Freitag, 18. Oktober 2013
Ganz im Gegensatz zum Frechener Vorgehen bei der Neugestaltung der Schullandschaft hat Pulheim sich für die kommenden Jahre ein straffes Programm verordnet. Dafür bekommt die Stadt aber auch eine Primus-Modellschule, eine Schule die das längere gemeinsame Lernen ermöglichen wird und wie es ausschaut auch eine Gesamtschule. Im Gegensatz zur im vergangenen Jahr gescheiterten Sekundarschule hat sich der Elternwunsch, in Pulheim endlich eine Gesamtschule zu erhalten, in der Elternbefragung bestätigt. Sowohl bei den Eltern der Dritt- als auch bei denen der Viertklässler haben jeweils fast 200 Eltern bekundet, ihre Kinder sicher oder ziemlich sicher an der Gesamtschule anmelden zu wollen.
Auch wenn sich manche Eltern aus unterschiedlichen Gründen um entscheiden werden, so spricht diese hohe Zahl an anmeldewilligen Eltern eine deutliche Sprache: Eine Gesamtschule wird von vielen Eltern als Bereicherung der Schullandschaft angesehen.

Die rudimentäre Elternbefragung, die vom „Aktionsbündnis für eine Gesamtschule in Frechen“ vor ziemlich genau einem Jahr initiiert worden ist, hat vergleichbare Ergebnisse erbracht. Eine Elternbefragung durch die Stadt, die immerhin seit rund 3 Jahren als politisches Versprechen im Raum steht, würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein ähnliches Ergebnis erbringen. Auf Basis einer solchen Befragung befände sich Frechen auf Augenhöhe mit Pulheim.
Es ist davon auszugehen, dass die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik die Situation ähnlich einschätzen. Wie alle Interessierten aber aus den Sitzungen des Schulausschusses der vergangenen Jahre wissen, ist sich die stadtinterne große Koalition in diesem Punkt immerhin insoweit einig, dass das Thema Schulentwicklung in Frechen auf die ganz lange Bank geschoben werden soll. Gründe mag es mehrere geben, zentral ist aber die aus einer Elternbefragung resultierende Pflicht der Stadt, zu handeln, sollte die Elternbefragung die Notwendigkeit einer Veränderung dokumentieren. Würden also ganz viele Eltern erklären, sie wünschten für ihre Kinder eine Gesamtschule, dann wäre dies ein Handlungsauftrag. Wie in Pulheim …
Alle Versprechungen der Politik, ob sie nun von der SPD stammen und ein verdruckstes „eigentlich sind wir für eine Gesamtschule“ beinhalten, oder von der CDU, die vollmundig erklärt für Bildung zu stehen und den Elternwillen zu respektieren, sind aber das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind, da Stadt und Politik keinen Handlungsauftrag entgegen nehmen wollen. Also gilt: lieber gar nicht erst gefragt ….

In einem der letzen Schulausschusssitzungen wurden daher alle Anträge, die darauf abzielten, zumindest einen aktuellen Schulentwicklungsplan zu beauftragen, abgelehnt, denn im Rahmen des Schulentwicklungsplans hätte man unter anderem auch das Szenario „Einführung einer Gesamtschule“ von den Gutachtern überprüfen lassen müssen. Schon das alleine war der Ausschussmehrheit nicht geheuer.

Ein Blick in den Haushaltsentwurf 2014 der Stadt Frechen genügt, um sich in dieser Einschätzung bestätigt zu sehen. Noch im Haushaltsplan 2013 fand sich nachfolgendes Ziel des Verwaltungsvorstandes formuliert:
Bis 31.12.2013 ist der Schulentwicklungsplan anlassbezogen fortgeschrieben sowie im Schulausschuss vorgestellt. Zielmotivation Klärung der Frechener Schullandschaft Sek. I und II für die nächsten Jahre
Dieser Haushalt wurde im März 2013 verabschiedet. Im aktuellen Haushaltsplan, „immerhin“ 6 Monate später taucht der Begriff „Schulentwicklungsplan“ nicht einmal mehr auf. Irgendwelche Ziele hat die Stadt in dieser Hinsicht auch nicht mehr.
Aber lauschen wir den wohlklingenden Worten des Haushaltsplans 2014:
Der Rat der Stadt Frechen hat einen politischen Schwerpunkt im Bereich „Schulische Bildung“ gesetzt. Hieraus resultieren einerseits Investitionen in die allgemeine bauliche Substanz der Schulen (…) Zu nennen sind hier insbesondere die Schulstandorte Burgschule, Johannesschule, Lindenschule, Gymnasium, Hauptschule.
Zur besseren Einordnung lohnt es sich zu erwähnen, dass die Lindenschule seit rund 20 Jahren auf eine Sanierung wartet. In einer früheren Planung war vorgesehen, dass der Neubau der Lindenschule 2016 bezogen werden kann. Laut Haushaltsplan wird die neue Schule erste ein Jahr später bezugsfertig. Die Burgschule wird auf den Beginn der Totalsanierung daher auch ein Jahr länger warten müssen. Hier will die Stadt erst 2018 beginnen. Laut Haushaltsplan sind in den kommenden Jahren weder für das Gymnasium noch für die Hauptschule größere bauliche Investitionen geplant. Und die Schule, die neben den beiden Problemschulen Linden- und Burgschule, den höchsten Sanierungsbedarf hat, die Realschule, die findet sich im Haushalt an keiner Stelle berücksichtigt.

Aber der Sirenengesang des Haushaltsplans geht noch weiter:
Die Ergebnisse aus den Diskussionen zu den zukünftigen Schulformen werden möglicherweise auch Auswirkungen auf bauliche Veränderungen am den Schulstandorten Realschule und Hauptschule haben. Weitere finanzielle Auswirkungen werden sich aus den Maßnahmen zur Inklusion an Schulen ergeben. Die baulichen Umsetzungen können je nach politischer Entscheidung einen Finanzierungsbedarf von über 30 Mio. € auslösen.“
Nachdem in den vergangenen beiden Jahren alle Diskussionen abgewürgt worden sind, scheint es fraglich, ob eine ernsthafte Diskussion zukünftiger Schulformen in Frechen überhaupt gewollt ist.

Da in diesem Zitat auch die Inklusion erwähnt wird, fällt mir noch folgendes Zitat aus Köln ein:
„Nach Einschätzung der Verwaltung hängt die Geschwindigkeit der weiteren Inklusionsentwicklung maßgeblich vom Elternwillen bzw. dem Elternwahlverhalten ab. Die Verwaltung geht davon aus, dass sich sukzessive mehr Eltern für ihre Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarfen gerade mit Blick auf die Einschulung bzw. den Übergang in die weiterführende Schule für eine allgemeine Schule entscheiden werden. Die Verwaltung würde dies sehr begrüßen und wird eine solche Entwicklung unterstützen.
Die Kölner Verwaltung würde es sehr begrüßen, wenn vermehrt Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarfen sich für eine Regelschule entscheiden würden. Die Kölner Verwaltung wird eine solche Entwicklung unterstützen.

