Thema: FDP
24. Januar 12 | Autor: antoine favier | 0 Kommentare | Kommentieren
Nach langem Zögern hat sich nun die FDP-Frechen in der Schulfrage positioniert.
Die neue Stadtverbandsvorsitzende der FDP-Frechen, Frau Susanne Kayser-Dobiey, erklärte in ihrer Antrittsrede:
(A.Pinkwart:"Die Grünen versuchten immer wieder zu verschleiern, dass sie eine Einheitsschule planen")
Nun hat niemand aus ideologischen Gründen etwas gegen die Haupt- und Realschule gesagt. Es haben sich nur rund 180 Eltern gefunden, die für ihre Kinder in Frechen eine Gesamtschule wünschen. Es ist nun Aufgabe des Schulausschuss’ über die zukünftige Schulstruktur in Frechen zu entscheiden.
Nachdem die Frechener Kräfte der Beharrung nicht nur bei CDU und FDP zu finden sind, sondern auch in der SPD, ist zu vermuten, dass das Thema Gesamtschule, gegen den ausdrücklichen Wunsch vieler Eltern, durch Stadtverwaltung und Schulausschuss beerdigt werden wird. Damit wird die FDP dem eigenen Anspruch, im schulischen Fragen dem Elternwillen Vorrang einzuräumen natürlich nicht gerecht. Auch die von Frau Kayser-Dobiey der FDP zugeschriebene „neue Demokratieverständnis“ bezieht sich, so kann man ihren Ausführungen entnehmen, alleine auf das „deutlich verbesserte Diskussionsniveau“ im Rat.
Nun mag sich ja die Redekultur im Rat verändert haben, das mögen die Mitglieder des Stadtrates unter sich ausfechten, aber von ein „neues Demokratieverständnis“ zu reden, den klar artikulierten Elternwunsch nach einer Gesamtschule jedoch unter generellen Ideologieverdacht zu stellen, spricht gegen ein „neues Demokratieverständnis“ zumindest bei der Frechener FDP. Insbesondere wenn man sich vor Augen führt, dass die FPD die Partei ist, deren ideologieverhaftete Modell einer Elitenbildung mittels schulischer Ungleichbehandlung handlungsleitende Devise ist.
Zuerst kommt das Gymnasium und dann das Gymnasium und dann lange nichts. Jede, aber auch jede Reform der Schulstrukturen wird nur unter einem Blickwinkel geprüft: welche Auswirkungen hat eine Entscheidung auf den Bestand des Gymnasiums in seiner heutigen Form. Als es 2009 um die Einführung der Gemeinschaftsschulen ging, erklärte der damalige FDP-Vorsitzende Andreas Pinkwart, dass die rot-grüne Landesregierung plane, die Gymnasien abzuschaffen. War zwar inhaltlich falsch, klang aber mal richtig kämpferisch.
Das Thema ließe sich unendlich fortführen, die Schlagworte der FDP zu diesem Thema sind vielfältig, doch hinter allen Schlagworten verbirgt sich nur ein einziges Ziel: das Gymnasium in seiner aktuellen Form soll unangetastet bleiben.
Aus diesem Grund ist für die FDP auch die Dreigliedrigkeit des Schulsystems bewahrenswert, denn nur in diesem System hat das Gymnasium einen festen Platz: ganz oben. Die Schaffung einer Gesamtschule gefährdet diese Position, gäbe es dann in Frechen ja die Möglichkeit, nicht nur am Gymnasium die allgemeine Hochschulreife zu erwerben.
Erstaunlich ist dabei, dass die Frechener FDP sogar noch hinter A.Pinkwart zurückfällt, der dem Modell Sekundarschule denn doch einiges abgewinnen konnte:
Na ja, vermutlich hat Herr Pinkwart sich im Redemanuskript vertan, war das Manuskript der Frau Löhrmann, denn für die FDP hier vor Ort ist ja bereits die Sekundarschule ideologisches Teufelszeug.
Möglicherweise erklären solche Differenzen aber auch die Flucht des Herrn Pinkwart nach Sachsen.
Inklusion
Dieser Wille zur Beharrung zeichnet die FDP auch beim Thema Inklusion aus, also der Pflicht der Landesregierung und aller Kommunen, behinderten Kindern den uneingeschränkten Zugang zur Regelschule zu eröffnen. Der Dahrendorfsche Satz von der "Bildung als Bürgerrecht" findet hier seine zeitgemäße Erweiterung: "Bildung als Menschenrecht".
