Montag, 4. März 2013
Die Eltern haben abgestimmt - nicht an der Wahlurne, aber bei der Anmeldung. In dem sie nicht hingegangen sind, zur Anmeldung. Nur 71 Eltern haben ihr Kind an der geplanten Sekundarschule in Brauweiler angemeldet. Die Schule hätte aber 75 Anmeldungen benötigt, um genehmigt zu werden.
So bleibt in Pulheim für den Moment alles beim Alten. Brauweiler behält neben seinem Gymnasium nun auch seine Realschule. Die Pulheimer Hauptschule hat zudem eine Gnadenfrist erhalten.
In Pulheim herrscht nun leichtes Entsetzen, denn das Ende des Projekts Realschule bedeutet auch das Ende der bisher geplanten Neuordnung der Pulheimer Schullandschaft. Auch die geplante Reformschule in Pulheim selber ist damit vermutlich vom Tisch.
Man mag nun zur Sekundarschule stehen, wie man will, aber es handelt sich trotz allem bestenfalls um einen Etappensieg der Realschulbefürworter in Brauweiler. Und vielleicht ist der Etappensieg gerade mal ein Phyrrussieg.

Einer der Gründe für die Gründung einer Sekundarschule ist das in ganz NRW beobachtbare Sterben der Hauptschule. Diese geht in Pulheim (aber auch in Frechen) ihrem sicheren Ende entgegen. Offen ist allenfalls, wie schnell die Hauptschulen ihre Pforten schließen werden.

Mit dem Ende der Hauptschule muss es aber eine schulische Alternative geben, die diese Kinder aufnimmt. Das Schulgesetz kennt hier nur 2 Optionen: die Sekundarschule als Fusion von Haupt- und Realschule, oder die Gesamtschule, die alle Bildungsabschlüsse bis zum Abitur bietet.

Die Sekundarschule ist gescheitert und es ist kaum zu erwarten, dass die Pulheimer Politik einen zweiten Anlauf wagen wird. Welche Möglichkeiten bleiben dann aber der Pulheimer Politik, sollten die Anmeldezahlen an der Pulheimer Hauptschule im Gefolge des Streits um die Sekundarschule nochmals sinken? Dann unterschreitet die Hauptschule vielleicht schon dieses Jahr die Mindestgröße und muss geschlossen werden.

Und dann? Richtig, dann muss Pulheim über die kurzfristige Einrichtung einer Gesamtschule nachdenken.

Es kann also sein, dass zum Schuljahr 2014 / 15 nicht nur in Hürth sondern auch in Pulheim eine Gesamtschule eröffnet werden wird. Dann ist Frechen umzingelt von Gesamtschulen: Kerpen, Bergheim, Pulheim und Hürth sind dann Gesamtschulstandorte und jede Gesamtschule zieht Frechener Kinder an. Die Auswertung der Unterschriftensammlung des „Aktionsbündnis für eine Gesamtschule in Frechen“ zeigt diesen Bedarf deutlich an. 341 Eltern können sich vorstellen ihre Kinder an einer Gesamtschule anzumelden und diese Zahl ist sicherlich zu tief gegriffen, da nur ein kleiner Teil der Elternschaft der Grundschuleltern befragt wurde.



In den ersten drei Grundschuljahrgängen finden sich sogar genug Eltern, die sich eine Gesamtschule in Frechen wünschen. Der Elternwunsch „Gesamtschule“ ist also manifest. Und wie die Brauweiler Erfahrungen zeigen, wollen die Eltern sich nicht mit der kleinen Schwester der Gesamtschule, der Sekundarschule abspeisen lassen.



Auch wenn es die Frechener Politik vermutlich nicht zugeben will, aber mit dem Scheitern der Sekundarschule in Brauweiler ist auch die Sekundarschuloption für Frechen erledigt – oder will irgendjemand den „Frechener Schulkrieg“? Vermutlich nicht. Und die Überlebenschancen der Frechener Hauptschule sind auch nicht wirklich gut.

Und dann steht Frechen vor einer mit Pulheim vergleichbaren Situation: es führt kein Weg an einer Gesamtschule vorbei. Es steht aber zu befürchten, dass Stadt und Politik genau so lange warten wollen – bis zum bitteren Ende und durch äußere Umstände gezwungen.