Wer kann sich ein derartiges Angebot von der Frechener Verwaltung vorstellen? Man begrüßt und unterstützt?
Also mal ehrlich, ein Einziger, der sich das hier in Frechen vorstellen kann, das würde mir schon genügen, dann könnte gelten: Noch ist Polen nicht verloren.



Bitte, nur ein Einziger ………




Freitag, 21. Juni 2013
Da wollte die SPD den Grünen eine Abstimmungsniederlage beibringen und gleichzeitig ein „Bekenntnis zur Gesamtschule“ ablegen. Aber irgendwie, beides will zusammen nicht so richtig funktionieren.

Um einen grünen Antrag scheitern zu lassen, ist die Kooperation der SPD unnötig. Das machen CDU und FDP schon ganz alleine. Und ein nicht einmal halbherziges Bekenntnis zur Gesamtschule ist ein Muster ohne Wert.

Erstaunlich war dabei der Anlass, den die SPD gewählt hatte, denn zur Debatte stand die Beauftragung eines Schulentwicklungsplans. Dazu gab es einen Beschluss des Schulausschusses aus dem vergangenen Jahr laut dem eine ergebnisoffene Prüfung der Frechener Schullandschaft gewünscht wurde. Ergebnisoffen bedeutet: es gibt keine Vorfestlegungen, sondern der Schulentwicklungsplan prüft, ob alles so bleiben kann, wie es ist oder ob bspw. eine Sekundarschule oder eine Gesamtschule die Frechener Schullandschaft verbessern. Offen geblieben war einzig der Zeitpunkt, den die Gutachter ins Visier nehmen sollen, also wann kann man sich in Frechen vorstellen, etwas zu ändern, wenn denn das Gutachten einen Änderungsbedarf attestiert? Dieser Antrag verzichtete bewußt darauf, irgend eine Schulform zu erwähnen, da ja bekannt ist, dass speziell die Vertreterin der FDP auf den Begriff „Gesamtschule“ hochallergisch reagiert.

Die Grünen fanden, man sollte Änderungen ab dem Schuljahr 2015/16 ins Auge fassen. Das war allen Beteiligten zu früh, da ja Änderung automatisch Neubau einer Schule bedeute. Man hätte also den grünen Antrag nehmen können und den Gutachtern einen späteren Termin geben können. Das wäre leicht möglich gewesen. War aber nicht gewollt. Der Antrag der Grünen musste abgelehnt werden und er wurde es dann auch.

Dem gegenüber stand nun ein Antrag der SPD, der die Beauftragung eines Schulentwicklungsplanes in die Haushaltsberatungen des Jahres 2014 verschieben will um dadurch eine Harmonisierung mit der mittelfristigen Finanzplanung zu erreichen. Im Klartext: es sollen Mittel für einen Schulneubau reserviert werden. Und hier benannte die SPD klar: Mittel für den Bau einer Gesamtschule.

Das folgende ist schnell erzählt: CDU und FDP haben diesen Antrag abgelehnt, da eine Festlegung auf eine Gesamtschule mit ihnen nicht zu haben ist. Das war aber schon im Vorfeld klar.
Nun wissen wir also, dass die SPD irgendwie für eine Gesamtschule ist, dass sie aber den ersten konkreten Schritt, also die Beauftragung eines Schulentwicklungsplanes erfolgreich verhindert hat. Damit haben die Sozialdemokraten der Gesamtschule einen Bärendienst erwiesen. CDU und FDP werden sich heimlich freuen – solange kein Schulentwicklungsplan vorliegt, kann sich in Frechen nichts ändern.

So also sieht das sozialdemokratische Bekenntnis zur Gesamtschule aus.




Donnerstag, 20. Juni 2013
Gestern war Schulausschuss. Keine Veranstaltung, die Herzen höher schlagen läßt, Ein bisschen träge, vieles scheint im Vorfeld bereits abgestimmt … aber gestern, ja gestern erlebten wir ein echtes Highlight, sozusagen einen Leckerbissen im politischen Nahkampf.

Man stelle sich mal vor, ein Mitglied des Ausschusses stelle einen Antrag, der Schulausschuss möge beschließen, seinen gesetzlichen Pflichten nachzukommen und der Auschluss sagt: Nö.
Klingt jetzt komisch, war aber so.

Nun also in medias res:
Realschule und Gymnasium werden ab kommendem Schuljahr mehrere Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf aufnehmen müssen, das Recht aller Kinder auf eine Beschulung im Regelschulsystem macht diesen Schritt unumgänglich. Man nennt das Inklusion und aktuell berät der nordrhein-westfälische Landtag das entsprechende Gesetz (9. Schuländerungsgesetz), mit dem die Pflichten der Inklusion in Gesetzestexte gegossen werden.
Der Vertreter der Schulpflegschaften der Grundschulen, Herr Tietz, forderte nun den Schulausschuss auf, zu beschließen, dass die Stadt im Rahmen ihrer Zuständigkeiten alles tun solle, um diese Schulen bei der Inklusion zu unterstützen. Er bezog sich dabei ausdrücklich auf die entsprechende Passage des Schulgesetzes, die da besagt, dass das Land die Kosten für das Lehrpersonal übernimmt, die Kommune aber für Sachkosten, Hausmeister und Sekretariat aufkommen muss.
Was bedeutet das nun konkret?
Da stellen wir uns mal ganz dumm und denken an einen Jungen mit massiven Sehbeeinträchtigungen. Der benötigt nun einen speziellen Bildschirm für den Schulcomputer, um dem Unterricht folgen zu können. Diesen Bildschirm muss die Kommune bezahlen.
Eigentlich einfach zu verstehen. Nicht aber, wenn man nicht verstehen will. Und dieser Schulausschuss wollte nicht verstehen, denn angeführt vom SPD-Vertreter im Ausschuss wurde die Behauptung aufgestellt, dieser Antrag fordere Dinge, die nicht von der Kommune zu bezahlen seien (bspw. zusätzliches Lehrpersonal). Selbst die Vorsitzende des Ausschusses wiederholte in ihrem Schlussplädoyer nochmals diese von Herrn Tietz mehrfach zurückgewiesene Behauptung. Die Stadtverwaltung hätte vermutlich aufklären können, allein sie tat es nicht. Gegen die einsame Stimme der grünen Vertreterin lehnte der Schulausschuss es ab, seinen Willen zur Unterstützung der Inklusionsbemühungen der Schulen zu bekunden. Also: ein Antrag, der inhaltlich den entsprechenden Paragraphen des nordrhein-westfälischen Schulgesetzes wiederholte, wurde vom Schulausschuss abgelehnt.

