Thema: Mobilität
Ja, das Parkhaus. Da gehen die Emotionen hoch. Hat die Stadt doch das Parkhaus vergammeln lassen. Und das obwohl die in Parteien organisierten Autofahrer*innen schon so lange darauf hingewiesen haben.
Nun darf man sich sicher sein, dass die Stadt Frechen keine autofeindliche Linie fährt und das Parkhaus absichtlich vernachlässigt hat. Aber wie man heute erfährt, handelt es sich beim Parkhaus eigentlich um eine einzige Bauruine. Baumängel ab Beginn, was vermuten lässt, dass eine Sanierung teurer zu stehen kommen dürfte als ein kompletter Neubau.

Im Grunde wäre jetzt die Gelegenheit, das leidige Thema Auto und Parkraum in Frechen grundsätzlich aufzurollen. Aber an diese heilige Kuh trauen sich unsere Parteien nicht heran. Ein Wegfall von kostenlosen Parkplätzen in Frechen bedeutet das Ende für die innerstädtischen Geschäfte. Diesem Mantra folgend fordern Perspektive für Frechen, SPD und FDP, dass das Parkhaus an der Josefstraße erhalten werden muss.

Die SPD fordert zusätzlich, dass beim Umbau, der Neugestaltung oder auch beim kompletten Neubau des Parkhauses auch ein paar Brosamen für die Radlerinnen und Radler abfallen sollen, so etwa einige Fahrradabstellplätze im Parkhaus. Vermutlich können sich darauf alle Parteien im Frechener Rat verständigen.

Klingt dann so, als lägen einem die Fahrradfahrer*innen am Herzen.

Dabei gilt doch in Frechen, das Radfahren keinerlei Glücksgefühle, sondern bestenfalls Panikattacken auslöst. Im ADFC-Fahrradklimatest erhielt Frechen 2018 die Note 4,41 und war damit auf Platz 100 von 106 bewerteten Kommunen vergleichbarer Größe. Im neuen ADFC-Fahrradranking 2020 liegt Frechen mit der Note 4,52 auf Platz 104 von 110 bewerten Kommunen. Man hat es innerhalb von 2 Jahren geschafft sich noch weiter zu verschlechtern.

So sagen bspw. 69% der Befragten, Radfahren in Frechen sei Stress, 75% sagen, in Frechen werde man als Radfahrer*in nicht ernst genommen, 81% sagen, in Frechen wurde in letzter Zeit wenig für das Fahrradfahren getan, 84% fühlen sich auf dem Rad nicht sicher.

Und was kann man aus der Umfrage herauslesen, was geändert werden müsste?

94% der Befragten, sagen die Radwege sind zu schmall, 87% halten die Radwege für zu holprig, 89% finden, auf Radwegen und Radstreifen könne nicht sicher gefahren werden, 83% beklagen Hindernisse auf den Radwegen und 82% fühlen sich auf der Fahrbahn (=Straße) von Autofahrer*innen bedrängt und behindert.
Mit anderen Worten: die Fahrradinfrastruktur wird von mehr als 80% derjenigen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, als ausgesprochen mangelhaft beurteilt.

Was für ein verheerendes Ergebnis. Ein beschädigtes Parkhaus führt zu einem allgemeinen Aufschrei bei den Frechener Parteien, aber eine Umfrage, die zeigt wie strukturell fahrradunfreundlich die Stadt Frechen ist, führt zu keinen entsprechenden Reaktionen. Das wird, so der erste Eindruck, wird totgeschwiegen.

Vielmehr fordert die SPD Frechen nun auch auf Grube Carl einen weiteren Parkplatz. Und wieder werden die Gewerbetreibenden vorgeschoben. Diese würden sich beklagen, dass ihre Kundinnen und Kunden keine Parkplätze mehr finden würden. Kann sein. Dafür gibt es aber eine einfache Lösung:
erhebt Parkgebühren auf dem Wolfgang-Giesen-Platz, beschränkt die zulässige Parkzeit und schon haben die Kund*innen der Gewerbetreibenden wieder Platz. Denn nicht deren Kund*innen sind das Problem, sondern die Zweit- und Dritt-PKWs der Stadtteilbewohner*innen. Und anstatt weitere Flächen für Autos zu versiegeln, wäre es angesagt, die Infrastruktur für das Radfahren zu verbessern.

Aber dafür gibt es in Frechen keine Lobby. Aber für's Parken, da stehen die Sozialdemokrat*innen an der vordersten Front.

"Brüder zur Sonne, zur Freiheit zum Parkplatz hervor."