Montag, 28. April 2014
Auch die FDP hat zwischenzeitlich ihr Kommunalwahlprogramm veröffentlicht. Da wir den größeren Parteien einen Gesamtschulartikel gewidmet haben, wollen wir der FDP das gleiche Recht angedeihen lassen.(SPD, CDU) Nicht dass dem Blog vorgeworfen werde, er würde die FDP diskriminieren.

Nun denn, nehmen wir uns des Wahlprogramms an:
Gymnasien dürfen bei Lehrerstellen, Klassengrößen und dem Ausbau des Ganztagesangebots nicht gegenüber anderen Schulen benachteiligt werden.
Da reibt man sich denn doch die Augen: besteht in Frechen die Gefahr, dass das Gymnasium benachteiligt wird? Die einzige Schulform, die hier vor Ort die allgemeine Hochschulreife vergibt? Nein, eine Benachteiligung ist nirgends erkennbar. Im Vergleich mit anderen weiterführenden Schulen geht es dem Gymnasium gut.

Aber, damit ist der Pfad gelegt, auf dem sich die FDP auch 2014 noch bewegt.
Die FDP lehnt den ideologisch geführten Streit um das dreigliedrige Schulsystem auf der einen Seite, oder der Einheits- oder Gesamtschule auf der anderen Seite, ab.
Wer die allgemein akzeptierten Gesamtschulen, die bspw. in Pulheim und Brauweiler mit massiver Elternunterstützung in diesem Jahr eröffnen werden weiterhin als „Einheitsschulen“ diffamiert, scheint in der Vergangenheit hängen geblieben zu sein.
Frau Kayser-Dobiey, wenn schon – denn schon dann doch bitte im alten Duktus: „sozialistische Einheitsschule“. Genau, jetzt passt es wieder.

Aber für die FDP ist die Qualität des Unterrichts und das Lernklima der Schulen entscheidend, nicht die Schulformen - solange es die Altbekannten sind. Da scheint am hiesigen Gymnasium so einiges im Argen zu liegen, denn 25% der Kinder mit einer Gymnasialempfehlung haben sich gegen das Frechener Gymnasium entschieden. Man kann auch andere Zahlen zur Illustration heranziehen: 2012 haben 52% aller Frechener Grundschulkinder das Frechener Gymnasium als weiterführende Schule gewählt, 2013 und 2014 jedoch nur noch 46%.

Das lässt zwei Schlüsse zu: entweder erhalten weniger Kinder eine Gymnasialempfehlung als früher – was eine Frechener Besonderheit im Landes- / Bundesvergleich wäre, oder aber es ist so einiges an einem Gerücht dran, dass die Runde macht: noch nie würden so viele Kinder mit einer Gymnasialempfehlung die Realschule besuchen wie in diesem Jahr.

Anscheinend schreckt das Lernklima am hiesigen Gymnasium Eltern massiv ab.

Vor diesem Hintergrund ist denn auch nachfolgende Aussage eher unwahr:
Daher gibt es in unserer Stadt auch eine in den Schülerzahlen stabile Hauptschule und eine große erfolgreiche Realschule neben dem stetig größer werdenden Gymnasium.
Das Gymnasium wird eben nicht stetig größer, aktuell stagniert es, und die Hauptschule ist in den Schülerzahlen nicht stabil. Erklärte die Leiterin der Grundschule noch im Februar diesen Jahres, dass sie mit mehr als 50 Anmeldungen und einer gesicherten 3-Zügigkeit rechne, so hat die Hauptschule aktuell 42 Anmeldungen und damit eine (noch) sichere 2-Zügigkeit. Gegenüber dem vergangenen Jahr hat die Hauptschule 20 % weniger Anmeldungen. Der Trend läuft gegen die Hauptschule. Inzwischen gibt es bereits 4 Frechener Grundschulen, bei denen weniger als 7 % der Kinder der 4. Klasse auf die Hauptschule wechseln.

Die Frechener Schullandschaft, so muss man festhalten, besteht für 90% aller Eltern nur noch aus 2 Schulformen: der Realschule und dem Gymnasium.

Das ist eindeutig zu wenig an Schulformen. Nicht aber für unsere FDP, die eine Gesamtschule kategorisch ablehnt.
Wir sehen derzeit keine Veranlassung eine dieser Schulen aufzugeben oder zu verkleinern. Dies wäre nämlich die Konsequenz bei der Gründung einer Gesamtschule wie dies z.B. vom Aktionsbündnis Gesamtschule für Frechen gefordert wird. Die FDP Frechen verschließt sich nicht dem Elternwillen. Aber Eltern sollten über die Konsequenzen einer Gesamtschulgründung auch richtig und offen informiert werden. Die Hauptschule müsste in diesem Fall geschlossen werden. Die Realschule müsste ihr Gebäude verlassen und würde extrem verkleinert. Das Gymnasium würde in große Schwierigkeiten kommen, ein vielfältiges Kursprogramm in der Oberstufe zu gewährleisten und müsste hier u.U. mit der Gesamtschule kooperieren.
Die hier angeführten Gründe sind nicht stichhaltig:
Die Hauptschule wird dieses Jahrzehnt nicht überleben nachdem nicht davon auszugehen ist, dass Kinder von FDP-PolitikerInnen und WählerInnen je eine Hauptschule von Innen sehen werden.
Nachdem sich auch die übrige Elternschaft nicht grundsätzlich anders verhält, ist das Ende der Hauptschule vorhersagbar.

Ebenso klar ist: wie und wo eine mögliche neue Gesamtschule unterkommen kann, ist ein politisch unbearbeitetes Feld. Ob die Realschule substantiell verkleinert werden müsste, wenn eine Gesamtschule kommt steht ebenso in den Sternen wie die Behauptung, dass das Kursprogramm des Gymnasiums in der Oberstufe leiden würde.
Da drohe, so die Aussage, die Gefahr, dass das Gymnasium „u.U. mit der Gesamtschule kooperieren“ müsse.
Nachdem diese aber FDP eine Vernetzung der Kommunen wünscht, um „unsere vielfältige Schullandschaft in Frechen“ zu erhalten, also einer interkommunale Kooperation das Wort redet, so fragt man sich, welche Schreckensvision diese FDP plagt, wenn Gesamtschule und Gymnasium kooperieren müssten.

Das alles ist „retro“, ist rückwärtsgewandt und – ja – langweilig.

Wer noch junge schulpflichtige Kinder hat und sich auch für Frechen eine Gesamtschule vorstellen kann, dem sei von dieser FDP abgeraten.