Man darf gespannt sein, ob der Schulausschuss in seiner nächsten Sitzung das 9.Schulrechtsänderungsgesetz für die Gemarkung Frechen für ungültig erklärt. Überraschen sollte es einen nach diesen Erfahrungen aber nicht.
Nun ja, es tröstet, dass sich durch diesen Beschluss nichts ändern wird, die finanziellen Verantwortlichkeiten der Kommune bleiben davon unberührt, einzig, was sich ereignet hat: der Schulausschuss hat sich unsäglich blamiert, hat er doch erklärt, dass er einen Antrag, mit dem die schulische Inklusion förderungsbedürftiger Kinder unterstützt werden sollte, ablehne!
Wie leitete Herr Tietz seinen Antrag ein:
Warum stelle ich diesen Antrag, das kann man fragen, nachdem die gesetzlichen Grundlagen der Inklusion in Nordrhein-Westfalen immer noch nicht verabschiedet sind.
Womit dann auch zusammenhängt, das umstritten ist, wer was und warum überhaupt bei der Inklusion zahlen soll. Wer hat die Inklusion bestellt und wer muss nun für die Kosten aufkommen? Darum geht es beim Streit zwischen den Kommunen und dem Land. In der oberen Etagen spricht man dann vom Konnexitätsprinzip und meint doch nur: wer kriegt die Rechnung.
Aber ehrlich, das ist nicht wirklich relevant. Es geht hier um zwei Sachen: Erstens die konsequente Anwendung des § 92 Abs. 3 SchulG. Und zweitens: Wir haben Kinder mit Förderbedarf, die wollen unterrichtet werden – an einer Regelschule. Von diesen Kindern wurde die Inklusion bestellt, von Kindern, die wir bisher auf Förderschulen abschieben mit der Behauptung, dort gehe es ihnen besser. Da diese Kinder aber in unserer Gesellschaft leben, ja leben und lernen wollen, ist es Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge, diesen Kinder jede Unterstützung zu geben, die ihnen den Weg mit uns ermöglicht. Die UN-Behindertenrechtskonvention erklärt – bezogen auf das Schulsystem – das Recht auf die Beschulung in einer Regelschule zu einem Menschenrecht. Daran müssen wir uns messen lassen und mir ist kein Menschenrecht bekannt, das unter einen kommunalen Finanzierungsvorbehalt gestellt ist.
Mit diesem Antrag stelle ich daher der Stadt und ihren politischen Vertretern die Frage, was sie bereit sind zu tun, damit die schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft in unserer aller Mitte leben und lernen können.
Hierzu gibt es nicht mehr zu sagen.
Zu anderen Aspekten dieser Sitzung aber schon, weshalb gilt: Wird fortgesetzt.




Freitag, 7. Juni 2013
Der erste Beitrag hier Blog (Febr. 2011) hat sich mit den anstehenden Veränderungen der Frechener Schullandschaft beschäftigt. Er hatte „programmatischen Charakter“ da die lokale Schulpolitik einer der Schwerpunkte des Blogs sein sollte.
Aus diesem Artikel greife ich folgendes Zitat auf:
Inklusion

Auch hier wird es spannend werden. Die Landesregierung bastelt an einem Inklusionsplan für das ganze Land. Die Kommunen sollten das als Hinweis darauf verstehen, dass die Einbeziehung behinderter Menschen in den Alltag, ins ganz normale Leben, auf der politischen Agenda steht.
Bezogen auf unsere Schullandschaft bedeutet das:
eine wahrscheinlich sogar kurzfristige Ausdünnung der Förderschulen und damit zwingend der Verbleib von Kindern mit Behinderungen, Integrationsproblemen etc. in den Grundschulen vor Ort. Und nur wenige Jahre später werden diese Kinder, die bisher auf Förderschulen abgeschoben wurden, darauf pochen, an weiterführenden Schulen angemessen gefödert zu werden.
ein Recht behinderter Kinder auf eine Beschulung in einer wohnortnahen Schule und zwar in Grund- und Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien.
Ohne hier über pädagogische Veränderungen reden zu wollen, bedeutet dies, dass unsere Frechener Schulen in einem überschaubaren Zeitraum behindertengerecht ausgebaut werden müssen. Es kann auch bedeuten, dass sich die Raumanforderungen verändern, weil Klassen mit behinderten Kindern vielleicht kleiner sein werden, weil andere Hygieneräume benötigt werden, weil Therapieräume erforderlich sein werden.
Dem vorausgehend war bereits im Juni 2010 mittels eines Bürgerantrags versucht worden, das Thema Inklusion in der politischen Debatte zu platzieren.
Es war vorgeschlagen worden, im lokalen Rahmen ein Konzept „Inklusion an Frechener Schulen“ zu entwickeln, bei denen alle in der Stadt tätigen Institutionen, die mit Bildung und Förderung zu tun haben, beteiligt werden sollten.
Die Stadtverwaltung jedoch fand die Rechtslage unübersichtlich und empfahl dem Schulausschuss das Abwarten.
Viel eher führt das von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Vorgehen dazu, dass die Diskriminierung behinderter Kinder durch Nichtstun fortgesetzt wird. Es stellt sich natürlich auch die Frage, ob die durch die Un-BRK geforderten "angemessenen Vorkehrungen" mit dem Einbau von Rampen und rollstuhlgerechter Toiletten Genüge getan ist, einen Eindruck jedoch den die Vorlage der Stadtverwaltung erweckt. In unserem Inklusionsantrag haben wir von Kindern mit besonderem Förderbedarf gesprochen, für die Räumlichkeiten und Hilfsmittel vorzuhalten sind.
Dafür versprach die damalige Vorsitzende des Schulausschusses, dass der Schulausschuss sich in 2011 intensiv der Frage der Inklusion widmen werde. Es gab denn wohl in diesem Jahr auch einen Fachvortrag eines ausgewiesenen Inklusionsexperten, Prof. Dr. Wocken. Ob dessen Anregungen in der täglichen Arbeit der Verwaltung Eingang gefunden haben, läßt sich bisher jedoch nicht erkennen.

Im November 2012, im NRW-Landtag gibt es eine rot-grüne Mehrheit, die Landesregierung hat das Thema Inklusion zu einem der wichtigsten Themen dieser Legislaturperiode erklärt, entsprechende Gesetze sind in Planung, wurde mittels eines Bürgerantrags erneut versucht, das Thema Inklusion zu platzieren. Im Bürgerantrag wurde insbesondere folgende Übergangsvorschrift zitiert:
„Eltern können die Rechte auf Gemeinsames Lernen … für ihre Kinder geltend machen, die ab dem Schuljahr 2013/14 … die Klassen 5 einer weiterführenden Schule … besuchen werden.“
Vor dem Hintergrund, dass es seit zwei Jahren keine verpflichtende Schulempfehlung für die weiterführenden Schulen gibt, bedeutet dies, dass förderungsbedürftige Kinder ab dem kommenden Schuljahr jede, aber auch jede weiterführende Schule besuchen dürfen. Die Stadt war also aufgerufen, sich des Themas anzunehmen, denn:
„Die Stadt trägt die Verantwortung für alle ihre Bürgerinnen und Bürger. Behinderte und förderbedürftigte Kinder zählen zu den schwächsten Mitgliedern der Stadtgesellschaft. Ihnen gegenüber hat die Stadt eine besondere Verantwortung.“
Die Stadtverwaltung lehnte auch diesen zweiten Vorstoß ab, da die in Diskussion befindlichen Gesetze noch nicht verabschiedet seien.

