Thema: Lindenschule
16. November 15 | Autor: antoine favier | 0 Kommentare | Kommentieren
Köln ist eine Autostadt, war heute im KStA zu lesen. Dabei, das ist kein Kölner Problem, hier in Frechen haben wir es auch. Und ab dem kommenden Schuljahr wird es wohl in Frechens Westen noch schlimmer werden.
Dann nämlich soll die Lindenschule abgerissen werden und die über 200 Schulkinder sollen die Interimsschule in den Räumlichkeiten der ehemaligen Anne-Frank-Schule an der Burgstraße besuchen.
Offen ist nur noch, wie diese über 200 Kinder aus dem Grundschulbezirk der Lindenschule, der im Süden an der Dürener Straße beginnt und im Norden bis in die Mau-Mau-Siedlung hineinreicht, zur neuen Schule kommen werden. Immerhin 11 Kinder haben Anspruch auf ein von der Stadt finanziertes Busticket, da deren einfacher Schulweg länger als 2 Kilometer ist. Bei so langen Schulwegen ist die Stadt verpflichtet, ein Busticket zu finanzieren.
Die Schulpflegschaft hat für eine Busverbindung für alle Kinder plädiert, währenddessen die Verwaltung von Beginn an der Meinung war, dass dies für die Stadt zu teuer sei und die Kinder laufen sollen. Man hatte sich zwischenzeitlich auf eine Elternbefragung und eine Anfrage bei der Polizei über die Gefährlichkeit des Schulweges geeinigt, deren Ergebnisse aber weiterhin interpretationswürdig sind.
So schreibt die Polizei, dass der Weg, den die Kinder nehmen müssten im letzten 3-Jahreszeitraum von der „derzeitigen Unfalllage als unauffällig zu bezeichnen sei.“
Wer will dieser Aussage widersprechen. Es handelt sich ja bis heute eben nicht um einen typischen Schulweg. Und wenn dort nur wenige Kinder unterwegs sind, so kann da natürlich auch nicht viel passieren. Das ist trivial, aber wahr.
Des Weiteren erklärt die Stadtverwaltung, dass bisher rund 68% aller Kinder den Schulweg zu Fuß bestritten hätten und dass nach einem Umzug rund 40% der Eltern wünschen, dass ihre Kinder den Weg zur Interimsschule weiterhin zu Fuß bewältigen. Zudem hätten nur 35% der Eltern erklärt, ihr Kind zukünftig mit dem Auto zur Schule zu bringen. Das seien nur 5% mehr als bisher schon.
So kann man die Ergebnisse der Befragung lesen. Es wäre dann aber spannend, zu wissen, wie die 17% der Kinder zur Schule kommen, deren Eltern für ihre Kinder die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel geplant haben. Sollten diese sich alle fürs Auto entscheiden, weil der Schulbus nicht kommt, dann sind wir schon bei 53% Autokindern. Also 22 % mehr als bisher.
Und hier setzt den auch die Kritik an: von einer Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel rät die REVG ausdrücklich ab:
Ein kurzes Gespräch mit einer Mutter, deren Tochter einen Anspruch auf ein von der Stadt finanziertes Busticket hat, über den zukünftigen Schulweg, nahm einen zu erwartenden Verlauf. Der Hinweis, dass die Tochter ja dann mit dem 968er fahren müsse wurde erwidert mit der Aussage: „Der Bus ist doch jetzt schon voll … dann fahre ich mein Kind mit dem Auto.“
Dies gilt für alle Kinder die von der Grube Carl aus bisher zur Lindenschule laufen. Starttermin der Kinder ist aktuell so gegen 7:30 Uhr. Dann laufen sie, halt so wie Kinder zur Schule laufen, 20 bis 25 Minuten den Berg runter und sind gegen 7:50 / 7:55 Uhr auf dem Schulhof.
Der Schulweg zur Interimsschule ist doppelt so lange. Statt mit 20 Minuten Schulweg muss mit mindestens 40 Minuten kalkuliert werden. Dank verschiedener Ampeln die zu queren sind, ist das eine schon knappe Kalkulation. Das würde aber bedeuten, dass die Kinder spätestens 10 Minuten nach 7 Uhr loslaufen müssen, um pünktlich an der neuen Schule anzukommen. Das heißt auch: mindestens 20 Minuten früher aufstehen.
