Mittwoch, 14. November 2012
Heute: Der Gebäudebestand der Realschule Frechen und seine Sanierungsbedürftigkeit

[Auszug aus dem Gutachten Nattler 03.2011: Projektstudie „Grundschule Innenstadt, Frechen“ Architekturbüro Nattler]



Legende:
Bau 32: sofortiger Sanierungsbedarf (mit "S" gekennzeichnet)
Bau 52 Gebäude A,B, C: Sanierungsbedarf ab >2 Jahre (mit 2 gekennzeichnet)
08.1 Pavillon: Sofortiger Sanierungsbedarf mit sehr hohen Kosten (mit 1 gekennzeichnet, im Bild oben)
Pavillon 2009: Sanierungsbedarf ab > 10 Jahre (mit 1 gekennzeichnet, im Bild unten)
Forum 07.1 Neubau 82: Sanierungsbedarf ab > 6 Jahre (mit 4 gekennzeichnet)


Die Notwendigkeit der Sanierung der Realschulgebäude ist der Stadt schon seit Jahren bekannt. Bisher fand die Verwaltung aber immer wieder schön klingende Ausreden, warum es sinnvoll sei, eine Sanierung aufzuschieben.

Als die Gutachter 2010 die Gebäude untersuchten, kamen sie zu dem niederschmetternden Ergebnis, dass viele der Gebäude besser abgerissen denn saniert werden sollten.
Das hindert den Schulträger, also die Stadt Frechen, nicht daran, nichts zu tun und rund 800 Schülerinnen und Schüler in diesen Gebäuden weiter unterrichten zu lassen.

Wenn man die Angaben der Gutachter auch nur einigermaßen Ernst nimmt, so müssten die ersten Maßnahmen heute bereits in der Umsetzung sein. Doch bisher hat die Stadt keinerlei Anstalten gemacht, die Sanierung des Gebäudebestands in absehbarer Zeit in Angriff zu nehmen. Mit jedem weiteren Jahr wird eine Sanierung unrealistischer, da die Gebäudesubstanz weiter verottet.

Das Thema hat nun, im Zusammenhang mit dem Komplangutachten, neue Aktualität erlangt, denn die Komplangutachter empfehlen den Umzug der Realschule in die Hauptschulgebäude und die Einrichtung einer Gesamtschule auf dem Gelände der Realschule.
Die Stadt hat eine erste Kostenschätzung gewagt und kalkuliert, über den dicken Daumen gepeilt, mit 31,5 Mio Euro Kosten, die bei der Umsetzung der Gutachterempfehlung auf die Stadt zukommen würden.
Die Gebäude der Realschule sollen laut diesem Entwurf komplett abgerissen werden. Die Gesamtschule würde dann einen vollständig neuen Gebäudekomplex erhalten. Das kann ja nur heißen, dass die Stadt keinen Sinn darin erkennen kann, die Realschulgebäude zu sanieren. Das ist schön für die Gesamtschule. Warum aber die Realschule auf solche Perspektiven seit mehr als 10 Jahre wartet, das soll die Stadt den Betroffenen mal mit einfachen Worten selber erklären.

Wir fassen zusammen:
Es gibt ein von der Stadt veranlasstes Gutachten aus dem Frühjahr 2011, das den Gebäuden der Realschule einen baulichen Zustand attestiert, der einer Stadt wie Frechen unwürdig ist.

Der Bau einer Gesamtschule kann zu überschaubaren Kosten erfolgen, da auch ein Verbleib der Realschule auf dem Gelände nur möglich ist, wenn mindestens Großteile der vorhandenen Gebäude abgerissen und neu gebaut werden.


Und wir hoffen, dass bis zu diesem Zeitpunkt kein Ortsfremder vom Zustand der Gebäude auf den Stellenwert der Bildung in Frechen rückschließt, das Ergebnis würde nämlich niederschmetternd ausfallen.




Im Herbst vergangenen Jahres hat sich der Schulausschuss (23.11.2011) ein erstes Mal intensiver mit dem Thema „Gesamtschule“ auseinandergesetzt, nachdem ein von 129 Eltern unterstützter Bürgerantrag den Wunsch nach einer Gesamtschule öffentlich machte.
Die AG der Schulpflegschaften forderte daher, dass eine Elternbefragung durchgeführt werden sollte. Der Schulausschuss konnte sich dazu nicht durchringen, da seine Mitglieder einhellig der Meinung waren, vor einer Entscheidung sollte der Schulentwicklungsplan aktualisiert werden. Ein dementsprechender Auftrag erging an die Stadtverwaltung. Das Gutachten sollte dabei die aktuelle Schullandschaft beschreiben und unter Berücksichtigung von Schülerzahl und Raumangebot mögliche Alternativen aufzeigen.



In der sich anschließenden Ratssitzung vom 13.12.2011 wurden diese Entscheidungen des Schulausschusses bestätigt aber an einem Punkt substantiell erweitert. Bündnis 90 / die Grünen baten den Rat um Zustimmung zu folgendem Antrag:
“Der Rat beauftragt die Verwaltung, durch eine förmliche Elternbefragung das Bedürfnis nach der Einrichtung einer Gesamtschule schnellstmöglich festzustellen.“
Der Stadtrat folgte dem Antrag mit 41 Stimmen bei Enthaltung der 3 FDP-Vertreter mit einer kleinen Ergänzung, die den Bezug zur Aktualisierung der der Schulentwicklungsplanung herstellte:
“Gemäß des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beauftragt der Rat die Verwaltung, durch eine förmliche Elternbefragung das Bedürfnis nach der Einrichtung einer Gesamtschule festzustellen, sobald alle dazu notwendigen Daten vorliegen.“
Es liegt also ein von fast allen Parteien und dem Bürgermeister der Stadt unterstützter Beschluss des Rates vor, nach Vorliegen der Aktualisierung der Schulentwicklungsplanung „schnellstmöglich“ eine förmliche Elternbefragung einzuleiten, um das Bedürfnis nach Einrichtung einer Gesamtschule festzustellen.

Am 12.Juni 2012 wurde dem Schulausschuss die Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung für die Sekundarstufen 1 und 2 durch das Gutachterbüro Komplan vorgestellt (Komplangutachten). Der in den Beschlüssen formulierte Vorbehalt „Vorliegen der notwendigen Daten“ ist seit dem 12. Juni 2012 erfüllt.

So stellt sich nun die Frage, bis wann die Stadtverwaltung die Eltern nach ihrem konkreten Wunsch nach der Einführung einer Gesamtschule befragt.
Das Aktionsbündnis Gesamtschule für Frechen berichtet von einer extrem hohen Zustimmung bei allen bisher befragten Eltern.

Nachdem nun die SPD sich klar zur Gesamtschule bekennt, sind wir gespannt, wie sich die CDU in der Schulausschusssitzung am 20. November 2012 positionieren wird. Will sie sich nicht selber Lügen strafen, dann hat sie nur sehr wenig Spielraum.