Nun haben wir Juni 2013 und die Stadt steht vor den Trümmern ihrer Politik und muss sich im Grunde eingestehen, dass sie ihrer Verantwortung für eben die schwächsten Mitglieder der Stadtgesellschaft nicht gerecht geworden ist.

Es ist geschehen, was geschehen musste. Schon zum kommenden Schuljahr wollen mehr Eltern ihre förderbedürftigen Kinder an einer Regelschule unterrichtet sehen, als wohl von der Stadtverwaltung angenommen. Da eine normale Klasse nicht unbegrenzt förderbedürftige Kinder aufnehmen kann, kommen nur wenige dieser Kinder an der Frechener Hauptschule unter. Den Rest hätte man früher zwangsweise auf die Förderschulen verfrachtet. Das geht ja nun nicht mehr. Also wurde entschieden, dass sowohl die lokale Realschule als auch das Gymnasium förderbedürftige Kinder aufnehmen müssen.

So schreibt das städtische Gymnasium aktuell die Eltern an, deren Kinder für die nun neu zu bildende integrative Klasse vorgesehen sind:
Die Klasse 5a wird eine ganz besondere Klasse sein. Zu ihr werden drei oder vier Kinder gehören, die einer besonderen Förderung bedürfen. Diese Kinder waren bisher im gemeinsamen Unterricht an der Grundschule, und ihre Eltern haben sie an der Hauptschule für das kommende Schuljahr angemeldet. Da die Anmeldezahlen an der Hauptschule aber niedriger sind als erwartet, können nicht alle Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an der Hauptschule aufgenommen werden.“
Wir wollen ihnen ganz offen sagen, dass uns diese Entwicklung überrascht. So schnell hat man in Frechen nicht damit gerechnet, dass Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf an der Realschule und dem Gymnasium aufgenommen werden.
Ist es nicht herrlich?
So schnell hat man in Frechen nicht damit gerechnet …
Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Man kann es auch anders formulieren: Stadtverwaltung und Politik wurden mehrfach – auch von der Fraktion Bündnis90/die Grünen - auf diese zu erwartenden Entwicklungen hingewiesen. Die Stadt hat jede, aber auch jede Beschäftigung mit diesem Thema verweigert, so wie sie auch noch im November 2012 von einem ungefährdeten Fortbestand der Hauptschule ausgegangen ist und wohl insgeheim glaubte und hoffte, „Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf“ auf der Hauptschule konzentrieren zu können, um Realschule und Gymnasium von den Anmutungen der Inklusion zu schützen.

Das war wohl nix.

Die Hautschule schrumpft sich zu Tode, die Inklusion kommt schneller als geglaubt, die Schulen sind nicht vorbereitet und wir können fest davon ausgehen, dass wir im Schulausschuss zu hören bekommen werden, dass daran alleine die Landesregierung schuld sei.

Deshalb nochmals ins Stammbuch von Politik und Stadtverwaltung:
„Behinderte und förderbedürftigte Kinder zählen zu den schwächsten Mitgliedern der Stadtgesellschaft. Ihnen gegenüber hat die Stadt eine besondere Verantwortung.“




Mittwoch, 13. Februar 2013
Seit Oktober 2011 steht hier ein Artikel mit dem Titel Gesamtschule - wo stehen die Frechener Parteien? im Netz und er wird gerne gelesen, sogar sehr gerne.
Aus diesem Grund lohnt es sich, die Informationen zum Thema Gesamtschule und Frechener Parteien zu aktualisieren zu gewichten. Dies ist alleine deshalb spannend und lohnenswert, da das Thema Gesamtschule uns mit Sicherheit auch in den Kommunalwahlkampf des Jahres 2014 begleiten wird und die Frontstellungen sich jetzt bereits abzuzeichnen beginnen.

Aber schauen wir auf die einzelnen Parteien:

Die CDU, die Verwaltungspartei per se, hat zwei in sich unvereinbare Positionen. Einerseits soll alles so bleiben wie es ist, denn wir leben in der besten aller schulpolitischen Welten mit einer Haupt-, einer Realschule und einem Gymnasium. Ja, das mögen Eltern anders sehen, aber CDU und Verwaltung haben sich darauf verständigt, den Elternwillen nicht zu erheben, weil, „Was ich nicht weiß macht mich nicht heiß.“ Genau, einfach nicht die Eltern fragen, denn ansonsten könnte sich dringender Handlungsbedarf ergeben. Dies ist auch der Grund, warum die CDU immer wieder davon spricht, dass der Elternwille natürlich für ihre Entscheidungen oberste Priorität genieße, wenn es aber Ernst wird, alles tut, um eine Elternbefragung zu verhindern.

So hat die Fraktionsvorsitzende der CDU, Susanne Stupp mehrfach erklärt, dass eine Elternbefragung notwendig und wichtig sei, aber die CDU-Vertreterinnen im Schulauschuss haben konsequent gegen jede Entscheidung gestimmt, die eine neue Elternbefragung zur Folge hätte:
„Es macht Sinn, noch mal gezielt bei den Eltern nachzufragen“, schloss sich gestern auch CDU-Fraktionschefin Susanne Stupp dem Vorschlag an. Die CDU sperre sich nicht gegen eine erneute Befragung. „Es sei denn, die Verwaltung erklärt, aus der letzten Befragung sei eindeutig alles abzulesen und eine weitere erübrigt sich.“ Auch solle mit einer neuen Umfrage nicht wieder so viel Zeit ins Land gehen. Stupp: „Wir müssen das Thema angehen, bevor die bauliche Umplanung der Realschule läuft.“ (KStA v. 25.10.2011)
Bedarf für eine neue Befragung sieht auch die Politik. „Natürlich wären neue Zahlen sinnvoll, wenn wir die Schullandschaft neu ordnen wollen. Die Sekundarschule fehlte, weil sie einfach noch nicht zur Debatte stand“, sagt zum Beispiel die CDU-Fraktionsvorsitzende Susanne Stupp. Die Entscheidung, ob eine Sekundarschule gebraucht wird, sei wichtig, meint Stupp, gerade mit Blick auf die anstehende Umplanung für das Gelände der Realschule. (KR v. 26.10.2011)
„Dazu müssen wir nicht nur die Entwicklung der Schülerzahlen neu bewerten, sondern auch die Eltern der Grundschüler befragen, an welcher Schule sie ihr Kind künftig anmelden wollen“, sagt die CDU-Fraktionsvorsitzende Susanne Stupp. (Presseerklärung der CDU-Frechen, September 2011)
In diesen Aussagen wird deutlich, dass es eine Gruppe von CDU-„SchulexpertInnen“ gibt, die der Meinung sind, Frechen brauche eine Sekundarschule. Zwischen den Zeilen bedeutet das: Muss sich in der Frechener Schullandschaft etwas verändern, so will die CDU keine Gesamtschule. Der qualitative Unterschied ist einfach formuliert. Eine Gesamtschule ermöglicht das Abitur, führt also bis zur allgemeinen Hochschulreife, währenddessen die Sekundarschule nur bis zum Realschulabschluss führt.
Diese Position ist grundsätzlich problematisch, da eine Sekundarschule eine Schulneugründung ist, die in Frechen nur erfolgen kann, wenn zeitgleich Real- und Hauptschule ihre Pforten schließen.
Da aber steht sich die CDU selbst im Wege, denn sie hat immer wieder betont, dass die Realschule in Frechen Bestandschutz genieße, d.h., Veränderungen an der Frechener Schullandschaft dürfen nicht zu Lasten der Realschule gehen.
Wer aber eine Sekundarschule will, sagt der Realschule Lebwohl.

