Gestern war Schulausschusssitzung. Die erste in einer Reihe hoffentlich weiterhin sehr lebhafter Diskussionen über die neue Schulstruktur in Frechen.

Beginnen wir aber mal mit dem, was nicht thematisiert wurde: der Bürgerantrag „Pro Gesamtschule“ wurde an keiner Stelle erwähnt – scheint aber implizit bereits Wirkung zu entfalten. Die Nichtbehandlung des Antrags eröffnet zudem weitere Handlungsoptionen. Auf beide Aussagen wird zurückzukommen sein.

Ein weiterer Punkt handelte von der Elternbefragung. Die Stadtverwaltung hat mit der notwendigen Klarheit formuliert, dass die aktuelle Elternbefragung in keinem Punkt den Vorgaben entspricht, um damit eine Veränderung der Frechener Schullandschaft zu begründen. Will man in Frechen ein Sekundarschule oder eine Gesamtschule, so muss die Elternschaft entsprechend informiert werden und eine auf dies Frage zugeschnittene Elternbefragung durchgeführt werden. Die vorhandene Elternbefragung kann damit nicht mehr als Hinweise liefern, was sich Eltern für ihre Kinder wünschen.
Im Schulausschuss wurde erklärt, den in der Elternbefragung zum Ausdruck kommenden Elternwunsch mit den realen Anmeldezahlen der weiterführenden Schulen im kommenden Frühjahr zu vergleichen. Es bleibt also abzuwarten, in welchem Umfang die Eltern ihren Wunsch in eine konkrete Schulwahl überführen. Da die bindende Schulempfehlung weggefallen ist, sind die Eltern ziemlich frei in ihrer Entscheidung.

In einem früheren Beitrag sprach ich von der „Schulverwirrung der CDU-Fraktion“. Dies hat sich in der gestrigen Sitzung bestätigt. Frau Berger echauffierte sich massiv darüber, dass in einem Antrag der Schulpflegschaften formuliert wurde, dass die CDU über eine Fusion von Haupt- und Realschule nachdenke. Das stehe an keiner Stelle im Antrag der CDU. Stimmt, in dieser Eindeutigkeit ist es nirgends nachzulesen. Nur muss man sich dann doch fragen, warum die CDU die Verwaltung überhaupt aufgefordert hat, den Nutzen einer Sekundarschule für Frechen zu prüfen?
Mir sind dabei zwei Ideen gekommen:
1. Die CDU hat den Eindruck, der Verwaltung ist langweilig – es handelt sich bei diesem Antrag daher nur um eine Form gehobener Beschäftigungstherapie.
2. Alternativ, und dies ist viel wahrscheinlicher, sieht die CDU sehr wohl, dass die Einrichtung einer Sekundarschule mit einer inneren Notwendigkeit auf die Fusion von Haupt- und Realschule zuläuft – nur: die CDU hätte es gerne, wenn die Verwaltung dies als alternativlose Notwendigkeit darstellen würde – dann kann die CDU nämlich der Sekundarschule zustimmen, ohne in der Öffentlichkeit als Totengräberin der Hauptschule dazustehen. Das Verfahren ist bekannt und läuft unter dem Titel: „Wasch mir den Pelz, aber mach’ mich nicht nass.“

Zu diesem Aspekt hatte auch die Ausschussvorsitzende D'Moch-Schweren einen kleinen versteckten Hinweis geliefert, der den weiteren Weg weist. Sie erklärte nämlich, dass die möglichen Veränderungen der Schulstruktur auch vor dem Hintergrund der vorhandenen Gebäude zu diskutieren seien. Man kann, ganz vorsichtig formuliert, diesem Hinweis entnehmen, dass aktuell niemand an eine neue / weitere Schule denkt, sondern Veränderungen innerhalb des schulischen Gebäudebestands stattzufinden haben. Damit ist aber auch klar, dass es keine neue Schule, weder eine Sekundar- noch eine Gesamtschule neben den bestehenden Schulen geben wird. Wird die Frechener Schullandschaft verändert, so werden Haupt- und Realschule in der neuen Schule aufzugehen haben.

