Donnerstag, 21. Juni 2012
Die neue Gesamtschule wird kommen.
Die neue Gesamtschule soll zum Schuljahr 2014/15 eröffnen.
Die neue Gesamtschule soll einen Neubau bekommen.
Die neue Gesamtschule soll 5-zügig werden.
Die neue Gesamtschule soll inklusiv werden.
Die neue Gesamtschule soll neben dem Albert-Schweitzer-Gymnasium errichtet werden (= gleich neben "de Bütt").
Die neue Gesamtschule ist von Frechen aus gut erreichbar.


Mit dem Bus (Linie 710) ab Frechen Rathaus in weniger als einer halben Stunde.
Mit dem Fahrrad ab Frechen Rathaus sind es weniger als sieben Kilometer
Und für die Bachemer Kinder ist der Weg noch kürzer.

Freunde und Freundinnen der Gesamtschule: Bachem ist der Frechener Wohnort mit Zukunft, egal, wie sich die Stadt Frechen entscheidet.

… und Hürth hat eine tolle Partnerstadt in Frankreich: Argelès-sur-Mer – am Mittelmeer, kurz vor der spanischen Grenze.

Frechen dagegen hat weder eine Gesamtschule noch eine so toll gelegene Partnerstadt. In Hürth macht selbst ein Schüleraustausch mehr Spass.




Mittwoch, 20. Juni 2012
Thema: Inklusion
In der letzten Schulausschusssitzung hat die Grüne Fraktion einen Antrag eingebracht, mit dem die Stadtverwaltung aufgefordert worden ist, die Erfordernisse der Inklusion bei den „laufenden und zukünftigen Planungen im Rahmen der Neugliederung des Frechener Schulsystems für alle Schulen „zu berücksichtigen und entsprechend darzustellen.“

Im Grunde also eine Selbstverständlichkeit, nachdem selbst in Frechen angekommen ist, dass die UN-Behindertenrechtskonvention nicht an den Stadttoren halt machen wird.

Wie notwendig dieser Antrag war, erwies sich noch in der gleichen Sitzung, denn nur kurze Zeit zuvor war der „Schulentwicklungsplans für die Stadt Frechen: Weiterentwicklung des Schulangebots in der Sekundarstufe“ vom Gutachterbüro Komplan präsentiert worden. In diesem Gutachten ist folgender Absatz zu finden:
Aus den aktuellen Orientierungsgrößen von schulisch genutzten Flächen „geht auch hervor, dass (…) Räume für eine inklusive Nutzung nicht eingeschlossen sind.
In den nachfolgenden Betrachtungen des Gutachters über die vorhandenen Räume der Frechener Schulen (Hauptschule, Realschule und Gymnasium) wird dem Aspekt des erhöhten Raumbedarfs im Rahmen der Inklusion jedoch an keiner Stelle Rechnung getragen.

Das Gutachten prüft das an den Schulen vorhandene Raumangebot ohne nach Räumen für die „inklusive Nutzung“ zu fragen. Aber, das ist auch nicht wirklich erforderlich, denn das Raumangebot sowohl der aktuellen Realschule als auch des Gymnasiums stößt auch ohne Inklusion jetzt bereits an seine Grenzen.

Um so erstaunlicher das seltsame Verhalten der Fraktionen und der Verwaltung im Rat auf den Antrag der Grünen: alle Beteiligten versuchten den Antrag wegzureden. Was man denn als Kommune beim Thema Inklusion überhaupt tun solle? Das Land habe noch überhaupt keine Richtlinien erlassen, und was es der Ausflüchte mehr gibt. Am Ende stimmte nur die Vertreterin der Grünen für den Antrag, alle anderen Mitglieder des Schulausschusses enthielten sich der Stimme. Damit wurde der Antrag unter den kuriosesten Bedingungen angenommen, doch das Verhalten von CDU, SPD, FDP, SBF und Perspektive gibt zu denken. Es hat den Anschein, als würde man dem Thema gerne aus dem Weg gehen, als gäbe es keine kommunale Verantwortung in diesem Bereich. Andererseits aber scheint die Angst, als Gegner der Inklusion wahrgenommen zu werden, noch größer.
Da reibt man sich denn doch ein bisschen die Augen. So also „gestalten“ die Frechener Parteien die Zukunft der Kommune, wegducken und klein machen.