Man kann verstehen, dass die CDU daher alles tut, um jede Entscheidung zu vermeiden. Insofern ist es nur logisch und konsequent, eine Elternbefragung zu meiden, wie der Teufel das Weihwasser.

Will man eine Zusammenfassung wagen, so erkennt man in der CDU einen gepflegten Unwillen, sich mit dem Thema beschäftigen zu wollen. Allen Beteiligten ist klar, dass der Handlungsdruck steigt, nachdem die Anmeldezahlen an der Hauptschule Frechen schrittweise zurückgehen und keiner weiß, wie lange diese Schulform noch Bestand hat. Als Partei müsste die CDU sich daher positionieren, was aber eine innerparteiliche Klärung voraussetzen würde. Dazu ist diese Partei nicht Willens und nicht in der Lage.

Und die FDP? Die steht nicht besser da. Man verschließe sich keiner Lösung, selbst eine Gesamtschule, so die Vertreterin der FDP im Schulausschuss, sei denkbar, wenn es hierfür einen klaren Elternwillen gäbe. Und wird nachgebohrt, so erfährt man, dass es eine klare persönliche Präferenz für das dreigliedrige Schulsystem gibt und Gesamtschulen immer noch mit „Kuschelpädagogik“ assoziert werden. Na ja, wenn unser dreigliedriges Schulsystem Typen wie die Führungsriege der FDP zur Folge hat, dann lieber Kuschelpädagogik. Wobei der Vorwurf der Kuschelpädagogik, das soll pro forma noch erwähnt werden, verfehlt ist. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Schulstoffe für die gymnasiale Oberstufe sind bei allen Schulformen identisch. Es gibt hier keine Unterschiede zwischen Gymnasium und Gesamtschule. Und dank des Zentralabiturs ist das Leistungsniveau von Gesamtschulen und Gymnasien direkt vergleichbar. Gymnasien schließen im Abitur nicht wirklich besser ab als Gesamtschulen. Dann vielleicht doch lieber Kuschelpädagogik.
Und weil man der „Kuschelpädagogik“ keinen Vorschub leisten will, sondern Kinder braucht, die „hart wie Kruppstahl“ und „zäh wie Leder“ sind, und dies nur im dreigliedrigen Schulssystem gewährleistet zu sein scheint, ist es besser, die Eltern nicht zu befragen. Historisch betrachtet ein konsequentes Verhalten, denn der Liberalismus hatte es noch nie so mit der Volksouveränität. Das allgemeine Wahlrecht musste bereits im 19. Jahrhundert gegen den deutschen Liberalismus erkämpft werden, der schon immer der Meinung war, nur der besitzende Bürger solle das Wahlrecht erhalten. Dieser elitäre Grundzug ist der Partei immer noch eigen. Eine Elternbefragung, bei der alle Eltern mitmachen dürfen, das ist nicht im Sinne der Frechener FDP. Da fällt ihr die Entscheidung leicht: besser keine Befragung.
Anders als bei der CDU liegt der Fokus der FDP nicht bei der Realschule, sondern beim Gymnasium. Änderungen der Schullandschaft sind dann kritisch zu bewerten, wenn sie Rückwirkungen auf das Gymnasium haben.
Und wer wüßte besser als das Gymnasium, was ihm schaden kann und was nicht. Die FDP erweist sich so als treue Vollstreckerin der Hinweise des Frechener Gymnasiums.
Das Gymnasium bekundet eine klare Abneigung gegen ein Gesamtschule in Frechen. Die FDP positioniert sich klar gegen die Gesamtschule.
Dabei ist das Gymnasium in einer lokalen Monopolposition, da einzig das Gymnasium in Frechen den Weg zur allgemeinen Hochschulreife freimacht. Der Leiter der Realschule hat sich in einer Schulausschusssitzung dahingehend geäußert, dass Konkurrenz das Geschäft belebe und die Realschule sich der Konkurrenz einer Gesamtschule gerne stellen würde. Nicht so das Gymnasium - die Idee, einer belebenden Konkurrenz, einer Erweiterung des Angebots, dies scheint dem Gymnasium eher Sorge zu bereiten. Weswegen das Gymnasium, wenn sich denn was ändern müsste, mit einer Sekundarschule leben könnte, eine Gesamtschule aber ablehnt. Womit nicht nur die Position des Gymnasiums charakterisiert ist, sondern auch die Position der FDP.

Zusammenfassend läßt sich festhalten: die FDP steht fest zum dreigliedrigen Schulsystem. Elternbefragungen, denen das Risiko innewohnt, dass das dreigliedrige Schulsystem in Frage gestellt werden könnte, will die FDP daher vermeiden. Das Gymnasium als höchste zu erreichende Lebensform, das ist das liberale Credo. Ideologisch verbohrt nennt man das andernorts.

