Sonntag, 3. Februar 2013
Erinnert sich noch jemand? Vermutlich nicht, es war ja nur eine kleine Nebenbemerkung in einer längeren Stellungnahme des für die Schulen zuständigen zweiten Beigeordneten Jürgen Uttecht. Und sie liegt schon einige Zeit zurück. Aber, damals erklärte er, dass seines Erachtens der Bestand der Hauptschule bis mindestens 2020 gesichert sei und sich daher ein Nachdenken über eine Veränderung der Frechener Schullandschaft erübrige.
An dieser Grundeinstellung hat sich wohl bei Herrn Uttecht bis heute nichts verändert. Da mag ihm seine Partei eine herbe Niederlage bereitet haben, als sie sich im vergangenen Herbst für die Schaffung einer Gesamtschule ausgesprochen hat. Das aber stört einen Herrn Uttecht nicht. Denn er gebietet über die hierfür entscheidenden Teile der Stadtverwaltung. Die er wohl sehr bewußt dazu nutzt, jegliche Entscheidung pro Gesamtschule zu verhindern. In der letzten Schulausschusssitzung durfte der Kämmerer von der CDU ihn unterstützen. In der kommenden Sitzung hat er ein Papier an die Fraktionen, aber nur an diese und nicht an die sachkundigen Bürger, versandt. In diesem Papier hat er dargestellt, welche Botschaften er aus der letzten Schulausschusssitzung zum Thema Schulentwicklungsplan mitgenommen hat.

Und man reibt sich etwas die Augen, und stellt fest: alle bisherigen Debatten waren nutzlos. Herr Uttecht hat die Uhr wieder auf null gestellt. Der Schulentwicklungsplan, den Herr Uttecht zur bloßen Machbarkeitsstudie erklärt hat, erweist sich als rausgeschmissenes Geld, denn alle eindeutigen Setzungen der Studie werden für nichtig erklärt und wir beginnen von Neuem.

Die Aussage der Studie war eindeutig: die Sekundarschule löst die Probleme des Schulstandortes nicht. Eine Weiterentwicklung ist nur möglich mit einer Gesamtschule, durch die die sich langsam auflösende Hauptschule aufgefangen wird und die sicher zu erwartenden Raumprobleme des Gymnasiums gelöst werden.

Nun soll der zu beauftragende SEP erneut die Frage beantworten, ob nicht eine Sekundarschule für Frechen sinnvoll sei – kein Mensch will sie, ausser Frau Lehmann von der CDU – aber auch der Befriedigung dieses Individualinteresses soll der SEP dienen.

Die Studie empfahl die Errichtung einer Gesamtschule unter Beibehaltung der Realschule – die Beibehaltung der Realschule wurde vom Schulausschuss breit unterstützt. Eine Sekundarschule bekommt man jedoch nur, wenn die Realschule ihr geopfert wird. In Pulheim-Brauweiler sehen wir aktuell, welche Konsequenzen dies hat. Eine komplett gespaltene Bürgerschaft.

Zudem soll der SEP nun auch Antworten auf die „Sorgen“ des „Abiturmonopolisten“, des Gymnasiums geben. Da haben wir eine Schule, die als einzige das Recht hat, die allgemeine Hochschulreife zu vergeben und kaum droht Konkurrenz in Form einer Gesamtschule, da erfindet dieser Monopolist noch schnell ein Problem. Jau, kommt eine Gesamtschule, dann müsse das Gymnasium vielleicht sein Kursangebot in der Oberstufe reduzieren. Ja man glaubt es ja nicht. Anstatt sich darüber zu freuen, dass die Gesamtschule das Gesamtangebot für die Frechener Kinder ausweitet, Konkurrenz belebt das Geschäft, müssen wir erleben, wie sich die städtische Verwaltung zum Knecht des Frechener Einheitsgymnasiums macht. Konkurrenz und Liberalismus enden in Frechen noch immer dann, wenn die Gymnasiallobby hustet.

Ansonsten spielt Herr Uttecht konsequent auf der Klaviatur des Haushaltsrechts, denn Haushaltsmittel stehen erst nach Verabschiedung des Haushalts zur Verfügung, weswegen ein Gutachten auch frühestens im April beauftragt werden könne und um seinen offenkundigen Unwillen gegen den SEP schön zu bemänteln schlägt er mal wieder die Einrichtung eines Workshops vor. Nun denn, damit rückt die Beauftragung eines SEP in noch weitere Ferne.

Dabei hätte es genügt, die Gutachter der Machbarkeitsstudie aufzufordern, die aktuell fehlenden Teile nachzuliefern, um einen vollwertigen SEP zu haben.

Das aber wäre vermutlich zu schnell gegangen für Herrn Uttecht.

Wir dürfen gespannt sein, wie sich die SPD verhält. CDU und FDP jedenfalls werden ihm sicherlich folgen, denn in dem Papier steckt mehr CDU und FDP als die offizielle SPD-Position. Die Frechener SPD wird aber Mittel und Wege finden, sich das Ergebnis schön zu reden. Man wird ihr nur nicht mehr glauben. Spätestens bei der nächsten Kommunalwahl wird die alte Tante SPD es merken. Dann aber wird es zu spät sein.


Papier Uttecht, S.1
Papier Uttecht, S.2