Dienstag, 26. Juli 2016
Ja eigentlich hat das Eine mit dem Anderen nur wenig zu tun. Trotzdem kam es mir spontan in den Sinn als ich vergangene Woche im Kölner Stadtanzeiger las, dass 50% der Kugelahorne in der Frechener Fußgängerzone krank seien. So erzählte es uns der CDU-Fraktionsvorsitzende Cornel Lindemann-Berk.

Jetzt haben Bäume und feministische Sprachkritik wenig miteinander zu tun. Sie treffen sich aber darin, dass ich über die feministische Sprachkritik gelernt habe, dass unser Sprechen über Dinge Wirklichkeit schaffen kann. Die feministische Sprachkritik analysierte den Gebrauch der deutschen Sprache. Hierbei wurde ex negativo die sprachliche Ausgrenzung der Frauen thematisiert:
„Frauen werden nach Möglichkeit sprachlich unsichtbar gemacht - dabei half traditionell die sexistische Grammatik, die etwa vorschreibt, daß aus 99 Sängerinnen und einem Sänger zusammen 100 Sänger werden.“ (L.Pusch)
Und weg waren sie, die Frauen. In der Wahrnehmung, denn wer, um am Beispiel zu bleiben, von Männern redet, der erweckt beim Zuhörer (und der Zuhörerin) das Bild einer Männergruppe.

Worte schaffen Wirklichkeit, nicht aber Realität:
„Wir leben aber doch im Zeitalter der Information. Und Sprache ist das Mittel der Information. Wie wollen Sie denn zwischen Worten und Information unterscheiden? Die Worte sind die Sache selber.“ (L.Pusch)
Also, wenn Herr C. Lindemann-Berk über kranke Bäume redet, so ist er (noch) nicht in der Lage, die Bäume krank zu reden. Nein, Gott bewahre, denn das wäre ja Hexerei und Hexerei wiederum, das wissen wir aus „Hexenhammer“s Zeiten, das geht gar nicht. Da kam die heilige römische Inquisition und dann half nur noch der Gottesbeweis. Die Hexe wurde an Armen und Beinen gefesselt und rein in den Fluss, blieb sie oben, dann ab auf den Scheiterhaufen, der Beweis war erbracht. Nur mit dem Teufel im Bunde konnte man gefesselt nicht untergehen. Und ging sie unter … Gott sei ihre Seele gnädig.
(Aber dieser Vergleich funktioniert eh nicht, denn Herr C. Lindemann-Berk ist keine Frau und Hexen waren qua Natur Frauen und die heilige römische Inquisition bestand aus Männern.)

Aber Herr C. Lindemann-Berk kann in unserem Kopf den Eindruck entstehen lassen, dass die Bäume in der Fußgängerzone krank sind. Er ändert nicht die Realität aber unsere Wahrnehmung derselben.

Herr C. Lindemann-Berk wird dann sein Ziel erreicht haben, wenn wir mit unseren Kindern durch die Stadt gehen, auf die grünen Kronen der Kugelahorne zeigen und erklären: „Schaut mal, das Grüne da, das ist krank.“ Und unsere Kleinen, für die alles Grüne auf dem Teller (außer Spinat) giftig zu sein scheint und deshalb nicht gegessen werden kann, unsere Kleinen werden wissend nicken.




Mittwoch, 13. Juli 2016
Thema: Zuckungen
Heute schreibe ich mal nicht selber, heute zitiere und verlinke ich nur.

Das Frechener Wochenende beschreibt die verfahrene Situation im Gewerbegebiet Europaallee als Folge der CDU-Wirtschaftspolitik der vergangenen einenhalb Jahrzehnte.
Wie wahr, wie wahr. Dazu die CDU-Kakophonie bei diesem Thema - sehr erheiternd.
Geplante DHL-Ansiedlung sorgt für große Unruhe in der Politik. Dank einer Ausnahmegenehmigung von der Veränderungssperre wird der Projektentwickler Walter Hellmich auf einer Fläche von rund 20.000 Quadratmetern an der Europaallee eine sogenannte "mechanisierte Zustellbasis" für die DHL/Deutsche Post AG bauen. Ein Projekt, das in Frechen nicht gerne gesehen wird.

