Verbrauchers über Jahrzehnte zu setzen und das dann auch für die Zukunft in eine Sackgasse zu leiten?
Einfache Antwort: wer Einfluss will sollte sich für städtischen Wasserversorger einsetzen. Rekommunalisierung. Andernfalls regiert die Marktwirtschaft, die, beginnend mit Thatcher und Reagan auf Liberalisierung gesetzt hat. Mir bekannte Erfahrungen mit großen, privatwirtschaftlichen und nur ihren Aktionären verpflichteten Wasseranbietern im europäischen Ausland lassen am Nutzen europaweiter Ausschreibungen in diesem Beriech generell zweifeln. Und für eine 50tausend Köpfe Gemeinde wird sich niemand ein Bein ausreißen. Wenn denn neben der Rheinenergie überhaupt einer Interesse hat. Aber man darf träumen.

Und wir reden über 120 Euro Mehrkosten je Familie, wenn ich die Einwohnerzahl durch diesen Faktor teile, so will eine kleine, aber lautstarke Minderheit der städtischen Bevölkerung Mehrkosten von mindestens 1,5 Mio Euro pro Jahr ans Bein binden. (Vom Wasserverbrauch bei Industrie und Gewerbe will ich mal gar nicht reden.)

Wenn wir also mal das Soziale in der sozialen Marktwirtschaft betonen, dann fände ich es ausgesprochen fair, wenn die Befürworter dieser Maßnahme auch für diese Kosten aufkommen würden.