Den Folgen dieser, aus der UN-Behindertenrechtskonvention abgeleiteten, Verpflichtung jedoch will sich die FDP nicht stellen. Inklusion ja, aber ... so die aktuelle Position. Was bedeutet, dass die FDP für eine Doppelstruktur kämpft: Kinder mit ein bisschen Behinderung, die sollen in die Regelschule dürfen, aber bei zu viel Behinderung müssen die Kinder an die Förderschulen - klar, nur zum Wohl der behinderten Kinder.
Ohne jetzt hier zu tief in die Details einsteigen zu wollen sei auf einen offenkundigen Zielkonflikt hingewiesen: einerseits fordert diese FDP von der Landesregierung ultimativ weitere Kürzungen im Landeshaushalt, andererseits jedoch wollen sie im Bereich der schulischen Bildung eine Doppelstruktur von Gemeinsamem Unterricht an Regelschulen und Förderschulen schaffen. Es ist wohl eine Binsenweisheit, dass Doppelstrukturen teuer sind.
Wer die Zahlen vor Ort im Auge behält, weiß, dass der Zug bereits in eine andere Richtung fährt: im Rhein-Erft-Kreis hat sich die Anzahl der behinderten Kinder im Gemeinsamen Unterricht innerhalb eines Jahres verdoppelt. Die GSG Grefrath wird ab kommendem Schuljahr auch Gemeinsamen Unterricht anbieten, nach dem der Kreis die Stadt aufgefordert hat, weitere Plätze zur Verfügung zu stellen. In wenigen Jahren steht für diese Kinder der Wechsel auf eine weiterführende Schule an. Es ist nicht zu erwarten, dass die Eltern, die sich heute für den Gemeinsamen Unterricht entscheiden, dann wieder auf das Förderschulsystem umschwenken.
Hier wäre geistige Beweglichkeit gefordert und ein gewisses Maß an Weitsichtigkeit: wo sollen diese Kinder hin? Sind unsere weiterführenden Schulen darauf ausgerichtet? Können die Frechener Schulen "Inklusion?"
Eine Gesamtschule wäre eine sinnvolle Erweiterung der Frechener Schullandschaft.
Idelogiegetriebene Schulpolitik à la FDP ist das genaue Gegenteil.
Die neue Stadtverbandsvorsitzende der FDP-Frechen, Frau Susanne Kayser-Dobiey, erklärte in ihrer Antrittsrede:
„Die gute Arbeit der Haupt- und Realschule dürfe nicht zu Lasten eines ideologisch behafteten Projektes wie der Einführung einer Gesamt- oder Sekundarschule aufgegeben werden“
Nachdem die Frechener Kräfte der Beharrung nicht nur bei CDU und FDP zu finden sind, sondern auch in der SPD, ist zu vermuten, dass das Thema Gesamtschule, gegen den ausdrücklichen Wunsch vieler Eltern, durch Stadtverwaltung und Schulausschuss beerdigt werden wird. Damit wird die FDP dem eigenen Anspruch, im schulischen Fragen dem Elternwillen Vorrang einzuräumen natürlich nicht gerecht. Auch die von Frau Kayser-Dobiey der FDP zugeschriebene „neue Demokratieverständnis“ bezieht sich, so kann man ihren Ausführungen entnehmen, alleine auf das „deutlich verbesserte Diskussionsniveau“ im Rat.
Nun mag sich ja die Redekultur im Rat verändert haben, das mögen die Mitglieder des Stadtrates unter sich ausfechten, aber von ein „neues Demokratieverständnis“ zu reden, den klar artikulierten Elternwunsch nach einer Gesamtschule jedoch unter generellen Ideologieverdacht zu stellen, spricht gegen ein „neues Demokratieverständnis“ zumindest bei der Frechener FDP. Insbesondere wenn man sich vor Augen führt, dass die FPD die Partei ist, deren ideologieverhaftete Modell einer Elitenbildung mittels schulischer Ungleichbehandlung handlungsleitende Devise ist.