"Wir begrüßen die Ansiedlung dieses namhaften Markenunternehmens und freuen uns besonders darüber, dass 120 neue Arbeitsplätze in Frechen entstehen", lässt sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Cornel Lindemann-Berk noch am 20. Juni in einer offiziellen Pressemitteilung seiner Partei zitieren. Acht Tage später hört sich das bei seiner Parteifreundin Dr. Sylvia Knecht im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauleitplanung ganz anders an: "Wir begrüßen diese Ansiedlung nicht", gibt sie zu Protokoll.
Ja, diese beiden Aussagen widersprechen sich und sie zeigen, in welchem Dilemma insbesondere die Frechener CDU in Sachen Wirtschaftsförderung und Gewerbeansiedlung steckt: Einerseits kann und will sie der Verwaltungsspitze nicht in den Rücken fallen. Hier haben seit mehr als anderthalb Jahrzehnten Christdemokraten an entscheidender Stelle das Sagen. Nicht zuletzt der ehemalige Bürgermeister Hans-Willi Meier hat lange Jahre keinen Hehl aus seiner Verbundenheit zum Münchner Großinvestor Alfons Doblinger gemacht. Gewerbeflächen sind in Frechen zur Mangelware geworden, das Gewerbegebiet an der Europaallee ist - als Folge der Vermarktungsstrategie vergangener Jahre - von Logistikunternehmen beherrscht.

Zum Artikel: Politiker veräppelt und unter Druck gesetzt

P.S.:
Nur zur Erinnerung: die CDU-Ratsfraktion, damals geführt von der Fraktionsvorsitzenden Susanne Stupp, hat alle von der Verwaltung vorgeschlagenen Entscheidungen in der Gewerbepolitik mitgetragen. Die DHL-Ansiedlung folgt der alten Logik. Es fällt der CDU aber erkennbar schwer, sich von der alten Meierschen Wirtschaftspolitik zu lösen.
Jedoch, im Sinne von "Lessons Learned": wie wäre es, wenn man die Planungen für den Stadtteil Grube Carl nochmals von Grund auf überdenken würde? Diese Planungen sind noch älter.




Montag, 4. Juli 2016
Stadtverwaltung, Lindenschule und Container, das will einfach nicht zusammen gehen. Schon 2010 litt die Lindenschule darunter, dass die Stadtverwaltung nicht in der Lage war, zwei neue Container rechtzeitig zu Schulbeginn in Betrieb zu nehmen. Damals fehlte die vorgeschriebene Feuertreppe.

So lautete 2010 die Ausrede:
Die Treppe für den Notausgang habe nachträglich bestellt werden müssen, weil es „Probleme mit der Statik“ gegeben habe, erklärt Lehmann die Verzögerung. Der Auftrag für die Anschaffung des Mobiliars habe ebenfalls ordnungsgemäß ausgeschrieben werden müssen. „Die Verwaltung muss sich an vorgeschriebene Vergabeverfahren halten, sonst riskiert sie Klagen“, rechtfertigt Lehmann den langen Zeitraum.
Kölner Stadtanzeiger 24.09.2010

Wir dürfen uns nun auf neue Ausreden freuen, denn auch bei der Beschaffung von drei neuen Container läuft wohl nicht alles rund.
Jürgen Weidemann, schulpolitischer Sprecher der SPD im Rat, beklagt: : „Für den Schulunterricht und für die Offene Ganztagsschule sind sie kaum geeignet, denn sie sind mit 67 qm nicht nur zu klein, sondern anscheinend befinden sich in den gebraucht gekauften Container auch noch Stützsäulen, die den nutzbaren Raum weiter reduzieren.

Um die ganze Geschichte abzurunden bleibt anzumerken, dass sich auch im Umgang der Verwaltung mit der Öffentlichkeit nichts Wesentliches verändert hat.

Damals, 2010, wollte die Schulleitung schon im Juli wissen, wie es um die Container stehe, aber wie schrieb der KStA am 7. Juli 2010:
Die Verwaltung gibt keinerlei Auskunft

Und 2016?
Eine Stellungnahme der Stadt steht noch aus.

An dieser Stelle sei ein Kommentar des KStA aus eben dem Jahre 2010 zitiert:
Die Lindenschule ist immer das letzte Glied in der Kette, wirdhintenangestellt, was die Ausstattung anbetrifft. (…).
Aber auch Schulleiter und Eltern anderer Schulen in Frechen konnten sich in den vergangenen Jahren oft nicht auf Zusagen der Verwaltung verlassen. Zeitliche Verzögerungen mussten in Kauf genommen werden. Im Fall der fehlenden Treppe am Container der Lindenschule reagiert die Gebäudewirtschaft der Stadt Frechen erst, als die Öffentlichkeit aktiv wurde.
Wirklich viel geändert hat sich nicht in Frechen.