Montag, 26. April 2021
Thema: Umwelt
Wie erwartet sind die Bäume in der Hasenheide weg und neue Bäume werden nicht gepflanzt werden.
Die Begründung der Stadtverwaltung ist nachvollziehbar. Maßstab bei Bepflanzungen müssen die Bedürfnisse des ausgewachsenen Baumes sein.
Die Baumscheibe bzw. der Wurzelraum soll möglichst unversiegelt, wasser- und luftdurchlässig sein. Im Idealfall beträgt die Größe der Baumscheibe für eine dauerhaft problemlos zu unterhaltende Baumpflanzung mindestens 16 m².
Bei allen im Ausschuss diskutierten Gegenvorschläge, sei es Blumentöpfe oder kleinere Baumscheiben handelt es sich um Totgeburten. Mittelfristig würden Bäume gepflanzt, die bei zunehmender Trockenheit in den kommenden Jahren nicht überleben könnten.

Dabei hat die Stadt ja aufgeschrieben, wie die Hasenheide zu einigen Baumscheiben kommen könnte, die diesen Mindestanforderungen genügen würden:
"Baumscheiben" (?) stehen im Flächenanspruch in der direkten Konkurrenz mit den anderen Nutzungsansprüchen (z.B. Anzahl der Parkplätze, Einfahrten, Straßenlaternen)
Und
Eine Begrünung von größeren Bereichen der Hasenweide z.B. durch Grünbeete kann somit nur mit vollständiger Neuordnung des Straßenraums und ggfls. durch Reduzierung vorhandener Parkplätzen erfolgen. Entsprechende straßenbautechnische Umplanungen sind in den nächsten Jahren nicht vorgesehen, so dass zurzeit keine Baumpflanzungen erfolgen können.
Mit anderen Worten: wer eine Begrünung der Hasenheide wünscht muss in die Vollen gehen und konsequent eine Neuordnung des Straßenraums fordern und damit den Wegfall von Parkplätzen in Kauf nehmen und gegenüber den Autobesitzer*innen der Straße verteidigen.

So weit aber reicht in Frechen der Mut der Parteienvertreter nicht. Mit den Autobesitzern anlegen? Lieber nicht. Da greift man denn doch gerne den Vorschlag der Stadtverwaltung auf:
Gestaltungs- und Begrünungsmöglichkeiten sieht die Stadtverwaltung im Übergang von Hasenweide und Josefstraße. Dort soll eine Neugestaltung erfolgen.
Da gibt es nämlich ein kleines Fleckchen, auf das man sicherlich auch ein oder zwei Bäume pflanzen kann ohne Parkplätze zu gefährden.

Und so können sich alle Beteiligten auf die Schultern klopfen. Kein einziger Parkplatz bleibt auf der Strecke und im Rahmen eines Pseudokompromisses gibt es doch noch ein oder zwei neue Bäume.

So schafft man die Grundlagen für einen ?Glutofen Innenstadt?. Das ist kein Scherz, in Görlitz hat man mit einer Wärmebildkamera im letzten Sommer Temperaturen über 56 Grad Celsius ermittelt. Der ersatzlose Wegfall der Bäume um keine Parkplätze zu verlieren, erhöht die Chancen für derartige Temperaturspitzen auch in Frechen.




Montag, 12. April 2021
Thema: Mobilität
Jetzt streiten sie wieder, unsere beiden "großen" Parteien. Ach so, die sind ja gar nicht mehr so groß? Also dann etwas genauer: SPD und CDU streiten darüber, wer denn wann die Sanierung des Parkhauses gefordert und wer welche Umbau- und Verbesserungsvorschläge in die Debatte eingebracht habe.

Die CDU brilliert mit der falschen Überschrift Parken in der Innenstadt neu denken, denn es gelingt ihr an keiner Stelle, zu begründen, wie man "Parken" in einem bereits seit Jahrzehnten zum Parken genutzten Gebäude "neu denken" kann. Das ist Marketingdeutsch vom Schlechtesten.

Und die SPD beklagt, dass sich die CDU mit falschen Federn schmücke: Die CDU sollte sich aber zurückhalten mit Gestaltungsvorschlägen, die nicht auf ihrem Mist gewachsen sind.

Dabei, bei unseren beiden Streithähnen braucht man die Hand nicht umzudrehen. Es handelt sich um nicht mehr als Spiegelfechtereien. Beide Parteien wollen das Parkhaus sanieren. (Hier noch der passende Link zur SPD) Beide wollen E-Ladestationen, Solarpaneele, Stellplätze für Fahrräder. Mit anderen Worten: eine große Koalition der Autofahrer*innen versucht das Parkhaus so chic zu machen, dass selbst eingefleischte Radler*innen dem neuen Konzept zustimmen können.

Aber: das wird nichts. Um mal die CDU in ihrem lichtesten Moment zu zitieren:
"Künftig werden immer mehr Rad-, Bahn- und Busnutzer in die Innenstadt fahren."
Aber für die wird im Grunde nichts getan. Wer mit dem Rad kommt, wer mit den Öffentlichen kommt, der benötigt breite Radwege und breite Bürgersteige. Beides aber bietet Frechen nicht.

