Am 23. März 2011 stellte das Architekturbüro Nattler dem Schulausschuss mehrere Entwürfe für eine Grundschule im Innenstadtbereich vor. Damals dachte die Stadtverwaltung intensiv über eine 2-zügige Grundschule auf dem Gelände der Realschule (Kukental) nach. Wie immer basierte diese Planung auf Zahlen eines Schulentwicklungsplanes, die sich Jahr für Jahr weiter von der Realität entfernt hatten. Als Zahlen und Realität endgültig nicht mehr in Deckung zu bringen waren, wurde die Schule im Kukental storniert und im Gegenzug die Sanierung der Lindenschule beschlossen.
Auf Basis der altbekannten 2,5-Zügigkeit. Und auf dieser Basis wird auch heute noch geplant.*

Damals erklärte der Gutachter dem Schulausschuss:
er verfüge über Informationen, dass Frechen bestenfalls eine 1,5-zügige Grundschule (zusätzlich) benötige, da die Anzahl der Schulkinder in der Innenstadt geringer ausfalle, als angenommen. Eine 1,5-zügige Grundschule sei aber nicht wirtschaftlich zu führen. Implizit empfahl er daher den Ausbau der Lindenschule (inklusive Turnhalle) bei einer Anpassung des Baukörpers an den zu erwartenden Bedarf.
Unter Zuhilfenahme meiner Finger addiere ich: Lindenschule: 2,5 Züge plus 1,5 Züge, die der Gutachter als Zusatzbedarf festgestellt hat ergibt: eine 4-zügige Grundschule im Bereich Unterdorf.
Wie wird die Lindenschule geplant: 2,5-zügig.
Grundlage des Raumprogramms und das zukünftige pädagogische Konzept der Lindenschule gefasst. Die zum Betrieb der Schule nach diesem Konzept erforderlichen Raumflächen sind im Raumprogramm gemäß Beschluss SchA v. 15.02.12 und des Rates vom 20.03.2012 dargestellt. Das Raumprogramm basiert auf der Annahme einer dauerhaften 2,5 Zügigkeit.
Und der Rest? Der fehlt.

Aber schon dieses Jahr leben Im Einzugsbereich der Schule 88 Kinder, die eingeschult werden. Würden alle an der Lindenschule eingeschult, müsste es an der Lindenschule 4 Eingangsklassen geben.

Wie es ausschaut, lag der Gutachter richtig. Und nun denkt die Stadt darüber nach, den Stadtteil Grube Carl weiter zu entwickeln. Spricht nicht dafür, dass es absehbar wieder weniger Kinder werden. Sagt zumindest der gesunde Menschenverstand.
Was aber dringend beantwortet werden sollte: wenn im März 2011 ein Gutachter eine vierzügige Grundschule für notwendig erachtet, warum wird die Sanierung der Lindenschule dann auf Basis einer unzureichenden 2,5-Zügigkeit beschlossen und warum widerspricht der Schulausschuss diesem Vorschlag nicht? Haben alle geschlafen? Hat es niemanden interessiert?


* da zu fällt mir gerade ein: einen kleinen Jubel im Schulausschuss löste vor einiger Zeit die FDP-Vertreterin aus, als sie erklärte, wenn man denn eine Schule wolle, dann wolle man eine ordentliche Planung und Finanzierung und kein solches Chaos wie in Hürth. Nur zum Vergleich: 2012 hat Hürth entschieden, eine Gesamtschule zu benötigen. In 2013 fiel der Beschluss eines Neubaus. Inzwischen gibt es beschlussfähige Pläne und Kostenschätzungen. Man kann erwarten, dass die Schule spätestens 2016 bezugsfertig ist. Hürth baut eine vierzügige Gesamtschule und schafft das innerhalb von 4 Jahren. Die deutlich kleinere Lindenschule ist heute bestenfalls im Konzeptstadium. Wie wäre es: Von Hürth lernen heißt bauen lernen?