Donnerstag, 7. Februar 2013
Vor einiger Zeit schrieb die Kölnische Rundschau, dass in Frechen eine Veränderung der Schullandschaft nur möglich sei, wenn die Eltern mit den Füssen abstimmen würden.
Nach dem Verlauf der heutigen Schulausschusssitzung ist dieser Einschätzung uneingeschränkt zuzustimmen.

Die einen wollen gar nichts ändern (die FDP) und zusammen mit den anderen, nämlich denen von der CDU verstehen sie ihr politisches Mandat nur noch streng passiv. Passiv in dem Sinne, das man nur noch eine private Meinung hat, von dieser aber gerne abstrahiert, was in diesem Fall bedeutet, dass man sich einem klaren Elternwunsch nciht verschließen würde.
Wenn die Eltern der Politik klar sagen, welche Schulform gewünscht ist, dann wird das umgesetzt. Könnte man meinen. Klingt ja auch irgendwie superdemokratisch hat aber mit einem politischen Mandat in einer repräsentativen Demokratie nichts mehr gemein.
Dabei verstecken CDU und FDP ihre wahren Absichten hinter Verwaltungsvorlagen, Workshops und Worthülsen.

Denn ganz so basisdemokratisch meinen es die Damen von CDU und FDP ja auch gar nicht. Eine Elternbefragung zur Einführung einer Gesamtschule zum schnellstmöglichen Zeitpunkt, so dass den armen Repräsentantinnen die Entscheidung abgenommen werde, die wollen sie dann lieber doch nicht.

Die SPD hat mit ihrem Grundsatzbeschluss aus dem vergangenen Jahr ihr Pulver auch komplett verschossen. Man ist zwar irgendwie für eine Gesamtschule, hat aber beschlossen, alles mitzutragen, was die Umsetzung dieses Beschlusses auf den Sankt Nimmerleinstag verzögert. So führt man die eigenen Beschlüsse ad absurdum. Aber, das mit stolz erhobenem Kopfe. Wollen wir wetten: im Kommunalwahlkampf wird diese Frechener SPD uns erklären, dass sie eigentlich schon immer für eine Gesamtschule war und wenn es nach ihr gegangen wäre, dann hätten wir ja eine Gesamtschule ja bereits, aber die böse, böse CDU .... wenn doch nur das eigene Abstimmungsverhalten zu dieser Story passen würde. Wir dürfen gespannt sein.

Daher jedenfalls hat der Schulausschuss entschieden, dass die Verwaltung die kommenden Jahre den Takt vorgeben darf. Damit ist gesichert, dass eine Entscheidung pro Gesamtschule in den nächsten Jahren nicht zur Debatte stehen wird.

Aus diesem Grund sollten sich die Eltern der jetzigen Viertklässler, die eine Haupt- oder Realschulempfehlung haben, darüber Gedanken machen, ob sie ihre Kinder bei der in Gründung befindlichen Sekundarschule in Brauweiler anmelden. Es gibt ein Verwaltungsabkommen zwischen Frechen und Pulheim in dem die beiden Kommunen vereinbart haben, dass Kinder der Nachbarkommune die örtlichen Schulen besuchen dürfen und dass diese Kinder bei allen Kopfzählungen mitgezählt werden. Das bedeutet für die Sekundarschule in Brauweiler, dass die Mindestanmeldezahl von 75 SchülerInnen auch dann gilt, wenn darunter viele Frechener Kinder sind.

Darüber wird öffentlich nicht gerne geredet, denn alle Frechener Hauptschüler, die sich für die Sekundarschule in Brauweiler entscheiden, werden im kommenden Schuljahr an der Frechener Hauptschule fehlen.
Mit anderen Worten: einerseits erklärt die Stadtverwaltung, sie stehe zur Frechener Hauptschule, indirekt jedoch fördert sie die Gründung einer besser positionierten Schule in Brauweiler.
Das ist, nun ja, schizophren. Aber es passt zur hiesigen Schulpolitik.

Wenn nun viele Frechener Hauptschulkinder sich für die Brauweiler Sekundarschule entscheiden sollten, so könnte das folgende, schon wieder fast amüsant zu nennenden Nebenwirkungen zur Folge haben:

1. Brauweiler erhält Dank der Frechener Kinder eine Sekundarschule, die Teile der Brauweiler Elternschaft vehement ablehnt.
2. Die Frechener Hauptschule verliert so viele Kinder an die Brauweiler Sekundarschule, dass die zwingend erforderliche Zweizügigkeit der Hauptschule nicht mehr gegeben ist. Die Frechener Hauptschule müsste dann aufgelöst werden.

In diesem Fall hat unser Schuldezernent der Öffentlichkeit aber das Eine oder Andere zu erklären.

Ach ja, auch noch ein kleiner Nebeneffekt. Die Brauweiler Sekundarschule hat sich dem Thema Inklusion verschrieben. Insofern könnte die Schule auch für Frechener Eltern mit behinderten Kindern hochinteressant sein. Nachdem Frechen beim Thema Inklusion erklärt hat, so lange zu warten, bis alle, aber auch alle Gesetze unter Dach und Fach sind, scheint eine Flucht für Eltern behinderter Kinder aus dem Frechener Schulsystem die klügste Variante, wenn man eben kein Freund der Förderschulen ist.

Gottes Mühlen mahlen schon langsam, in Frechen jedoch kann man lernen, dass es Mühlen gibt, die noch langsamer mahlen. Wobei, es zu befürchten steht, dass die Frechener Mühle keinen funktionsfähigen Antrieb mehr besitzt und unsere Politik sich darauf beschränkt, manuell Mahlgeräusche zu produzieren.




Nur die aus Königsdorf sind gleicher!

Und dies seit 1989 und niemand stört sich daran. Genau, seit nunmehr 24 Jahren erhalten Königsdorfer Familien für ihre Kinder, die eine weiterführende Schule im Stadtkern besuchen, kostenlose Jahresfahrausweise für den ÖPNV.
Rechtlich verpflichtend ist dies für Fahrwege, die länger sind als 3,5 Kilometer. Dies trifft für immerhin 130 Königsdorfer Kinder nicht zu!
Seit 24 Jahren subventioniert also die Stadt den vermutlich an der Armutsgrenze lebenden Kindern aus dem sozialen Brennpunkt Königsdorf die Fahrt zur Schule.

Vergangenes Jahr haben die Grünen gefordert, allen Frechener Kinder ein kostenfreies Schülerticket zur Verfügung zu stellen.
Aus Kostengründen wurde dies damals ohne jede Diskussion abgelehnt.

Aber, hier gilt halt: alle Kinder sind gleich, nur die Königsdorfer sind gleicher.

Die Stadtverwaltung hat nun vorgeschlagen, diese Subventionierung des Schulweges ersatzlos zu streichen. Man darf gespannt sein, mit welcher hanebüchenen Argumentation die Königsdorfer Vertreterinnen im Schulausschuss der Öffentlichkeit erklären wollen, warum ihr Geldbeutel von diesen Belastungen befreit werden muss, Bachemer Eltern bspw. aber weiterhin zahlen sollen.