Thema: Inklusion
02. Juni 15 | Autor: antoine favier | 0 Kommentare | Kommentieren
Vor einem Jahr wurde in diesem Blog auf die in Summe absolut unklare Haltung der Kreisgrünen zum Thema Inklusion hingewiesen. Der Beitrag transportierte auch die Information, dass weder die Fraktion der Grünen im Kreis, noch die persönlich angemailte Anna Stenz (Vorsitzende des Frechener Ortsvereins und Mitglied im Kreisrat) auf die Mails des Bloggers reagiert haben.
Damals ging es um möglicherweise eher abgehobene und grob verallgemeinernde Formulierungen in einem Wahlprogramm, jetzt protestieren Eltern von zwei anscheinend von der Schließung bedrohten Förderschulen im Kreis. Ein Mitglied der Grünen aus Elsdorf fragt vor diesem Hintergrund an, wie denn die Schulpolitik der Grünen im Kreis aussehe.
Eine Frage, die hier auch schon gestellt und vorläufig folgendermaßen beantwortet wurde:
Der Prozess der Inklusion ist also angelaufen … wobei im Kreis müssen die Hunde zum Jagen getragen werden müssen, freiwillig läuft hier niemand. Andernorts sind es die Grünen, die die Hunde zum Jagen tragen, sich für Inklusion einsetzen.. Nicht aber im Rhein-Erft-Kreis.
Auch jetzt, im Jahr 2015 hält man sich bedeckt, versteckt sich hinter der Kreisverwaltung:
Frage an Radio Eriwan: „Kümmern sich die Grünen um Inklusion?“
Im Prinzip ja, aber nur an Förderschulen.
Leider ist das kein Scherz, denn die Kreisgrünen wollen einen „mitgliederöffentlicher Arbeitskreis Inklusion“ einrichten in dem einerseits die „allgemeinen Barrierefreiheit“ als auch die "Inklusionsthematik im Förderschulbereich" behandelt werden soll.
Und um den Treppenwitz zu einem angemessenen Ende zu führen, die oben genannte Anna Stenz ist Mitglied im Kreisschulausschuss und sie ist
Damals ging es um möglicherweise eher abgehobene und grob verallgemeinernde Formulierungen in einem Wahlprogramm, jetzt protestieren Eltern von zwei anscheinend von der Schließung bedrohten Förderschulen im Kreis. Ein Mitglied der Grünen aus Elsdorf fragt vor diesem Hintergrund an, wie denn die Schulpolitik der Grünen im Kreis aussehe.
Eine Frage, die hier auch schon gestellt und vorläufig folgendermaßen beantwortet wurde:
Ich habe in der letzten Mail eine mögliche Einschätzung abgegeben, wie das grüne Kreistagsprogramm und die fehlenden Reaktionen zu werten sein können: Ist es möglich, dass das Thema Inklusion innerhalb der grünen Kreistagsarbeit ohne jegliche Priorität ist? Das wäre schade - aber auch in dieser Form als politische Aussage zu werten. Bis zum Beweis des Gegenteils gilt daher: Wer Inklusion will sollte sich von den Kreisgrünen fernhalten.Zur besseren Einordnung der Situation sollten einige Daten in Erinnerung gerufen werden: die UN-Behindertenrechtskonvention wurde 2008 ratifiziert und trat 2009 in der BRD in Kraft. Die Landesgrünen gingen 2009 und 2010 mit klaren Aussagen pro Inklusion in den Landtagswahlkampf. Im NRW-Landtag wurden die Notwendigkeiten der Änderungen des Schulgesetzes seit 2009 diskutiert. 2013 wurde das neue Schulgesetz mit den gesetzlichen Regelungen für die Inklusion verabschiedet. In Hürth und Frechen sind die ersten Förderschulen bereits geschlossen worden.
Der Prozess der Inklusion ist also angelaufen … wobei im Kreis müssen die Hunde zum Jagen getragen werden müssen, freiwillig läuft hier niemand. Andernorts sind es die Grünen, die die Hunde zum Jagen tragen, sich für Inklusion einsetzen.. Nicht aber im Rhein-Erft-Kreis.
Auch jetzt, im Jahr 2015 hält man sich bedeckt, versteckt sich hinter der Kreisverwaltung:
Wir werden nicht alle Förderschulen erhalten, wenn wir Inklusion ernst nehmen. Es gibt den Versuch von Schuldezernent Cremer zu einer mit den Kommunen abgestimmten Schulentwicklungsplanung zu kommen. Dieser Prozess muss und wird politisch begleitet werden. Aktuell gibt es noch keine Beschlüsse hinsichtlich der Empfehlungen des Gutachtens zur künftigen Schulentwicklungsplanung. Wir müssen uns als Fraktion dabei auch darauf einstellen, dass insbesondere die Lehrenden und die Eltern erheblichen Druck für den ErhaltUnd die veröffentlichten Stellungnahme bleibt vielsagend nichtssagend. Dem Kreis liege ein Entwurf des Schulentwicklungsplans vor. Bevor nun aber politische Beschlüsse gefasst würden, müsse die Verwaltung die Gebäudesubstanz bestehender oder alternativ zu nutzender Gebäude prüfen.
