Ich habe mal gehört, dass selbst die Bad Echternacher Springprozession einem Ziel zustrebt, also vorwärts kommt. Das Bild passt also schon mal nicht auf die Entwicklungen beim Radschnellweg Frechen – Köln. Man muss die Honeckersche Parole verbiegen, um das Trauerspiel Radschnellweg hinreichend zu beschreiben:

"Vorwärts nimmer, rückwärts immer!"

Am 28. November 2019 wurde in der Bezirksvertretung Lindenthal der Vorschlag der Kölner Verwaltung beraten, diese mit der Erstellung eines Entwurfs- und Genehmigungsplans zu beauftragen. Einfach gesagt, es sollte endlich weitergehen, die Planungen genehmigungsfähig gemacht werden. Immerhin wurde seit 2013 geplant und geplant und geplant und lag seit 2017 eine konkreter Planungsentwurf des Schnellweges vor.

Aber es kam anders als gedacht.
Die Bezirksvertretung fasste einen Beschluss, bei dem nur der erste Satz schön klang: „Der Verkehrsausschuss beauftragt die Verwaltung (…) mit der Erstellung der Entwurfs- und Genehmigungsplanung (Leistungsphasen 3 und 4 HOAI) … auf der Grundlage der beschriebenen Vorzugsvariante.“

Das diente aber nur der Verschleierung dessen, was in dieser Sitzung wirklich geschehen war:
„Die Bezirksvertretung Lindenthal beschließt folgende Ergänzungen und Änderungen zum erweiterten Planungsbeschluss.“
Also: die Bezirksvertretung hatte Änderungswünsche. Nicht einen, nicht zwei, nein 15 Änderungswünsche hatte die Bezirksvertretung Lindenthal. Beginnend an der Universitätsstraße und endend im Stadtwald. Man könnte auch sagen, im Grunde wünscht die Bezirksvertretung einen anderen Radschnellweg als geplant.
Ob die Änderungen die die Bezirksversammlung nun vorschlägt, besser sind als die bisherige Planung …. Das mögen die Götter wissen. Am Ende zählt das Ergebnis.

Und das Ergebnis ist eindeutig: der Verkehrsausschuss des Kölner Rates übernahm die Beschlussempfehlung der Bezirksvertretung, die Kölner Stadtverwaltung prüfte die gesammelten Änderungsempfehlungen und wer hätte es gedacht, verpasste dem Radschnellweg im März 2020 eine Beerdigung erster Klasse:
„Bei der Großzahl der Punkte werden jedoch weitergehende Prüfungen, sowohl durch den Generalplaner wie auch durch den Verkehrsgutachter, erforderlich. Der zeitliche wie auch der finanzielle Aufwand für die durchzuführenden Untersuchungen werden derzeit von der Verwaltung ermittelt und sodann nachbeauftragt. Der Untersuchungsumfang wird darüber hinaus noch mit den Verbänden (ADFC, VCD, Radkomm), die in ihrem Facharbeitskreis den beschlossenen Punktekatalog aufgestellt haben, abgestimmt.“
Nun gut, das ist noch keine endgültige Beerdigung, aber wer den bisherigen Planungsprozess beobachtet hat, der sich nun rund 7 Jahre dahingezogen hat, der mag eine Ahnung entwickeln, in welchem Tempo es hier wohl weitergehen mag.

Aber man muss optimistisch bleiben: der Leichnam wird nun wiederbelebt und in einem noch nicht absehbaren Jahr wird der Radschnellweg Wiederauferstehung feiern. Dafür steht das einstens katholische Rheinland.