Manchmal ist es mehr als bedauerlich, dass manch wichtige Ausschusssitzung in Frechen nur vor einem Insiderpublikum stattfindet. Heute war wieder so ein Tag. Man kennt sich, man grüßt sich und dann bekommt man eine Schulausschusssitzung, die mal wieder eine kleine Sensation zu bieten hat. Thema war die Neujustierung des Schulstandorts Frechen. Dieses Thema war eingeleitet worden vergangenes Jahr durch einen Antrag der SPD, der insgeheim von der CDU gestützt wurde. doch bitte schön die Einführung einer Sekundarschule zu prüfen. Daraufhin grätschten Eltern von Grundschulkindern dazwischen mit der berechtigten Frage, warum den Sekundarschule und nicht Gesamtschule. Daraus ging ein Prüfauftrag an die Stadtverwaltung hervor, doch bitte die verschiedenen Optionen zu prüfen und zu bewerten. Für die Prüfung und Bewertung wurde ein Gutachterbüro herangezogen, das zu einem mehr als eindeutigen Schluss gekommen sind:

1. die Hauptschule wird nicht zu halten sein - der Elternwille, der nun mal entscheidend ist, ganz egal wie gut eine Schule arbeitet, stellt sich massiv und unzweideutig gegen diese Schulform.
2. Der Elternwille tendiert zum Abitur, was in Frechen aktuell bedeutet, der Elternwille tendiert zum Gymnasium, das daher in den kommenden Jahren auf eine akute Raumnot zulaufen wird.
3. Das Modell Sekundarschule, also die Fusion von Haupt- und Realschule löst zwar das Hauptschulproblem, nicht aber die gymnasiale Raumnot.
4. So bleibt einzig die Gesamtschule, die sowohl die Auflösung der Hauptschule als auch den Trend zum Abitur auffangen kann.
Die Gesamtschule, die weiterhin als neunjährige Schule zum Abitur führt, ist dadurch attraktiv genug, Kinder zurückzugewinnen, die bisher an Gesamtschulen ausserhalb Frechens gewechselt sind, als auch Kinder vom Gymnasium abzuwerben, die mit einer neunjährigen Schulzeit zum Abitur kommen wollen.
Die Realschule soll, so die Gtuachter dabei erhalten bleiben, sie soll sich aber verkleinern.

Alles Argumente, die von den Eltern vergangenes Jahr angeführt worden sind, Argumente, die auch hier im Blog mehrfach nachzulesen sind. Es ist aus dieser Warte erfreulich, wenn die besseren Argumente so schlagend durch externe Gutachter bestätigt werden.

Wenig überraschend waren dabei die Widerstände, auf die dieses Gutachten gestoßen ist. Die Rektorin der Hauptschule und der Rektor der Realschule sind bereits auf dem Weg in die Schützengräben. Aus Sicht der betroffenen Schulen verständlich, allein die Argumente, die im Grunde den Status quo verteidigen, sind nur dann ansatzweise nachzuvollziehen, wenn man auf die einzelne Schule schaut, nicht aber auf die Gesamtstruktur.

Natürlich leisten diese Schulen qualitativ hochwertige Arbeit, nur, wenn interessiert das noch, wenn Eltern Hauptschulen als Looserschulen einsortiert haben? Das ist ein Kampf gegen Windmühlen und die Stadtverwaltung wirkte heute nicht willig, den Don Quichotte zu spielen.

Gleiches gilt für die Realschule: will Frechen eine Gesamtschule, um auch dem Gymnasium Luft zu verschaffen, dann muss die Realschule schrumpfen. Das mag aus Sicht der Realschule bedauerlich sein, aber es ist unumgänglich.

Alle anderen Ideen, so die der FDP, man könne ja auch über ein zweites Gymnasium nachdenken, geht an der Problemlage vorbei. Man kann sich nur vorstellen, dass die FDP daraus ihren kommenden Wahlkampfschlager machen möchte. Nachdem die FDP eigentlich nur noch in Königsdorf gewählt wird, läge es doch nahe, für eben dieses Köngisdorf eine Gymnasium zu fordern. Es sähe dieser Partei ähnlich.

Die CDU scheint auch noch Schwierigkeiten zu haben, in der neuen Zeit anzukommen. Hier meint man immer noch, eine Qualitätsdebatte könnte die Hauptschule retten. Wie gesagt: es ist gleichgültig, was die Hauptschule Frechen in welcher Qualität abliefert, die Hauptschule bietet kein Abitur und sie wird von der breiten Öffentlichkeit als Looserschule betrachtet. Und der Versuch der Rektorin, sie als Ort der Inklusion wieder ins Gespräch zu bringen ist eine Todgeburt. Sobald die breite Öffentlichkeit zur Kenntnis nimmt, dass die Hauptschule zur neuen Förderschule wird, werden innerhalb kürzester Zeit nur noch Kinder mit Förderbedarf diese Schule besuchen. Das wäre sowohl für die Schule als auch für eine ernstgemeinte Inklusion die schlimmstmögliche Entwickung.

Nein, die Inklusion muss über alle Schulformen hinweg in Frechen grundsätzlich diskutiert werden. Vor zwei Jahren wurden Stadt und Politik via Bürgerantrag aufgefordert, einen Inklusionsplan zu formulieren. Der Inklusionsplan ist immer noch Desiderat. Es ist Zeit, Inklusion und die Entwicklung des Schulstandorts Frechen zusammen zu denken.

Berichterstattung zum Thema:
KR v. 13.06.2012: Gutachten empfiehlt Gesamtschule
KR v. 14.06.2012: Grüne sehen sich bestätigt
KStA v. 14.06.2012: Gesamtschule wird favorisiert
RadioErft v. 14.06.2012: Schullandschaft vor dem Umbruch

Bericht der Fraktion der Grünen: Gutachter:"Gesamtschule beste Lösung"

Frühere Beiträge zum Thema:
Pro Gesamtschule IV
Pro Gesamtschule II
Veränderungen in der Schullandschaft