Frühestens in einem Jahr ist mit Ergebnissen zu rechnen. Unabhängig davon ist uns der Elternwille für die zu treffenden Entscheidungen wichtig. Auf Wunsch der Eltern geht landesweit bereits etwa ein Drittel der förderbedürftigen Kinder in inklusive Regelschulen, die anderen in die Förderschulen. Diese Anteile dürften sich weiter ändern und wir werden sie bei den anstehenden Entscheidungen berücksichtigen.Weiß man jetzt mehr wie die Schulpolitik der Grünen im Kreis ausschaut? Ist der Elsdorfer Grüne jetzt schlauer?
Frage an Radio Eriwan: „Kümmern sich die Grünen um Inklusion?“
Im Prinzip ja, aber nur an Förderschulen.
Leider ist das kein Scherz, denn die Kreisgrünen wollen einen „mitgliederöffentlicher Arbeitskreis Inklusion“ einrichten in dem einerseits die „allgemeinen Barrierefreiheit“ als auch die "Inklusionsthematik im Förderschulbereich" behandelt werden soll.
Und um den Treppenwitz zu einem angemessenen Ende zu führen, die oben genannte Anna Stenz ist Mitglied im Kreisschulausschuss und sie ist
jeweils erreichbar mit einer Mailadresse in folgendem Muster vorname.nachname@gruene-rek.deErreichbar bedeutet ja zum Glück nicht, dass Mails beantwortet werden.
Thema: Schulpolitik
01. Juni 15 | Autor: antoine favier | 4 Kommentare | Kommentieren
„Das Gymnasium Frechen versteht sich in erster Linie als Gymnasium für alle Frechener Kinder und Jugendliche.“So das Selbstverständnis des Frechener Gymnasiums, wie es in der Stellungnahme der Gymnasiums zum neuen Frechener Schulentwicklungsplan zu finden ist.
Bei einem Blick auf die Anmeldezahlen des Frechener Gymnasiums findet man diese Selbsteinschätzung jedoch eher nicht bestätigt. Gelang es dem Gymnasium für das Schuljahr 2013/14 noch über 35% der Eltern der Viertklässler von der Qualität der eigenen Schule zu überzeugen, so ist diese Quote inzwischen auf gerade noch 28,7 % gesunken.
Das ist natürlich schon sehr erstaunlich, denn das Gymnasium rühmt sich, dass „es als einziges Gymnasium im Rhein-Erft-Kreis den Status als MINT-ec-Schule (…)“ hat. Ja, dass es „einen exzellenten Unterricht in Naturwissenschaften“ bietet und „in allen Aufgabenfeldern interessante Angebote bereit“ hält.
Irgendetwas muss da wohl gravierend schief laufen. Auch hierzu hat das Gymnasium ein paar Erklärungen, die jedoch die eigene Selbstwahrnehmung nicht arg beeinträchtigen:
Zum einen natürlich die Eltern, die Kinder auf’s Gymnasium schicken, wo doch bereits zuvor klar war, dass für viele dieser Kinder das Gymnasium nicht geeignet ist:
Das lässt aber außer Acht, dass die Schülerzahlen gerade zum Schuljahr 2012/13 extrem angestiegen war, und zwar so extrem, dass sich bei vielen dieser Schülerinnen und Schüler herausstellte, dass sie für die Schulform Gymnasium nicht geeignet waren.Und der Rest erklärt sich relativ einfach aus einer Art Frechener Tradition, die Kinder auf externe Gymnasien zu schicken:
Die Zahl der Auspendler ist in Frechen schon lange relativ hoch. Es gibt traditionelle Bindungen zu Kölner Schulen bzw. Frechener Schülerinnen und Schüler besuchen Gymnasien in Nachbargemeinden, die für sie näher liegen als das Gymnasium Frechen.Auch hier sollte man besser nicht allzu tief in die Statistik einsteigen, denn die statistische Wahrheit und die gymnasiale Wahrheit weichen etwas voneinander ab.