Die SPD dagegen könnte gut wegkommen, wenn Theorie und Praxis mal wieder zueinander gefunden hätten.
Im September 2011 erklärte die Partei, dass eine Sekundarschule am besten in die Frechener Schullandschaft passe.
„Die Sekundarschule ist eine neue Schulform, die es der Stadt Frechen als Schulträger erlauben würde, dem Elternwunsch nach längerem gemeinsamen Lernen nachzukommen und die so flexibel ist, dass ihre Integration in die Frechener Bildungslandschaft eher möglich scheint, als dies z. B. bei einer Gesamtschule der Fall wäre.“
Diese Positionsbestimmung wurde dem Ortsverein überfallartig durch die Fraktion zur Entscheidung vorgelegt und der Ortsverein folgte der Fraktion. (Nicht unbedingt verwunderlich: junge Eltern, die sich für diese Thematik interessieren sind in der SPD heutzutage ja Mangelware.)
Als dann der öffentliche Druck pro Gesamtschule gößer wurde, musste die Partei ihren eigenen Beschluss hinterfragen und in einer denkwürdigen Sitzung von Fraktion und Ortsvereinsvorstand entschied die Partei, dass Frechen schnellstmöglich eine Gesamtschule benötige.
Da fanden sich Beschluss und Programm mal wieder kurzfristig in Deckung und es sah gut aus. Aber dummerweise schafft es diese Partei nicht mehr, ihre eigenen Beschlüsse wirklich ernst zu nehmen.
Dreimal in den letzten Monaten hätte die SPD diesem Beschluss Taten folgen lassen können. Und jedes Mal hat sie versagt. Schmählich. Kläglich. Die VertreterInnen der SPD in Schulausschuss und Rat stimmen konsequent gegen jeden Beschluss, mit dem Frechen einer Gesamtschule hätte näher kommen können. Antrag auf Einrichtung einer Gesamtschule: DAGEGEN.
Antrag auf einen Schulentwicklungsplan mit dem Ziel der Errichtung einer Gesdamtschule: DAGEGEN.
Elternbefragung: DAGEGEN.

Was will man dazu noch sagen:
Glaubwürdigkeit: DAGEGEN. Eben.
Wie diese SPD in Frechen bei den kommenden Kommunalwahlen wieder Boden gut machen will, das erschließt sich niemandem.

Wenden wir uns den kleineren Parteien zu, die in ihrem Abstimmungsverhalten eher rätselhaft sind. So gibt es im Rat das „Soziale Bündnis Frechen“ und die „Jungen Alternativen“. Beide sind Bestandteil des Frechener Aktionsbündnisses für eine Gesamtschule. Im Rat aber stimmen ihre Vertreter querbeet mal für mal gegen eine Gesamtschule und man fragt sich, ob das Bekenntnis pro Gesamtschule ein Ernsthaftes ist. Ernst zu nehmen jedenfalls sind in dieser Frage weder das „Soziale Bündnis“ noch die „Jungen Alternativen“.
Die „Perspektive für Frechen“ hinwiederum ist einfach still, ist nicht im Schulausschuss und stimmt im Rat mit der Mehrheit gegen die Gesamtschule. Strukturell eher dem bürgerlichen Lager zuzuordnen läßt dies die Vermutung zu, dass auch die „Perspektive“ das dreigliedrige Schulsystem für bewahrenswert hält und jeder Veränderung abhold.

So sprechen sich von den im Rat der Stadt Frechen verbleibenden Parteien einzig die Grünen ohne Wenn und Aber für die Gesamtschule aus und müssen dafür seit Monaten verbale Schläge einstecken.
Man gewinnt geradzu den Eindruck, CDU und SPD haben Angst vor einer politischen Konfrontation mit klaren Strukturen, mit einer klaren Positionsbestimmung. Gerne würde diese beiden die Grünen wieder zurückholen in den Frechener „Einheitsbrei“. Denn, wenn alle Parteien in breitem Konsens wichtige schulpolitische Entscheidungen vertagen, dann kann auch keine Partei im Speziellen abgestraft werden.
Die Grünen aber haben sich klar ausserhalb dieser Form des konsensuellen Nichtstuns positioniert. Die Grünen wollen die Gesamtschule. Am besten sofort. Und sie werden dafür zwischenzeitlich massiv von CDU, FDP und SPD angegangen. Das ist aus deren Sicht auch verständlich. Im Herbst sind Bundestagswahlen, im Sommer 2014 Kommunalwahlen und ein weiteres Jahr später wird ein neuer Bürgermeister respektive eine neue Bürgermeisterin gewählt. Weder CDU noch SPD wollen diese Wahlen mit dem Thema Gesamtschule belastet sehen. Die letzten Entscheidungen des Schulausschuss weisen hier nun den Weg. Die Mehrheit verweigert alle Entscheidungen und überlässt der Verwaltung die „ehrenvolle“ Arbeit der Verzögerung.

Man kann die beiden Parteien ja auch verstehen. Seit den Auseinandersetzungen in Pulheim-Brauweiler ist allen lokal Verantwortlichen bewußt, dass das Thema Sekundarschule sich zu einem Pulverfass entwickeln kann. Aber CDU, FDP und unser Gymnasium können sich eher mit einer Sekundar- als mit einer Gesamtschule anfreunden. Da scheint schweigen eine gute Alternative.
Die SPD weiß nicht, was sie wollen soll, was ja keine neue Erfahrung ist …. Auch für die SPD also empfiehlt es sich zu schweigen. Und nun gibt es da die Grünen, die nicht schweigen wollen und die das Gesamtschulthema in den Wahlkampf zu tragen wollen. Ein Thema, das polarisiert, das zur Stellungnahme zwingt und das vielen Eltern auf den Nägeln brennt.
Es kann jedoch noch schlimmer kommen. Sollen die aktuellen Anmeldezahlen der Hauptschule hinter den Erwartungen zurückbleiben, weil Frechener Kinder an der Sekundarschule in Brauweiler angemeldet werden, so droht schon dieses Jahr das Ende der Hauptschule. Und im kommenden Jahr soll die Gesamtschule in Hürth öffnen, womit die Frechener Eltern ein weiteres Mal mit den Füssen abstimmen können. Dann kann sich keine der lokalen Parteien dem Thema entziehen. Dann muss Farbe bekannt werden. Dann wird ein Alptraum wahr.

Nachtrag zur SPD:
man kann immer noch einen nachlegen




Donnerstag, 7. Februar 2013
Vor einiger Zeit schrieb die Kölnische Rundschau, dass in Frechen eine Veränderung der Schullandschaft nur möglich sei, wenn die Eltern mit den Füssen abstimmen würden.
Nach dem Verlauf der heutigen Schulausschusssitzung ist dieser Einschätzung uneingeschränkt zuzustimmen.

Die einen wollen gar nichts ändern (die FDP) und zusammen mit den anderen, nämlich denen von der CDU verstehen sie ihr politisches Mandat nur noch streng passiv. Passiv in dem Sinne, das man nur noch eine private Meinung hat, von dieser aber gerne abstrahiert, was in diesem Fall bedeutet, dass man sich einem klaren Elternwunsch nciht verschließen würde.
Wenn die Eltern der Politik klar sagen, welche Schulform gewünscht ist, dann wird das umgesetzt. Könnte man meinen. Klingt ja auch irgendwie superdemokratisch hat aber mit einem politischen Mandat in einer repräsentativen Demokratie nichts mehr gemein.
Dabei verstecken CDU und FDP ihre wahren Absichten hinter Verwaltungsvorlagen, Workshops und Worthülsen.