Zuerst kommt das Gymnasium und dann das Gymnasium und dann lange nichts. Jede, aber auch jede Reform der Schulstrukturen wird nur unter einem Blickwinkel geprüft: welche Auswirkungen hat eine Entscheidung auf den Bestand des Gymnasiums in seiner heutigen Form. Als es 2009 um die Einführung der Gemeinschaftsschulen ging, erklärte der damalige FDP-Vorsitzende Andreas Pinkwart, dass die rot-grüne Landesregierung plane, die Gymnasien abzuschaffen. War zwar inhaltlich falsch, klang aber mal richtig kämpferisch.
Aus diesem Grund ist für die FDP auch die Dreigliedrigkeit des Schulsystems bewahrenswert, denn nur in diesem System hat das Gymnasium einen festen Platz: ganz oben. Die Schaffung einer Gesamtschule gefährdet diese Position, gäbe es dann in Frechen ja die Möglichkeit, nicht nur am Gymnasium die allgemeine Hochschulreife zu erwerben.
Erstaunlich ist dabei, dass die Frechener FDP sogar noch hinter A.Pinkwart zurückfällt, der dem Modell Sekundarschule denn doch einiges abgewinnen konnte:
„Die FDP will dagegen dem Schulträger die Freiheit geben, unter dem Dach einer Mittelschule Haupt-, Real- und Gesamtschulen zusammenzuführen. Damit bekämen wir neben starken Gymnasien eine zweite Säule beruflich orientierter weiterführender Schulen mit der Perspektive für die Schüler auch auf diesem Weg die fachgebundene oder allgemeine Hochschulreife zu erlangen.“
Na ja, vermutlich hat Herr Pinkwart sich im Redemanuskript vertan, war das Manuskript der Frau Löhrmann, denn für die FDP hier vor Ort ist ja bereits die Sekundarschule ideologisches Teufelszeug.
Möglicherweise erklären solche Differenzen aber auch die Flucht des Herrn Pinkwart nach Sachsen.
Inklusion
Dieser Wille zur Beharrung zeichnet die FDP auch beim Thema Inklusion aus, also der Pflicht der Landesregierung und aller Kommunen, behinderten Kindern den uneingeschränkten Zugang zur Regelschule zu eröffnen. Der Dahrendorfsche Satz von der "Bildung als Bürgerrecht" findet hier seine zeitgemäße Erweiterung: "Bildung als Menschenrecht".
Den Folgen dieser, aus der UN-Behindertenrechtskonvention abgeleiteten, Verpflichtung jedoch will sich die FDP nicht stellen. Inklusion ja, aber ... so die aktuelle Position. Was bedeutet, dass die FDP für eine Doppelstruktur kämpft: Kinder mit ein bisschen Behinderung, die sollen in die Regelschule dürfen, aber bei zu viel Behinderung müssen die Kinder an die Förderschulen - klar, nur zum Wohl der behinderten Kinder.
Ohne jetzt hier zu tief in die Details einsteigen zu wollen sei auf einen offenkundigen Zielkonflikt hingewiesen: einerseits fordert diese FDP von der Landesregierung ultimativ weitere Kürzungen im Landeshaushalt, andererseits jedoch wollen sie im Bereich der schulischen Bildung eine Doppelstruktur von Gemeinsamem Unterricht an Regelschulen und Förderschulen schaffen. Es ist wohl eine Binsenweisheit, dass Doppelstrukturen teuer sind.
Wer die Zahlen vor Ort im Auge behält, weiß, dass der Zug bereits in eine andere Richtung fährt: im Rhein-Erft-Kreis hat sich die Anzahl der behinderten Kinder im Gemeinsamen Unterricht innerhalb eines Jahres verdoppelt. Die GSG Grefrath wird ab kommendem Schuljahr auch Gemeinsamen Unterricht anbieten, nach dem der Kreis die Stadt aufgefordert hat, weitere Plätze zur Verfügung zu stellen. In wenigen Jahren steht für diese Kinder der Wechsel auf eine weiterführende Schule an. Es ist nicht zu erwarten, dass die Eltern, die sich heute für den Gemeinsamen Unterricht entscheiden, dann wieder auf das Förderschulsystem umschwenken.
Hier wäre geistige Beweglichkeit gefordert und ein gewisses Maß an Weitsichtigkeit: wo sollen diese Kinder hin? Sind unsere weiterführenden Schulen darauf ausgerichtet? Können die Frechener Schulen "Inklusion?"
Eine Gesamtschule wäre eine sinnvolle Erweiterung der Frechener Schullandschaft.
Idelogiegetriebene Schulpolitik à la FDP ist das genaue Gegenteil.