Über eine Neuaufteilung des öffentlichen Raums zugunsten von Radler*innen und Fußgänger*innen aber reden weder CDU noch SPD. Wozu auch? Auch hierzu genügt ein einziges Zitat der CDU, das aber so auch von der SPD kommen könnte:
"Durch ein modernes Parkhaus in der Innenstadt bleiben die Fußgängerzone mit den Einzelhandelsgeschäften und die Kulturveranstaltungen im Stadtsaal für jeden erreichbar."
Und schon haben wir die CDU wieder da, wo sie hingehört, denn eine Erreichbarkeit der Innenstadt wird durch ein Parkhaus nicht gewährleistet. Im Begriff der Erreichbarkeit schwingt auch immer mit, dass sich Menschen von A nach B bewegen, der Weg also von hoher Bedeutung ist.

Womit wir wieder beim alten Thema wären: wem gehört der öffentliche Raum? Den Autos oder auch den Menschen?

Unter Radfahrgesichtspunkten ist das Parkhaus eh ein ganz schlechter Ort, wenn man zumindest das Angebot an Abstellplätzen für Radler*innen in der Innenstadt ausbauen will. Keine einzige der zentralen Zufahrten zur Innenstadt für Radler*innen führt am Parkhaus vorbei.
Wichtiger wären, genau, separierte Radwege und überdachte Parkflächen für Fahrräder am oberen und unteren Ende der Hauptstraße, rund um den Marktplatz und im Bereich der Sparkasse. Überdacht und mit Lademöglichkeiten für E-Bikes.
Abstellplätze für Fahrräder sollten da entstehen, wo Radler*innen heute schon ihre Fahrräder abstellen. Es spricht nämlich einiges dafür, dass die Räder nicht aus Jux und Dollerei hier abgestellt werden, sondern weil Radler*innen von hier aus ihre bevorzugten Ziele günstig erreichen können.

Aber wer will schon so einfache Lösungsvorschläge, wenn man ein halb verfallenes Parkhaus sanieren und sich gleichzeitig dem Gedanken eines sich verändernden Mobilitätsverhaltens zugewandt ausweisen will.

Also wird es im neuen Parkhaus ganz schicke Fahrradabstellplätze geben nur keine vernünftigen Radwege dorthin und die, die sich in Frechen todesmutig immer noch mit dem Rad durch den Verkehr trauen, werden ihre Fahrräder weiterhin andernorts abstellen.

So ist das, wenn Autofahrer*innen glauben, sie könnten für Radfahrer*innen mitplanen.




Montag, 5. April 2021
Thema: Umwelt
forderte Ernst Moritz Arndt 1802 in seiner "Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen."
Ähnliches darf nun von der Wählergemeinschaft "Perspektive für Frechen (PfF) erwartet werden. Vor einigen Wochen hat die PfF die Klage von BewohnerInnen der Straße "Hasenheide" aufgegriffen, nachdem bei Straßenbaumaßnahmen in der Straße Bäume gefällt und nicht wieder ersetzt wurden.

Inzwischen hat die Stadt sich erklärt. Die Straße sei zu eng und zudem würden Versorgungsleitungen die Wiederanlage von Baumscvheiben verhindern.
Aber, die Verwaltung zeigt der PfF (und allen übrigen Parteien im Stadtrat) eine Alternative auf: es könnten sehr wohl Baumscheiben angelegt werden, das gehe aber zu Lasten von Parkkplätzen. Die Entscheidung hierzu müsse in den politischen Gremien gefält werden.

Ja, nun hat sie den Salat die PfF. Klimawandel, Stadtbegrünung und die Neupflanzung von Straßenbäumen, damit will sich die PfF profilieren. Wie wir aber seit der Geschichte mit dem Parkhaus Josefstraße wissen, die Abschaffung von Parkplätzen steht nicht auf ihrer Agenda.

Wie steht es in einem klugen Buch geschrieben:
"Das grundlegende Problem: die Monopolisierung von immer mehr Straßen und Flächen für die Bedürfnisse der Autos, in dem geselliges Leben vertrieben und nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer an den Rand gedrängt werden, bleibt bestehen."
Man nennt das automobilimperiale Lebensweise. Die Automobilität ist infrastrukturell verankert. Der Raum gehört dem Auto nicht den Menschen und der Natur. Und das spielt sich vor unserer Haustüre ab. Da diese Lebensweise unwidersprochene Normalität ist, dürfen wir vermuten, dass die PfF sich bei dieser Alternative jeden Mannesmutes entsagen wird.

Die Stadt bietet dafür jedoch einen "netten" Ausweg an: man nennt es den modernen Ablasshandel. Die in der Innenstadt gefällten Bäume werden andernorts neu gepflanzt.
Und schon ist irgendwie alles wieder in Butter: die Parkplätze, die ja nun wahrlich deutlich wichtiger sind als ein paar Bäume, bleiben erhalten. Die Bäume wiederum werden irgendwelche Lücken im städtischen Wald schließen, die der Klimawandel (vulgo die Trockenheit der vergangenen Jahre) gerissen hat.

Und wenn die nächste Hitzewelle kommt (und sie wird kommen), dann fehlen in der Hasenheide die Bäume, die vielleicht Schatten hätten spenden können und mit ihrer Verdunstung den Stadtraum hätten etwas kühlen können.
Dafür blitzt das Blech der parkenden Autos in der Sonne und wird die Hasenheide in einen glühenden Backofen verwandeln.

Es bedürfte Mannesmut vor Fürstenthronen ....






* Ulrich Brand/ Markus Wissen, Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von mensch und Natur im globalen Kapitalismus, 2017, S. 130.