Denn ganz so basisdemokratisch meinen es die Damen von CDU und FDP ja auch gar nicht. Eine Elternbefragung zur Einführung einer Gesamtschule zum schnellstmöglichen Zeitpunkt, so dass den armen Repräsentantinnen die Entscheidung abgenommen werde, die wollen sie dann lieber doch nicht.

Die SPD hat mit ihrem Grundsatzbeschluss aus dem vergangenen Jahr ihr Pulver auch komplett verschossen. Man ist zwar irgendwie für eine Gesamtschule, hat aber beschlossen, alles mitzutragen, was die Umsetzung dieses Beschlusses auf den Sankt Nimmerleinstag verzögert. So führt man die eigenen Beschlüsse ad absurdum. Aber, das mit stolz erhobenem Kopfe. Wollen wir wetten: im Kommunalwahlkampf wird diese Frechener SPD uns erklären, dass sie eigentlich schon immer für eine Gesamtschule war und wenn es nach ihr gegangen wäre, dann hätten wir ja eine Gesamtschule ja bereits, aber die böse, böse CDU .... wenn doch nur das eigene Abstimmungsverhalten zu dieser Story passen würde. Wir dürfen gespannt sein.

Daher jedenfalls hat der Schulausschuss entschieden, dass die Verwaltung die kommenden Jahre den Takt vorgeben darf. Damit ist gesichert, dass eine Entscheidung pro Gesamtschule in den nächsten Jahren nicht zur Debatte stehen wird.

Aus diesem Grund sollten sich die Eltern der jetzigen Viertklässler, die eine Haupt- oder Realschulempfehlung haben, darüber Gedanken machen, ob sie ihre Kinder bei der in Gründung befindlichen Sekundarschule in Brauweiler anmelden. Es gibt ein Verwaltungsabkommen zwischen Frechen und Pulheim in dem die beiden Kommunen vereinbart haben, dass Kinder der Nachbarkommune die örtlichen Schulen besuchen dürfen und dass diese Kinder bei allen Kopfzählungen mitgezählt werden. Das bedeutet für die Sekundarschule in Brauweiler, dass die Mindestanmeldezahl von 75 SchülerInnen auch dann gilt, wenn darunter viele Frechener Kinder sind.

Darüber wird öffentlich nicht gerne geredet, denn alle Frechener Hauptschüler, die sich für die Sekundarschule in Brauweiler entscheiden, werden im kommenden Schuljahr an der Frechener Hauptschule fehlen.
Mit anderen Worten: einerseits erklärt die Stadtverwaltung, sie stehe zur Frechener Hauptschule, indirekt jedoch fördert sie die Gründung einer besser positionierten Schule in Brauweiler.
Das ist, nun ja, schizophren. Aber es passt zur hiesigen Schulpolitik.

Wenn nun viele Frechener Hauptschulkinder sich für die Brauweiler Sekundarschule entscheiden sollten, so könnte das folgende, schon wieder fast amüsant zu nennenden Nebenwirkungen zur Folge haben:

1. Brauweiler erhält Dank der Frechener Kinder eine Sekundarschule, die Teile der Brauweiler Elternschaft vehement ablehnt.
2. Die Frechener Hauptschule verliert so viele Kinder an die Brauweiler Sekundarschule, dass die zwingend erforderliche Zweizügigkeit der Hauptschule nicht mehr gegeben ist. Die Frechener Hauptschule müsste dann aufgelöst werden.

In diesem Fall hat unser Schuldezernent der Öffentlichkeit aber das Eine oder Andere zu erklären.

Ach ja, auch noch ein kleiner Nebeneffekt. Die Brauweiler Sekundarschule hat sich dem Thema Inklusion verschrieben. Insofern könnte die Schule auch für Frechener Eltern mit behinderten Kindern hochinteressant sein. Nachdem Frechen beim Thema Inklusion erklärt hat, so lange zu warten, bis alle, aber auch alle Gesetze unter Dach und Fach sind, scheint eine Flucht für Eltern behinderter Kinder aus dem Frechener Schulsystem die klügste Variante, wenn man eben kein Freund der Förderschulen ist.

Gottes Mühlen mahlen schon langsam, in Frechen jedoch kann man lernen, dass es Mühlen gibt, die noch langsamer mahlen. Wobei, es zu befürchten steht, dass die Frechener Mühle keinen funktionsfähigen Antrieb mehr besitzt und unsere Politik sich darauf beschränkt, manuell Mahlgeräusche zu produzieren.




Nur die aus Königsdorf sind gleicher!

Und dies seit 1989 und niemand stört sich daran. Genau, seit nunmehr 24 Jahren erhalten Königsdorfer Familien für ihre Kinder, die eine weiterführende Schule im Stadtkern besuchen, kostenlose Jahresfahrausweise für den ÖPNV.
Rechtlich verpflichtend ist dies für Fahrwege, die länger sind als 3,5 Kilometer. Dies trifft für immerhin 130 Königsdorfer Kinder nicht zu!
Seit 24 Jahren subventioniert also die Stadt den vermutlich an der Armutsgrenze lebenden Kindern aus dem sozialen Brennpunkt Königsdorf die Fahrt zur Schule.

Vergangenes Jahr haben die Grünen gefordert, allen Frechener Kinder ein kostenfreies Schülerticket zur Verfügung zu stellen.
Aus Kostengründen wurde dies damals ohne jede Diskussion abgelehnt.

Aber, hier gilt halt: alle Kinder sind gleich, nur die Königsdorfer sind gleicher.

Die Stadtverwaltung hat nun vorgeschlagen, diese Subventionierung des Schulweges ersatzlos zu streichen. Man darf gespannt sein, mit welcher hanebüchenen Argumentation die Königsdorfer Vertreterinnen im Schulausschuss der Öffentlichkeit erklären wollen, warum ihr Geldbeutel von diesen Belastungen befreit werden muss, Bachemer Eltern bspw. aber weiterhin zahlen sollen.




Mittwoch, 16. Januar 2013
Frechen hat keine Hauptschule mehr!

Echt, die gibt es nicht mehr. Ist weg. Verschwunden.
Einfach so. Ohne Bescheid zu sagen.

Nein, ganz so ist es nicht, aber die Frechener Hauptschule hat reagiert. Wenn die Elternschaft keine Hauptschule mehr will, dann, so war wohl der Gedankengang, dann benennen wir uns einfach um.
Das mit den Eltern stimmt ja auch. Bei der letzten Elternbefragung der Grundschuleltern 2010 wollten gerade noch 2% ihre Kinder auf die Hauptschule schicken. Es ist nicht zu vermuten, dass sich diese Zahlen grundlegend verändert haben.

Nun aber gibt es keine Hauptschule mehr. Sondern eine „Ganztagsschule Herbertskaul“? Oder eine „Starkmacherschule“. Oder man spricht vereinfachend von „GHS“.



Auch die Homepage übt sich in Camouflage.