Ein Blick auf die erste Grafik belegt eine abweichende Entwicklung:
2013/14 war ein sehr starker Schülerjahrgang zur Anmeldung gekommen. Von 450 Abgängen der Grundschule wollten 35% auf das Frechener Gymnasium und weitere 20% wählten ein Gymnasium oder eine Gesamtschule außerhalb Frechens aus. 2014/15 haben nur 389 Kinder von der Grundschule auf’s Gymnasium gewechselt. Bei einer Quote von 35% hätten sich 136 Kinder für’s Gymnasium entscheiden müssen, aber nur 120 Kinder (= 31%) haben das getan. 2015/16 ist wieder ein recht starker Jahrgang, 425 Kinder suchen eine weiterführende Schule. Bei einer Quote von 35% müssten sich 149 Kinder für’s Gymnasium entschieden. Es waren aber nur 122 (29%). Davon abweichend die Entwicklung bei der eh komplett überfüllten Realschule, diese hat von 2013/14 auf 2014/15 ihren Anteil von 30 auf 37% der Kinder erhöht und sich in diesem Jahr auf dieser Höhe gehalten. Absolut bedeutet das, dass dieses Jahr 156 Frechener Kinder die Realschule besuchen.
Irgendetwas scheint da ins Rutschen gekommen zu sein.
Ebenso erstaunlich ist, dass das „einzige“ MINT-ec-Gymnasium im Rhein-Erft-Kreis mit „exzellentem Unterricht in Naturwissenschaften“ es nicht vermag, auswärtige SchülerInnen anzuziehen. Noch 2013/14 haben sich 12 Kinder aus Umlandgemeinden am Frechener Gymnasium angemeldet, letztes Jahr waren es noch drei und für das nächste Schuljahr konnte das hiesige Gymnasium noch ein einziges externes Kind von der eigenen Qualität überzeugen.
Das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hürth, ein Gymnasium ohne jegliche Besonderheit, hat es geschafft, die Eltern von 20 Frechener Kindern zu binden.
Das räumliche Argument, das sich in der Stellungnahme des Frechener Gymnasiums findet, dass nämlich in bestimmten Wohnlagen das externe Gymnasium näher gelegen sei, als das städtische greift als Erklärungsmuster hier nicht. Der Schulweg zum Hürther Gymnasium ist, egal wo die Kinder in Frechen wohnen, immer länger als zum Frechener.
Darf man fragen, was das Hürther Gymnasium besser macht?
Noch viel weniger greift das räumliche Argument für die beiden Kinder, die bspw. das Gymnasium in Kerpen besuchen. Eine Verdoppelung, ja Verdreifachung des Schulwegs, nur um nicht das Frechener Gymnasium besuchen zu müssen, das ist erklärungsbedürftig.
Aber im Grunde liefert die gymnasiale Stellungnahme selber genügend Hinweise, warum viele Eltern das lokale Gymnasium meiden:
Da ist natürlich der gepflegte Bildungsdünkel („… für die Schulform nicht geeignet“), der sich in Aussagen wie der fehlenden Eignung bestimmter Kinder Ausdruck verschafft.
Das Problem ist aber auch sprachlich zu erkennen, denn in Bezug auf die MINT-Qualitäten wird der „exzellente Unterricht“ durch die vielen Fachlehrer gelobt, ebsnso die tolle Ausstattung der Räumlichkeiten. Daneben gebe es weitere tolle (freiwillige) Angebote in einem Leistungszentrum.
Und ansonsten hält das Gymnasium „in allen Aufgabenfeldern interessante Angebote“ bereit und verweist dabei auf freiwillige Arbeitsgemeinschaften oder Austauschprogramme mit ausländischen Schulen.
Könnte es sein, dass sich hierin implizit eine unterschiedliche Wertigkeit zwischen dem naturwissenschaftlichen und den übrigen Lernbereichen Ausdruck verschafft?
Beim derzeitigen Stand der Erkenntnis bleibt festzuhalten, dass das Frechener Gymnasium vor einem echten Problem steht:
anscheinend differieren Fremd- und Selbsteinschätzung gewaltig mit der Folge, dass jedes Jahr mehr Eltern für ihre Kinder eine schulische Alternative suchen.
Kommt nun zum kommenden Schuljahr 2016/17 die Gesamtschule, so muss das Gymnasium befürchten, in die gepflegte Vierzügigkeit zurückzufallen.
Beruhigend für alle Frechener Kinder: es gibt dann endlich eine zum Abitur führende schulische Alternative vor Ort. Kinder, denen das Gymnasium die gymnasiale Reife abspricht, können an der neuen Gesamtschule vor Ort ihr Abitur machen, ohne als „nicht geeignet“ gebrandmarkt zu werden.
Das alleine ist es wert, dass die Gesamtschule kommt.
Thema: Umwelt
28. Mai 15 | Autor: antoine favier | 2 Kommentare | Kommentieren
Nun hat das norwegische Parlament also entschieden. Der norwegische Staatsfonds soll alle Anteile, die er an Energie- und Bergbauunternehmen hält, abstoßen, wenn deren Kohlegeschäft mehr als 30% des Umsatzes ausmacht.
