Gestern wurde im Zusammenhang mit der Beauftragung eines Schulentwicklungsplans im Schulausschuss darüber diskutiert, wann denn die Grundschuleltern zu ihren Schulwünschen befragt werden sollen, also das alte Thema: wann dürfen die Eltern endlich dazu Stellung nehmen, ob sie mit dem bestehenden Schulangebot zufrieden sind oder ob sie, falls es zu einer Änderung der Frechener Schullandschaft kommt, eher an einer Sekundarschule oder an einer Gesamtschule interessiert sind?

Die AG der Schulpflegschaften ist der Meinung, die Eltern können sofort befragt werden. Ein entsprechender Antrag wurde gestellt, ein andernorts erfolgreich genutzter Fragebogen zur Verfügung gestellt.



Man hatte auf einen kleinen Erfolg gehofft, denn alle Parteien haben erklärt, dass einzig der Elternwille hierbei entscheidend sei. Ein kluger Gedanke, denn sowohl Pulheim als auch Bedburg mussten erfahren, dass breite Ratsmehrheiten bspw für eine Sekundarschule nicht zum Erfolg führen, wenn die Eltern diese Schulform nicht wollen. Die beiden Gemeinden hätten sich viel Zeit und Geld sparen können, hätten sie die Eltern lieber mal früher befragt.

Insbesondere die hiesige CDU hat den Elternwillen sehr hoch aufgehängt:
„Elternwille statt Ideologie!
Eltern wissen am Besten, was gut für Ihre Kinder ist. Es ist unsere feste Überzeugung, dass die Verantwortung für unsere nachfolgende Generation in der Familie und nicht im Ratssaal zu suchen ist. (…) Folgerichtig muss der nächste Schritt eine Elternbefragung sein. Hierbei sollen alle in Frage kommenden Schulformen abgefragt werden.“
Das schrieb die CDU-Fraktionsvorsitzende Susanne Stupp im CDU-Bürgerbrief im Juni 2013.

Elternbefragung und Fragebogen wurden von der CDU trotzdem abgelehnt. Im Gegensatz zur CDU-Fraktionsvorsitzenden waren die CDU-Vertreterinnen im Frechener Ratsaal weiterhin überzeugt, dass hier die schulpolitische Weisheit sitze und der Elternwille erst nach sorgfältigster Abwägung im Rat erfragt werden solle.

Zudem wurde erklärt, die Entscheidung über die von den Eltern für ihr Kind präferierte Schulform sei eine sehr komplexe Angelegenheit. Das sei den Eltern nicht so einfach zumutbar.
Es wirkt dann schon befremdlich, wenn man weiß, dass nur ein Tag zuvor der Erftstädter Rat eine Elternbefragung auf den Weg gebracht hat bei dem der umgekehrte Weg gegangen wird. Bevor der Schulentwicklungsplan fortgeschreiben werden soll, werden in Erftstadt die Eltern befragt.
Die der Fortschreibung des Schulentwicklungsplans vorgeschaltete Elternbefragung wird gemäß dem als Anlage beigefügten Fragebogen durchgeführt.
Noch viel erschreckender: der Fragebogen zum Thema Schulwahl umfasst 7 Fragen, die deutlich komplexer sind als die für Frechen vorgeschlagenen 3 Fragen.
Anscheinend wohnen in Erftstadt Intelligenzbestien, denn der Erftstädter Rat traut „seinen“ Eltern die Beantwortung solcher Fragen zu. Parteiübergreifend.

Frechener Eltern dagegen müssen erfahren, dass dieser Schulausschuss ihnen dieses Vertrauen nicht entgegen bringt.