Man muss sich nur bis ins Impressum durchschlagen, um zu erfahren, was sich hinter „GHS“ verbirgt.



Genau: „Ganztagshauptschule Frechen“ und dann erklärt sich auch die Wortschöpfung der „Ganztagsschule“ – hat man einfach ein kleines Wort vergessen. Kann ja mal vorkommen.

Ebenso, wie man – unbewußt natürlich, ausversehen, unabsichtlich, klar doch – bei der Darstellung der auf der Schule zu erwerbenden Abschlüsse mit dem Realschulabschluss anfängt.



Ein zugegeben sehr hübscher Marketing-Gag. Stellt sich nur die Frage, ob Eltern sich dadurch hinter’s Licht führen lassen.

Wie wohl die Stadt auf diese „Umbennung“ reagieren wird? Werden die Eltern zukünftig gefragt, ob sie ihr Kind auf der „Ganztagsschule“ anmelden wollen?




Montag, 1. Oktober 2012
Was an dieser Stelle schon mehrfach geschrieben wurde, von den hiesigen Verantwortlichen aber weit von sich gewiesen wird, bestätigt sich in Bergheim auf’s Neue: im Stadtteil Niederaussem wird die Hauptschule vermutlich bis spätestens 2020 zu wenige SchülerInnen für die notwendige Zweizügigkeit haben. Spätestens dann gibt es eine Hauptschule weniger. Vielleicht aber auch schon früher.

Das wir in Frechen natürlich nicht passieren. Nein, hier nicht. Aus diesem Grund haben sich die Verantwortlichen ja bereits im letzten Sommer über die Sekundarschule kundig gemacht. Rein zufällig und ohne jeden Hintergedanken. Und es war natürlich auch nur dem Zufall geschuldet, dass SPD und CDU zeitgleich im September 2011 Prüfaufträge zum Thema Sekundarschule formulierten.

Und wie es der Zufall so will, sind beide Parteien von der Sekundarschule in dem Moment wieder abgerückt, als Eltern diese Anträge zum Anlaß nahmen, statt der Sekundarschule eine Gesamtschule zu fordern.

Zwischenzeitlich verteidigen beide Parteien gemeinsam, zufällig, klar wie auch anders, die Hauptschule. Denn die Frechener Hauptschule steht über dem gesellschaftlichen Wandel und wird, zufälligerweise, als einzige Hauptschule in ganz NRW den Gezeitenwandel unverändert überstehen.

Ein zufälliges Zusammentreffen ursächlich nicht miteinander verbundener Ereignisse.

Doch, doch.




Donnerstag, 6. September 2012
Passend zu den aktuell laufenden Diskussionen über die Schullandschaft in Frechen hat das Unternehmen Jako-O seine zweite Bildungsstudie veröffentlicht.
Einige dieser Ergebnisse sollten unsere SchulpolitikerInnen sich zu Herzen nehmen, denn die befragten Eltern haben klare Signale gesetzt, was ihnen wichtig ist:

1. 79% aller befragten Eltern wünschen eine Rückkehr zum G9-Gymnasium, nur 17% würden freiwillig G8 wählen.
Nachdem in NRW eine Rückkehr zum G9-Gymnasium derzeit nicht erkennbar ist, sind die Bildungspolitikerinnen aufgerufen, Gesamtschulen zu fördern, da in den Gesamtschulen G9 praktiziert wird.

2. Die Eltern haben ebenso klar erkannt, dass das deutsche Schulsystem in erster Linie dem Leistungsprinzip folgt, denn 74% erklärten, dass „Leistung“ im Vordergrund stehe. Dabei wünschen sich Eltern viel mehr, dass das Sozialverhalten dder Kinder gefördert wird, dass alle Kinder die gleichen Bildungschancen erhalten und dass schwache Kinder besonders gefördert werden.

3. Ebenso eindeutig ist der Wunsch der Eltern, Kinder längeres gemeinsames Lernen zu ermöglichen, wobei der Wunsch bei den Eltern am ausgeprägtesten ist, die eine Chancengleichheit im Bildungssystem nicht realisiert sehen.
Ebenso ist erkennbar, dass Eltern mit hohen Bildungsabschlüssen in hohem Maße für längeres gemeinsames Lernen plädieren. D.h.: Eltern, die selber das Gymnasium besucht haben, wünschen für ihre Kinder längeres gemeinsames Lernen.
Dieser Wunsch ist bisher nur im Rahmen einer Gesamtschule umsetzbar.

4. Lernbedarf dagegen haben alle Beteiligten noch beim Thema Inklusion, denn Eltern können sich mehrheitlich Inklusion für körperbehinderte Kinder vorstellen, ebenso bei Kindern mit Lernschwierigkeiten. Aber aktuell kann nur eine Minderheit unter den Eltern sich vorstellen, dass geistig behinderte oder auch verhaltensauffällige Kinder im Regelschulbetrieb unterrichtet werden.
Ebenso auffällig dabei, dass dem gemeinsame Unterricht von nichtbehinderten und behinderten Kindern nachgesagt wird, das Sozialverhalten der nichtbehinderten Kinder zu verbessern. Trotzdem glaubt eine Mehrheit der Eltern, dass behinderte Kinder auf Förderschulen besser gefördert würden.

Die Geschäftsführerin von Jako-O, Frau Bettina Preetz formuliert treffend den inneren Zusammenhang von Chancengleichheit, längerem gemeinsamem Lernen und Inklusion:
„die von den Eltern geforderte Chancengleichheit für alle Kinder, lassen sich meiner Meinung nach auf eine Kernaussage herunterbrechen: Unser Schulsystem muss insgesamt flexibler werden. Es ist nicht gut, die Kinder durch Druck an die Schule – egal welcher Schulform – anpassen zu wollen. Dazu kommt, dass ein modernes Schulsystem seine Schüler nicht aussieben sollte. Im Gegenteil: Es nimmt alle Schüler so an wie sie sind und fördert ihre Stärken. Wie dies gelingen kann, habe ich auch erst gelernt als ich mich mit dem Thema Inklusion beschäftigt habe. Inklusion – das gemeinsame Unterrichten behinderter und nicht behinderter Kinder in einer Klasse – kann der Katalysator für unser gesamtes Schulsystem sein. Denn eine Schule, in der unterschiedlich leistungsstarke Kinder gemeinsam lernen, kann nur mit modernen Unterrichtsmethoden funktionieren, mit Lehrern, die das ganze Kind sehen und es individuell fördern können. Das Gute ist: Deutschland hat sich vertraglich zur flächendeckenden Einführung der Inklusion verpflichtet. Das heißt in letzter Konsequenz, dass in vielen Schulen kaum ein Stein auf dem anderen bleiben dürfte und die von vielen Eltern formulierten Wünsche nach individueller Förderung, neuen Unterrichtsmethoden und weniger Leistungsdruck kommen müssen.“