Da lohnt es sich, an eine Fachtagung der Freien Wohlfahrtspflege zu erinnern, an die sich die Vorsitzende des Schulausschusses Frau D’Moch-Schweren vielleicht noch erinnern wird. In der Eröffnungsrede zum Thema Inklusion fiel folgender Satz:
„Die Kommunen sind in der Pflicht, schon allein aus ihrer Verantwortung für die Daseinsvorsorge für ihre Bürgerinnen und Bürger.“
In dieser Rede wurden auch vier Aufgaben formuliert, die die Kommunen jetzt bereits angehen können.
„Was ist kommunal zu tun?
Vier mögliche Schritte, die vielleicht auch ohne großen finanziellen Aufwand zu gehen sind, könnten vor Ort am Anfang von Inklusionsaktivitäten stehen:
1. Erhebung des status quo – mit einer Bestandsaufnahme der Lebensbedingungen der Menschen mit Behinderung (und der anderen Gruppierungen) verschafft sich die Kommune einen Überblick - und erfragt, was den Menschen vor Ort wichtig ist, was sie sich wünschen
2. Ableitung von Handlungsnotwendigkeiten
3. Vermeiden eines Nebeneinanders von Sozialraumplanung, Demographieplanung, Pflegeplanung, Teilhabeplanung etc., Es gilt ein Konzept im Gesamtkontext der kommunalen Handlungsfelder zu entwickeln.
4. Erarbeitung von Plänen – mit konkreten Maßnahmen und konkreten Zeitschienen.“
Mit anderen Worten: Inklusion muss gewollt und umgesetzt werden. Aktuell zeigen nur die Grünen, dass sie die Notwendigkeiten verstanden haben. Die übrigen Parteien haben die Zeichen der Zeit wohl noch nicht erkannt. Ob sie es je tun, wer weiß ... Aber immerhin, man hat schon Angst vor dem Eindruck, der entstehen könnte, sollte das jeweilige Desinteresse am Thema Inklusion offenkundig werden.

Das zumindest ist schon mal etwas.




Mittwoch, 13. Juni 2012
Manchmal ist es mehr als bedauerlich, dass manch wichtige Ausschusssitzung in Frechen nur vor einem Insiderpublikum stattfindet. Heute war wieder so ein Tag. Man kennt sich, man grüßt sich und dann bekommt man eine Schulausschusssitzung, die mal wieder eine kleine Sensation zu bieten hat. Thema war die Neujustierung des Schulstandorts Frechen. Dieses Thema war eingeleitet worden vergangenes Jahr durch einen Antrag der SPD, der insgeheim von der CDU gestützt wurde. doch bitte schön die Einführung einer Sekundarschule zu prüfen. Daraufhin grätschten Eltern von Grundschulkindern dazwischen mit der berechtigten Frage, warum den Sekundarschule und nicht Gesamtschule. Daraus ging ein Prüfauftrag an die Stadtverwaltung hervor, doch bitte die verschiedenen Optionen zu prüfen und zu bewerten. Für die Prüfung und Bewertung wurde ein Gutachterbüro herangezogen, das zu einem mehr als eindeutigen Schluss gekommen sind:

1. die Hauptschule wird nicht zu halten sein - der Elternwille, der nun mal entscheidend ist, ganz egal wie gut eine Schule arbeitet, stellt sich massiv und unzweideutig gegen diese Schulform.
2. Der Elternwille tendiert zum Abitur, was in Frechen aktuell bedeutet, der Elternwille tendiert zum Gymnasium, das daher in den kommenden Jahren auf eine akute Raumnot zulaufen wird.
3. Das Modell Sekundarschule, also die Fusion von Haupt- und Realschule löst zwar das Hauptschulproblem, nicht aber die gymnasiale Raumnot.
4. So bleibt einzig die Gesamtschule, die sowohl die Auflösung der Hauptschule als auch den Trend zum Abitur auffangen kann.
Die Gesamtschule, die weiterhin als neunjährige Schule zum Abitur führt, ist dadurch attraktiv genug, Kinder zurückzugewinnen, die bisher an Gesamtschulen ausserhalb Frechens gewechselt sind, als auch Kinder vom Gymnasium abzuwerben, die mit einer neunjährigen Schulzeit zum Abitur kommen wollen.
Die Realschule soll, so die Gtuachter dabei erhalten bleiben, sie soll sich aber verkleinern.

