Montag, 30. Januar 2012
Die größte sogenannte Oppositionspartei, die SPD-Frechen hat im Herbst 2011 einem Prüfungsauftrag an die Stadtverwaltung zugestimmt, der besagt, dass die Stadtverwaltung prüfen soll, ob im bestehenden Gebäudebestand eine Sekundar- oder Gesamtschule umsetzbar ist.
Wie aus den Rekationen des zweiten Beigeordneten, des Genossen Uttecht, der FDP und auch der CDU ablesbar ist, hat sich der Charme einer neuen Schulform, egal ob Sekundar- oder Gesamtschule, spontan verflüchtigt, als spürbar wurde, dass hier Überzeugungsarbeit zu leisten sein würde und mit Gegenwind zu rechnen ist. So gibt es einerseits eine nicht unbedeutende Gruppe an Eltern, die eine Gesamtschule wünschen, andererseits aber sicherlich auch eine nicht minder wichtige Gruppe von Eltern die die Realschule und / oder die Hauptschule unverändert behalten wollen.
Eine Umsetzung einer neuen Schulform im Bestand bedeutet einen Eingriff in vorhandene Strukturen und damit ist meist Ärger vorprogrammiert.
Für diesen Rat ist bald Halbzeit und unsere großen Parteien richten ihren Fokus bereits auf die 2014 anstehenden Kommunal- und Bürgermeisterwahlen. Es ist daher kaum damit zu rechnen, dass die Frechener Parteien den Mut haben, an diesem Thema weiter zu arbeiten.
So scheint es für die Parteien einfacher, das Thema mittels dieses Prüfauftrages „elegant“ zu beerdigen, als eine offene Debatte um die Zukunft des Schulstandorts Frechen zu führen.
Die Stadt Hürth zeigt, dass es auch anders geht. In Hürth hat sich der Rat für die Einrichtung einer Gesamtschule ausgesprochen, wenn eine Elternbefragung einen derartigen Bedarf ergibt. Dieser Bedarf ist vorhanden. Nun steht der Rat vor der weiterführenden Entscheidung, wo und wie eine Gesamtschule eingerichtet werden kann.

Die Frechener Prioritäten sind da gänzlich anders gelagert: zuerst wird gefragt, ob man eine neue Schule ohne großen finanziellen Aufwand einrichten kann. Das Ergebnis wird lauten: da sowohl die Haupt- als auch die Realschule in Frechen für gut positioniert gehalten werden, wäre eine Sekundar- oder eine Gesamtschule eine Erweiterung des schulischen Angebots und dies lasse sich im bestehenden Gebäudebestand nicht umsetzen. Diese Botschaft wird vor der, von den Grünen und einer Elterninitiative beantragten, Elternbefragung breit kommuniziert werden in der sicherlich nicht nur stillen Hoffnung, dass sich die Eltern von diesem Votum des Rates abschrecken lassen. Mit Hilfe dieses Prüfauftrags und einer klaren Absage des Rates an eine neue Schule wird eine Situation geschaffen, die Eltern davon abhalten soll, für eine neue Schule zu stimmen.
Auch vor diesem Hintergrund haben sich das Familiennetzwerk Pulheim und Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der Schulpflegschaften der Grundschulen Frechens zu einem Meinungsaustausch getroffen:
Dass sich die Schullandschaft in Frechen und Pulheim verändern muss, ahnen Politik und Verwaltung schon lange, doch dem Elternwillen nach einer Gesamtschule wurde bisher nicht Rechnung getragen. (…)„Wir alle sind uns einig darüber, dass dem großen Bedarf nach einer Gesamtschule an beiden Standorten dringend Rechnung getragen werden muss.“, so Michael Partsch, FamilienNetzwerk Pulheim e.V., und Kai Uwe Tietz, Sprecher der AG Schulpflegschaften der Grundschulen Frechen. „Ziel der von uns geforderten Gesamtschule ist es, ein wohnortnahes Angebot des längeren gemeinsamen Lernens bis hin zum Abitur in 9 Jahren an einer Schule anbieten zu können.“

Die Idee, die sich dabei ergab lautet „interkommunale Zusammenarbeit“:
der Stadtteil Brauweiler wird in der Gemeinde Pulheim als möglicher Standort für eine Gesamtschule gehandelt. Die räumliche Nähe der neuen Schule zu Frechen wäre gegeben und damit die Option, eine gemeinsame Schule für zwei benachbarte Kommunen zu schaffen:
Der Gedanke einer interkommunalen Zusammenarbeit erschien allen Beteiligten sehr reizvoll. Da die Stadt Pulheim sowieso intensiv über eine neue Schulform des längeren gemeinsamen Lernens am Standort Brauweiler nachdenke und die örtliche Nähe zu Frechen gegeben ist, würde sich diese förmlich zwischen Frechen und Pulheim anbieten. Da beide Kommunen unter anderem die Frage der Finanzierbarkeit im Auge haben, dürfte dies eine attraktive Variante darstellen. Etwaige anfallende Kosten für Renovierungs-, An- oder Umbaumaßnahmen sowie die Betriebskosten könnten geteilt werden.

Nachdem die SPD in ihrem Kommunalwahlprogramm von 2009 davon gesprochen hat, dass
„Wir … das Gesamtschulangebot im Rhein-Erft-Kreis durch Kooperation mit Nachbarkommunen verbessern (werden)“,

wäre es nun an der Zeit, dass dieser Gedanke von den Frechener Sozialdemokraten aufgegriffen wird, von Sozialdemokraten, die von sich behaupten, dass sie „(…) das Wissen, die Erfahrung, die Kraft und die Kreativität besitzen“ um Frechen wieder zu einer aufstrebenden Stadt zu machen. Sollten die Frechener Sozialdemokraten dabei auch die Idee gehabt haben, Frechen zu einem aufstrebenden Bildungsstandort zu machen, hier ist die Gelegenheit, Kommunalwahlprogramm und konkrete politische Arbeit zum Nutzen Frechener Eltern in Deckung zu bringen.
„Wir hoffen sehr, dass Politik und Verwaltung in beiden Kommunen verstehen, dass man keine neue Schulform „Sekundarschule“ benötigt, sondern eine gut funktionierende und bewährte Schulform „Gesamtschule“ zwingend in die Bildungslandschaft etablieren muss , um dem Elternwunsch endlich Rechnung zu tragen. Der fragwürdige Umgang der letzten zwei Jahre mit den Bildungschancen unserer Kinder muss endlich ein Ende haben. Nicht zuletzt ist der Schulträger nach dem Gesetz verpflichtet Schulen zu errichten, wenn Bedürfnisse bestehen und eine Mindestgröße gewährleistet ist, wenn es in zumutbarer Entfernung kein entsprechendes Bildungsangebot gibt.“, so die Sprecher der Initiativen weiter.