Die Ergebnisse der Elternbefragung über die Schulpräferenzen der Eltern der Zweit- und Drittklässler in Hürth liegen vor:

Die Zahlen wurden auf einer öffentlichen Informationsveranstaltung präsentiert. Der Hürther Bürgermeister bat, darum, "die Zahlen erstmal auf sich wirken zu lassen, bevor Entscheidungen getroffen würden."

Also lassen wir die Zahlen auf uns wirken und wirken und wirken und wirken.

Nachdem die Zahlen nun gewirkt haben, lassen sich Schlussfolgerungen ziehen. So beispielsweise folgende der CDU-Hürth:
Sie wertete die Zahlen zunächst als klares Bekenntnis der Eltern für das Gymnasium. Es sei deutlich geworden, so die CDU, dass sich die meisten Eltern, bei einer Gymnasialempfehlung ihres Kindes, nicht für die Gesamtschule entscheiden würden.
Ja, so kann man die Zahlen auch bewerten, aber das war nicht die Frage. Die Frage lautete: wer will eine Gesamtschule und die Antwort ist eindeutig: DIE MEHRHEIT! Mehr als 50% der abgegebenen Stimmen votierten für eine Gesamtschule. Klarer kann ein Ergebnis kaum ausfallen.



Aber zurück zur CDU. Diese hat ein kleines Problem mit dem Ausgang der Befragung. Und dieses Problem versteckt sich im obigen Zitat in der Formulierung "die meisten Eltern". Denn es gibt, so hat es den Anschein, rund ein Drittel der Eltern, die ihre Kinder mit einer eindeutigen Gymnasialempfehlung bisher auf ein Gymnasium geschickt haben, diese aber lieber auf einer Gesamtschule sähen. Der Grund ist ein einfacher und er ist bekannt: nicht alle Eltern finden das Turboabitur turbogeil. Diese Eltern haben ihre Kinder eher zähneknirschend auf's Gymnasium geschickt, da es vor Ort keine Alternative hierzu gab. Eine Gesamtschule stellt dies Alternative dar. Oder in Zahlen ausgedrückt: aktuell besuchen 53% der Hürther Kinder das Gymnasium, wird die Gesamtschule gegründet, so könnte dieser Anteil auf 28% sinken. (Ganz so schlimm wird es für's Gymnasium nicht kommen, aber mit Schülerverlusten muss ernsthaft gerechnet werden.)



Bringt man das Verhalten in einen sachlichen Zusammenhang, so kann man festhalten, dass CDU und FDP alles getan haben, um die Gesamtschule wieder populär zu machen, indem sie gegen den Willen vieler Eltern das Gymnasium um ein Schuljahr verkürzt haben. So müssen CDU und FDP sich nun gegen eine von Eltern gewünschte Gesamtschule stemmen, um das Gymnasium zu schützen. Dummerweise jedoch nicht vor irgendwelchen linken Reformen, sondern vor Eltern, deren freie Entscheidung beide Parteien befürworten, nur weil sich viele Eltern gegen eben jene Reform stellen, die von CDU und FDP gewollt wurde.

Noch viel gnadenloser urteilen die Eltern aber über die Hauptschule. Noch sage und schreibe 2% der Eltern sehen in der Hauptschule die Schule für ihre Kinder. Wer nach dieser Befragung noch erklärt, es gäbe einen Elternwillen für eine Hautpschule, der lügt nicht nur sich in die Tasche.

Und die Realschule? Die hat noch eine Lobby, aber ein rückläufiger Trend ist beobachtbar. Die Diskussionen in Hürth sprechen da auch eine klare Sprache. Für die Gesamtschule wird die Verwendung der Realschulgebäude erwogen, die Realschule soll in die Räumlichkeiten einer Hauptschule umziehen.
Strukturell ergibt sich hieraus, dass eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschule, sei es als Verbundschule sei es als Sekundarschule nur noch wenig entgegenstünde.
Welche Zukunftschancen jedoch haben Schulformen, deren Wert die Eltern nicht mehr erkennen können?

Die weitere Entwicklung der Hürther Schullandsschaft wird spannend und sie wird Rückwirkungen auf Frechen haben.
So erklärte Gisela Krusenberg, Leiterin der Gemeinschaftshauptschule Herbertskaul in Frechen noch im Juli 2011:
In der Frechener Schullandschaft laufe es gut, für sie gebe es keinen Anlass, etwas zu ändern. Dass in Frechen Haupt- und Realschule in absehbarer Zeit zusammengelegt werden müssen, glaubt Krusenberg nicht: „Nein, in beiden Schulen läuft es ganz gut.“ Die nächste Gesamtschule liege weit entfernt von Frechen: „Wenn das nicht so wäre, dann hätten wir ein Problem. Das wäre der Tod der Hauptschule.“
Nun aber rückt die Gesamtschule näher an Frechen heran. Werden die Hürther Planungen umgesetzt, dann liegen nur 9 Kilometer zwischen der Frechener Innenstadt und der Hürther Gesamtschule. Kein wirklich langer Weg mehr.
Und so rückt näher, was Frau Krusenberg befürchtet, eine Gesamtschule, die den "Tod der Hauptschule" bedeuten wird.