Wer Grundschulkinder zu Hause hat, der weiß, was 20 Minuten früheres Aufstehen bedeutet. Sind bisher fast alle Kinder aus Grube Carl gelaufen, so wird sich das nun ganz schnell reduzieren. Vermutlich auf einen Wert nahe Null. Es handelt sich um ein sich selbst verstärkendes System. Je weniger Kinder laufen, desto mehr Eltern steigen auf’s Auto um, dann laufen noch weniger Kinder, weswegen weitere Eltern auf’s Auto umsteigen … und die Erstklässler werden den „Zumutungen“ des Laufens erst gar nicht ausgesetzt werden.
Und wer das Urteil der städtischen Straßenverkehrsbehörde liest, der fühlt sich in seiner Einschätzung, dass der Schulweg nicht ohne Gefahren ist, bestätigt.
Die Lebensrealitäten werden sich solchen Lösungen dummerweise widersetzen. Jetzt bereits besuchen rund 80% der Erst- und Zweitklässler den offenen Ganztag. Vermutlich nicht, weil die Eltern sich gerne kinderfreie Nachmittage verschaffen wollen, sondern weil sie arbeiten gehen oder genauer: mit dem Auto zur Arbeit fahren. Da fehlt die Zeit um Schülerlotse zu spielen oder einen Walkingbus zu organisieren.
Da werden die Kinder, weil es einfacher ist und weil es bequemer ist und weil die Kinder dann doch noch etwas länger werden schlafen können, mit dem Auto zur Schule gebracht.
Jede Wette.
Entgegen den Annahmen der Stadtverwaltung werden vermutlich bestenfalls ein Drittel der Kinder zu Fuß kommen. Der Rest aber wird vom Elterntaxi gebracht werden.
Weil die Eltern nicht bereit sind, ordentlich für die Bereitstellung eines Schulbusses zu löhnen und weil die Haushaltssituation angespannt ist, „empfiehlt die Verwaltung, keine freiwilligen Kosten zu übernehmen.“
So ist es, wenn man auf Basis falscher Prämissen und unter Ausschaltung des gesunden Menschenverstands Entscheidungen trifft, aber, den Dank des Kämmerers wird sich die Jamaikakoalition im Schulausschuss, wenn sie am 25. November 2015 dem Vorschlag der Verwaltung gefolgt sein wird, wohl verdient haben.
Dann nämlich soll die Lindenschule abgerissen werden und die über 200 Schulkinder sollen die Interimsschule in den Räumlichkeiten der ehemaligen Anne-Frank-Schule an der Burgstraße besuchen.
Offen ist nur noch, wie diese über 200 Kinder aus dem Grundschulbezirk der Lindenschule, der im Süden an der Dürener Straße beginnt und im Norden bis in die Mau-Mau-Siedlung hineinreicht, zur neuen Schule kommen werden. Immerhin 11 Kinder haben Anspruch auf ein von der Stadt finanziertes Busticket, da deren einfacher Schulweg länger als 2 Kilometer ist. Bei so langen Schulwegen ist die Stadt verpflichtet, ein Busticket zu finanzieren.
Die Schulpflegschaft hat für eine Busverbindung für alle Kinder plädiert, währenddessen die Verwaltung von Beginn an der Meinung war, dass dies für die Stadt zu teuer sei und die Kinder laufen sollen. Man hatte sich zwischenzeitlich auf eine Elternbefragung und eine Anfrage bei der Polizei über die Gefährlichkeit des Schulweges geeinigt, deren Ergebnisse aber weiterhin interpretationswürdig sind.
So schreibt die Polizei, dass der Weg, den die Kinder nehmen müssten im letzten 3-Jahreszeitraum von der „derzeitigen Unfalllage als unauffällig zu bezeichnen sei.“
Wer will dieser Aussage widersprechen. Es handelt sich ja bis heute eben nicht um einen typischen Schulweg. Und wenn dort nur wenige Kinder unterwegs sind, so kann da natürlich auch nicht viel passieren. Das ist trivial, aber wahr.
Des Weiteren erklärt die Stadtverwaltung, dass bisher rund 68% aller Kinder den Schulweg zu Fuß bestritten hätten und dass nach einem Umzug rund 40% der Eltern wünschen, dass ihre Kinder den Weg zur Interimsschule weiterhin zu Fuß bewältigen. Zudem hätten nur 35% der Eltern erklärt, ihr Kind zukünftig mit dem Auto zur Schule zu bringen. Das seien nur 5% mehr als bisher schon.