Damit ist RWE betroffen, denn hier steht das Kohlegeschäft für rund 60% des Umsatzes. Der norwegische Staatsfonds hält 2% des Unternehmens im Wert von rund 300 Mio EUR.
Das wird den übrigen Anteileignern sicherlich nicht gefallen nachdem die Aktie derzeit eh unter Druck steht. Buchverluste sind programmiert.
Schlimmer noch, der norwegische Staatsfonds ist Vorbild für viele andere kleiner Fonds. Wenn diese der Entscheidung der Norweger folgen, so stehen weitere Aktienverkäufe auf der Tagesordnung.
Dabei hat es die Begründung des Ausstiegs in sich, denn hier wird dem Geschäftsmodell von RWE das Totenglöckchen geläutet: wegen des hohen Kohleanteils sieht der norwegische Staatsfonds die Zukunft des Unternehmens für gefährdet an.
Und damit nicht genug, nun drohen auch noch hohe Kosten für die bestehenden Kohlekraftwerke, ganz unabhängig von der derzeit heiß diskutierten Klimaabgabe, denn die EU will den Ausstoß diverser Schadstoffe reduzieren. Unter die Schadstoffe fällt auch Quecksilber, das insbesondere bei der Verstromung von Braunkohle freigesetzt wird. Derzeit dürfen deutsche Kraftwerke 30mg Quecksilber je Kubikmeter Rauch ausstoßen. Bis 2020 soll der Wert auf 10 mg reduziert werden. Das ist zwar immer noch zu viel, bedeutet aber für die deutschen Kraftwerke den Einbau neuer teurer Filter.
Wirtschaftlicher wird die Produktion von Strom aus Braunkohle damit sicherlich nicht.
Und allen Beteuerungen zum Trotz, Frau Merkel hat erst vor wenigen Tagen nochmals betont, dass die CO2-Reduktion von 40% gegenüber 1990, zu der sich Deutschland verpflichtet hat, erreicht werden soll. Alle Vorschläge der Kohlefreunde sind nicht dergestalt, dass das Ziel bis 2020 ohne Klimaabgabe erreicht werden kann. Um eine massive Reduktion des CO2-Ausstoßes aus Kraftwerken führt wohl kein Weg vorbei.
Man sollte vielleicht auf den norwegischen Staatsfonds hören – das kohlebasierte Geschäftsmodell der RWE ist nicht (mehr) zukunftsfähig.
Damit ist RWE betroffen, denn hier steht das Kohlegeschäft für rund 60% des Umsatzes. Der norwegische Staatsfonds hält 2% des Unternehmens im Wert von rund 300 Mio EUR.
Das wird den übrigen Anteileignern sicherlich nicht gefallen nachdem die Aktie derzeit eh unter Druck steht. Buchverluste sind programmiert.
Schlimmer noch, der norwegische Staatsfonds ist Vorbild für viele andere kleiner Fonds. Wenn diese der Entscheidung der Norweger folgen, so stehen weitere Aktienverkäufe auf der Tagesordnung.
Dabei hat es die Begründung des Ausstiegs in sich, denn hier wird dem Geschäftsmodell von RWE das Totenglöckchen geläutet: wegen des hohen Kohleanteils sieht der norwegische Staatsfonds die Zukunft des Unternehmens für gefährdet an.
Und damit nicht genug, nun drohen auch noch hohe Kosten für die bestehenden Kohlekraftwerke, ganz unabhängig von der derzeit heiß diskutierten Klimaabgabe, denn die EU will den Ausstoß diverser Schadstoffe reduzieren. Unter die Schadstoffe fällt auch Quecksilber, das insbesondere bei der Verstromung von Braunkohle freigesetzt wird. Derzeit dürfen deutsche Kraftwerke 30mg Quecksilber je Kubikmeter Rauch ausstoßen. Bis 2020 soll der Wert auf 10 mg reduziert werden. Das ist zwar immer noch zu viel, bedeutet aber für die deutschen Kraftwerke den Einbau neuer teurer Filter.
Wirtschaftlicher wird die Produktion von Strom aus Braunkohle damit sicherlich nicht.
Und allen Beteuerungen zum Trotz, Frau Merkel hat erst vor wenigen Tagen nochmals betont, dass die CO2-Reduktion von 40% gegenüber 1990, zu der sich Deutschland verpflichtet hat, erreicht werden soll. Alle Vorschläge der Kohlefreunde sind nicht dergestalt, dass das Ziel bis 2020 ohne Klimaabgabe erreicht werden kann. Um eine massive Reduktion des CO2-Ausstoßes aus Kraftwerken führt wohl kein Weg vorbei.
Man sollte vielleicht auf den norwegischen Staatsfonds hören – das kohlebasierte Geschäftsmodell der RWE ist nicht (mehr) zukunftsfähig.