Donnerstag, 23. Februar 2012
Ergänzt am 24.02.2012

Die letzte Schulausschusssitzung hat sich nicht nur mit der Sanierungswürdikeit der Toiletten der Burgschule beschäftigt. Auf der Tagesordnung stand auch die Frage der fehlenden OGS-Plätze.
Überraschenderweise hat die Presse dieses für viele Eltern brennende Problem nicht aufgegriffen. Noch überraschender, dass der eloquente und engagierte Vortrag der Rektorin der Ringschule, Frau Brück, keine Resonanz fand.
Frau Brück setzte sich, m.W. erstmals massiv mit den Vorwürfen auseinander, die die Stadtverwaltung gegen die Grundschulen erhebt. Die Verwaltung argumentiert, dass die räumlichen Anforderungen des OGS-Modells an den Innenstadtschulen nicht mehr befriedigt werden können. Eine bessere Versorgung mit OGS-Plätzen sei aber möglich, wenn die Schulen sich vom additiven Modell, also dem räumlichen nebeneinander von Schule und Betreuung, verabschieden würden.

Dank Frau Brück wissen wir jetzt, dass die Ringschule mit einer Infrastruktur von 75 OGS-Plätze 126 Kinder versorgt und neben den OGS-Räumen bereits die meisten Klassenräume hierfür verwendet. Keine Ahnung welchen Namen die Stadtverwaltung für dieses Modell gefunden hat - mir kommt dabei nur ein Name in den Sinn: Sparschweinmodell.

Es sieht nach diesem Vortrag viel mehr so aus, als ob die Stadtverwaltung ihre eigene Untätigkeit hinter Vorwürfen an die Adresse der Grundschulen zu verstecken versucht. Ein Ablenkungsmanöver und noch nicht einmal ein elegantes!

Hierzu habe ich einen Brief einer Mutter der Ringschule erhalten, denn ich gerne und in voller Länge veröffentliche:
Über den Tagesordnungspunkt der Schulausschuss-Sitzung „Betreuungssituation an den Frechener Grundschulen“ berichtet [die Presse] leider nicht. Die Anmeldezahlen lassen mich als berufstätige Mutter zittern und ich hoffte, Antworten in der Sitzung des Schulausschusses zu bekommen. Wann und vor allem wie wird entschieden, wer in den Genuss eines OGS-Platzes im neuen Schuljahr kommt?
Ich bin bereits Mutter eines OGS-Kindes an der Ringschule und mein zweites Kind wird dieses Jahr dort eingeschult. Für die OGS der Ringschule liegen 22 überzählige Neuanmeldungen und 16 Kinder auf der Warteliste vor.
Diese Zahlen sind für mich wie ein Dèjá-vu-Erlebnis. Bereits 2009 versetzte der Ansturm auf die OGS-Plätze die berufstätigen Eltern in Angst und Schrecken. Die Ringschule schafft es seitdem, 126 Kinder in Räumlichkeiten, ausgelegt für 75 Kinder, zu betreuen. Hautnah erlebe ich wie engagiert und effektiv die Schulleitung, das Lehrerkollegium und das Betreuungsteam den Anforderungen eines so großen Schulbetriebes gerecht werden.
Die Direktorin der Ringschule, Frau Brück, nutzte sehr engagiert ihre freie Zeit, um während der Sitzung des Schulausschusses die derzeitigen OGS-Abläufe und Nutzung der Schulräumlichkeiten außerhalb des Unterrichts anschaulich zu schildern. Der Schule ist es gelungen, die Qualität des Unterrichts und der Betreuung trotz Massenansturm auf hohem Niveau zu halten. Dies wurde erst kürzlich durch die Bezirksregierung Köln in einer Qualitätsanalyse der Ringschule bestätigt.
Der gute Ruf lockt Eltern aus anderen Bezirken zur Ringschule. Und dank der Entscheidungsfreiheit bei der Schulwahl, hat nun die Ringschule den Schwarzen Peter der hohen Anmeldezahlen.
Politik und Verwaltung sehen als Lösung die Umgestaltung der Betreuungsform. Da frage ich mich als Mutter, warum soll eine Schule die Qualität ihrer OGS herabsetzen, da andere Schulen nicht die Mittel erhalten, ihre Qualität zu steigern?
Hier erwarte ich effektives Handeln von Politik und Verwaltung. Schaue ich mir allerdings den Umgang mit dem Thema Sanierung der Schultoiletten der Burgschule an, ahne ich wohl, was ich zu erwarten habe.
Und nun zittere ich weiter bei der Frage, bekomme ich einen OGS-Platz und wenn ja, in welcher Qualität?
Insbesondere der Schlussabsatz des Schreibens der Rektorin der Ringschule fasst die ganze OGS-Problematik zusammen: Aus den Schulen wurde vielfach, sowohl mündlich wie schriftlich, darauf hingewiesen, dass der steigende Betreuungsbedarf zu massiven Problemen führen wird.
Diese aufgezeigte Entwicklung war schon 2009 absehbar und hätte mittel- und langfristig durch entsprechende Maßnahmen wie z.B. die Wiedereinführung der Schulbezirke, Beschränkung der Zügigkeit, die Beibehaltung der Auswahlkriterien und / oder die Enführung sog. „OGS-Schulen“ als Steuerungsinstrument verhindert werden können. Hierzu hat es, und das sei ausdrücklich festgestellt, an Hinweisen meinerseits in zahlreichen Gesprächen und schriftlichen Darlegungen nicht gefehlt.
Wer das Thema aus Elternsicht in den vergangenen Jahren begleitet hat, dem fällt auf, dass die Stadtverwaltung sich auf die Abschaffung des „additiven Modells“ kapriziert hat, obwohl die Schulen regelmäßig zurückgemeldet haben, dass die Räumlichkeiten der Schule bereits in die Betreuung einbezogen werden, um eine geordnete Betreuung überhaupt zu ermöglichen.

Vielleicht sollte hier einmal Klartext geredet werden: eine Weiterentwicklung der OGS im Sinne der Überwindung des „additiven Modells“ bedeutet eine Entscheidung für einen gebundenen Ganztag im Primarbereich. Dafür gibt es bisher keine gesetzliche Grundlage im NRW-Schulgesetz. Nun könnte die Stadt ja hingehen und sagen: wir wollen eine andere gesetzliche Grundlage, werben wir hierfür, suchen wir Verbündete, tun wir alles, um zum gebundenen Ganztag im Primärbereich zu kommen. Vielleicht auch nur im ersten Schritt in Form einer Modellschule. Denkbar ist vieles, erkennbar ist nichts.

In der Aussensicht stellt es sich so dar, als ob die Stadtverwaltung warnende Hinweise seit 2009 missachtet hat und in der Tradition eines früheren Kanzlers, versucht hat, das Problem auszusitzen. Wurde kritisch hinterfragt verwies man bisher auf den Gedanken der „Überwindung des additiven Systems“, der aber an keiner Stelle dahingehend konkretisiert wurde, dass der Öffentlichkeit aufgezeigt wurde, was man bis wann machen wird, um eine Ausweitung der Betreuung zu gewährleisten. Erinnerlich sind mir beispielsweise noch Aussagen des zweiten Beigeordneten, der das Beharrungsvermögen des Lehrkörpers als größtes Hindernis bei der Umsetzung bezeichnete. Da bis heute niemand weiß, was man bis wann wie umsetzen soll, um die Betreuungssituation zu verbessern, läßt sich konstatieren, dass nicht das Beharrungsvermögen des Lehrkörpers das Problem darstellt, sondern die Konzeptionslosigkeit von Stadtverwaltung und Politik.