So kann man die Ergebnisse der Befragung lesen. Es wäre dann aber spannend, zu wissen, wie die 17% der Kinder zur Schule kommen, deren Eltern für ihre Kinder die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel geplant haben. Sollten diese sich alle fürs Auto entscheiden, weil der Schulbus nicht kommt, dann sind wir schon bei 53% Autokindern. Also 22 % mehr als bisher.
Und hier setzt den auch die Kritik an: von einer Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel rät die REVG ausdrücklich ab:
“Von Fahrten mit dem regulären Linienverkehr rät die REVG ausdrücklich ab, da die Linie 968 sehr stark durch Schüler/innen der weiterführenden Schulen frequentiert ist und erfahrungsgemäß Kinder der Grundschulen nur schwer zurecht kommen würden.“Oder knapp formuliert: die Busse der Linie 968 sind heute schon rappelvoll. Da passt kein Grundschulkind mehr rein.
Ein kurzes Gespräch mit einer Mutter, deren Tochter einen Anspruch auf ein von der Stadt finanziertes Busticket hat, über den zukünftigen Schulweg, nahm einen zu erwartenden Verlauf. Der Hinweis, dass die Tochter ja dann mit dem 968er fahren müsse wurde erwidert mit der Aussage: „Der Bus ist doch jetzt schon voll … dann fahre ich mein Kind mit dem Auto.“
Dies gilt für alle Kinder die von der Grube Carl aus bisher zur Lindenschule laufen. Starttermin der Kinder ist aktuell so gegen 7:30 Uhr. Dann laufen sie, halt so wie Kinder zur Schule laufen, 20 bis 25 Minuten den Berg runter und sind gegen 7:50 / 7:55 Uhr auf dem Schulhof.
Der Schulweg zur Interimsschule ist doppelt so lange. Statt mit 20 Minuten Schulweg muss mit mindestens 40 Minuten kalkuliert werden. Dank verschiedener Ampeln die zu queren sind, ist das eine schon knappe Kalkulation. Das würde aber bedeuten, dass die Kinder spätestens 10 Minuten nach 7 Uhr loslaufen müssen, um pünktlich an der neuen Schule anzukommen. Das heißt auch: mindestens 20 Minuten früher aufstehen.
Wer Grundschulkinder zu Hause hat, der weiß, was 20 Minuten früheres Aufstehen bedeutet. Sind bisher fast alle Kinder aus Grube Carl gelaufen, so wird sich das nun ganz schnell reduzieren. Vermutlich auf einen Wert nahe Null. Es handelt sich um ein sich selbst verstärkendes System. Je weniger Kinder laufen, desto mehr Eltern steigen auf’s Auto um, dann laufen noch weniger Kinder, weswegen weitere Eltern auf’s Auto umsteigen … und die Erstklässler werden den „Zumutungen“ des Laufens erst gar nicht ausgesetzt werden.
Und wer das Urteil der städtischen Straßenverkehrsbehörde liest, der fühlt sich in seiner Einschätzung, dass der Schulweg nicht ohne Gefahren ist, bestätigt.
“Die Eltern sollten darauf hingewiesen werden, dass insbesondere Schulanfänger grundsätzlich nicht in der Lage sind, den Verkehr in ähnlicher Weise wie die Erwachsenen zu erleben und zu begreifen.Und weil dem so ist, sind die Eltern aufgerufen, mit ihren Kindern den sichersten Schulweg zu trainieren, sich als Schülerlotsen zur Verfügung zu stellen und Elternbusse zu organisieren.
Die Lebensrealitäten werden sich solchen Lösungen dummerweise widersetzen. Jetzt bereits besuchen rund 80% der Erst- und Zweitklässler den offenen Ganztag. Vermutlich nicht, weil die Eltern sich gerne kinderfreie Nachmittage verschaffen wollen, sondern weil sie arbeiten gehen oder genauer: mit dem Auto zur Arbeit fahren. Da fehlt die Zeit um Schülerlotse zu spielen oder einen Walkingbus zu organisieren.
Da werden die Kinder, weil es einfacher ist und weil es bequemer ist und weil die Kinder dann doch noch etwas länger werden schlafen können, mit dem Auto zur Schule gebracht.
Jede Wette.
Entgegen den Annahmen der Stadtverwaltung werden vermutlich bestenfalls ein Drittel der Kinder zu Fuß kommen. Der Rest aber wird vom Elterntaxi gebracht werden.
Weil die Eltern nicht bereit sind, ordentlich für die Bereitstellung eines Schulbusses zu löhnen und weil die Haushaltssituation angespannt ist, „empfiehlt die Verwaltung, keine freiwilligen Kosten zu übernehmen.“