Es lohnt sich noch, auf einen weiteren, eher unschönen Punkt der CDU-Positionierung hinzuweisen, der um dieses Zitat, entnommen der Homepage der CDU-Frechen, kreist:
„Darüber hinaus sind die Auswirkungen des vereinbarten Schulkonsens in NRW noch nicht absehbar. „Wir wollen weiterhin auch in unsere weiterführenden Schulen investieren“, sagt die CDU-Stadtverordnete Maria Berger. „Wenn wir aber alle Rücklagen in 2 Grundschulen stecken, bleiben für die größeren Kinder keine Mittel übrig“.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Schulkonsens in NRW und den dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen an zwei Frechener Grundschulen?
Die sachkundige Bürgerin der CDU, Frau Lehmann, hat diesen Punkt in der Sitzung dahingehend konkretisiert, dass sie erklärte, es handle sich um eine einfache Rechnung: was man der einen Schule gebe, könne einer anderen Schule nicht zugute kommen.
Mit anderen Worten, die CDU-Frechen scheint den Konkurrenzkampf zwischen den Schulen zu eröffnen, scheint die verschiedenen Schulen gegeneinander positionieren zu wollen. Es sei die Frage erlaubt, welcher strategischen Zielsetzung das folgt. Als hätten nicht alle Schulen in Frechen darunter zu leiden, das über Jahre und Jahrzehnte nicht ausreichend in die Substanz investiert worden ist.
Man könnte aber auch die Vermutung äußern, dass die CDU, für den Fall, dass sie "gezwungen" wäre, dem "alternativlosen" Vorschlag der Stadtverwaltung zu folgen und sich für die Sekundarschule aussprechen "müsste", hiermit bereits ankündigt, dass sie den Grundschulen Finanzmittel zugunsten der Sekundarschule entziehen will.

Wird dieses Thema in der von Frau Berger vorformulierten Weise weiterverfolgt, so eröffnen die CDU eine Neiddebatte mit völlig unkalkulierbaren Auswirkungen. Die CDU ruft Geister, die sie nicht wieder loswerden wird!

Nun aber zu den guten Dingen der Sitzung. Die beiden präjudizierenden Anträge von SPD und CDU sind vom Tisch. Die Ausschussvorsitzende brachte einen weiteren Entschliessungsantrag ein, mit dem die Verwaltung aufgefordert wird, die Frechener Schullandschaft vor dem Hintergrund sich verändernder Anmeldezahlen usw. zu prüfen und darzustellen, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Konsequenzen in Frechen bestehende Schulformen verändert werden können. Eine Festlegung auf die Sekundarschule wurde vermieden. Wir haben damit zumindest erreicht, dass der Prüfauftrag an die Stadtverwaltung ergebnisoffen formuliert wurde. Die Ergebnisse soll die Stadtverwaltung im Mai 2012 im Schulausschuss präsentieren.

Dieser offene Prüfauftrag ist sicherlich auch dem nicht behandelten Bürgerantrag „Pro Gesamtschule“ geschuldet, der aufzeigt, dass die Elternschaft eigene Vorstellungen entwickelt. Da der Bürgerantrag sinnvollerweise im Mai 2012 wieder aufgegriffen werden wird, können weitere Unterstüzungsunterschriften dem Bürgerantrag ein deutlich höheres Gewicht geben. Es gilt, am Ball zu bleiben.

Als Anekdote sei erwähnt, dass die Ausschussvorsitzende vom Herzen her für eine Gesamtschule ist und daher ihre Kinder bewußt auf die Gesamtschule nach Kerpen geschickt hat, eingschränkend formulierte sie aber, dass sie nicht wisse, ob eine Gesamtschule für Frechen das Richtige sei.

Dazu fällt mir ein Demonstrationsspruch aus dem Jahr 1990 ein, der von der Bürgerrechtsbewegung der untergehenden DDR skandiert wurde:
"Kommt die D-Mark nicht zu uns, gehen wir zu ihr!".
Nachdem die Stadt Hürth mit ihren Entscheidungen deutlich schneller und daher damit zu rechnen ist, dass in Hürth eine Gesamtschule entstehen wird, so gilt für Frechen:

"Kommt die Gesamtschule nicht zu uns, gehen wir zu ihr!"

Mal schauen, wie sich dann die Schülerzahlen hier in Frechen entwickeln!





antoine favier, Freitag, 25. November 2011, 23:13
Bürgerantrag am 13.12. im Rat!

Diese Information hat mich heute erreicht:

Sehr geehrter "Unterstützer" des Bürgerantrags zur Einrichtung einer Gesamtschule,

unser Antrag wird nun doch noch in diesem Jahr von der Stadt Frechen bearbeitet. Die Angelegenheit wird am Dienstag, 13. Dezember 2011 ab 17 Uhr im Neuen Sitzungssaal im Rathaus auf der Tagesordnung stehen. Die Stadt Frechen hat mich gebeten die Unterstützer des Antrags über den Termin zu informieren. Zahlreiches Erscheinen würde der Sache sicherlich dienen.
Ich hoffe, dass wir uns dann an diesem Tag im Rathaus sehen und danke Ihnen schon einmal für Ihre Unterschrift für die Gesamtschule in Frechen.
R.Rüsing
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Warum soll dieser Antrag jetzt schon im Rat behandelt werden, nachdem der Schulausschuss alle Entscheidungen bzgl. der Schulfrage auf den Mai 2013 vertagt hat? Das erscheint unsinnig und ist nicht nachvollziehbar - außer der Antrag soll noch vor der Maisitzung "versenkt" werden. Im Laufe der kommenden 2 Wochen wird die Stadtverwaltung dem Rat ihren Vorschlag zum Umgang mit dem Bürgerantrag vorlegen - dann wissen wir mehr.