Alles Argumente, die von den Eltern vergangenes Jahr angeführt worden sind, Argumente, die auch hier im Blog mehrfach nachzulesen sind. Es ist aus dieser Warte erfreulich, wenn die besseren Argumente so schlagend durch externe Gutachter bestätigt werden.

Wenig überraschend waren dabei die Widerstände, auf die dieses Gutachten gestoßen ist. Die Rektorin der Hauptschule und der Rektor der Realschule sind bereits auf dem Weg in die Schützengräben. Aus Sicht der betroffenen Schulen verständlich, allein die Argumente, die im Grunde den Status quo verteidigen, sind nur dann ansatzweise nachzuvollziehen, wenn man auf die einzelne Schule schaut, nicht aber auf die Gesamtstruktur.

Natürlich leisten diese Schulen qualitativ hochwertige Arbeit, nur, wenn interessiert das noch, wenn Eltern Hauptschulen als Looserschulen einsortiert haben? Das ist ein Kampf gegen Windmühlen und die Stadtverwaltung wirkte heute nicht willig, den Don Quichotte zu spielen.

Gleiches gilt für die Realschule: will Frechen eine Gesamtschule, um auch dem Gymnasium Luft zu verschaffen, dann muss die Realschule schrumpfen. Das mag aus Sicht der Realschule bedauerlich sein, aber es ist unumgänglich.

Alle anderen Ideen, so die der FDP, man könne ja auch über ein zweites Gymnasium nachdenken, geht an der Problemlage vorbei. Man kann sich nur vorstellen, dass die FDP daraus ihren kommenden Wahlkampfschlager machen möchte. Nachdem die FDP eigentlich nur noch in Königsdorf gewählt wird, läge es doch nahe, für eben dieses Köngisdorf eine Gymnasium zu fordern. Es sähe dieser Partei ähnlich.

Die CDU scheint auch noch Schwierigkeiten zu haben, in der neuen Zeit anzukommen. Hier meint man immer noch, eine Qualitätsdebatte könnte die Hauptschule retten. Wie gesagt: es ist gleichgültig, was die Hauptschule Frechen in welcher Qualität abliefert, die Hauptschule bietet kein Abitur und sie wird von der breiten Öffentlichkeit als Looserschule betrachtet. Und der Versuch der Rektorin, sie als Ort der Inklusion wieder ins Gespräch zu bringen ist eine Todgeburt. Sobald die breite Öffentlichkeit zur Kenntnis nimmt, dass die Hauptschule zur neuen Förderschule wird, werden innerhalb kürzester Zeit nur noch Kinder mit Förderbedarf diese Schule besuchen. Das wäre sowohl für die Schule als auch für eine ernstgemeinte Inklusion die schlimmstmögliche Entwickung.

Nein, die Inklusion muss über alle Schulformen hinweg in Frechen grundsätzlich diskutiert werden. Vor zwei Jahren wurden Stadt und Politik via Bürgerantrag aufgefordert, einen Inklusionsplan zu formulieren. Der Inklusionsplan ist immer noch Desiderat. Es ist Zeit, Inklusion und die Entwicklung des Schulstandorts Frechen zusammen zu denken.

Berichterstattung zum Thema:
KR v. 13.06.2012: Gutachten empfiehlt Gesamtschule
KR v. 14.06.2012: Grüne sehen sich bestätigt
KStA v. 14.06.2012: Gesamtschule wird favorisiert
RadioErft v. 14.06.2012: Schullandschaft vor dem Umbruch

Bericht der Fraktion der Grünen: Gutachter:"Gesamtschule beste Lösung"

Frühere Beiträge zum Thema:
Pro Gesamtschule IV
Pro Gesamtschule II
Veränderungen in der Schullandschaft