Freitag, 31. Oktober 2014
Genossinnen und Genossen, mit mir wird es keinen Siedlungsbau auf Deubel komm raus geben, hier gilt es mit Augenmaß zu handeln, auf die Schaffung einer Infrastruktur zu achten, die vor allem eines sichert: Lebensqualität. .
Eine ganz kurze Passage aus der Bewerbungsrede des SPD-Bürgermeisterkandidaten Ferdi Huck, jedoch eine, die einige Fragen aufwirft:

1. Wo in Frechen kann es noch „Siedlungsbau auf Deubel komm raus geben“?
2. Was versteht Ferdi Huck unter „Augenmaß“?
3. Von welcher Infrastruktur spricht Ferdi, auf die zu achten sei, die Lebensqualität sichert?

Die Möglichkeiten für weiteren (größeren) Siedlungsbau in Frechen sind überschaubar. Aktuell steht nur noch die Grube Carl zur Verfügung, auf der „auf Deubel komm raus“ gebaut werden kann.

Die bisherigen Planungen, vor dem Hintergrund ungelöster Fragen der Verkehrsinfrastruktur des neuen Stadtteils, entsprechen wohl am ehesten dem Huckschen Siedlungsbau „auf Deubel komm raus.“ Da dem Stadtteil jegliche Infrastruktur (Schule / Einkaufen) fehlt, können die bisherigen Erfahrungen im jetzt schon bebauten Teil prognostisch verlängert werden. Was dann etwa bedeutet, dass fast jeder Haushalt über 2 Autos verfügen wird und dass die meisten Wege mit dem Auto zurückgelegt werden. Wie auch anders, befinden sich doch alles, was der Mensch so braucht, am Fuße des Bergs.

Planerisch ein Fiasko, denn weder sind ausreichend Stellplätze für die vielen Autos geplant, noch ist das stadtteilinterne Straßennetz auf diese Belastung hin konzipiert worden. Die Lebensqualität bleibt da auf der Strecke.

Wollte Ferdi Huck mit obigem Statement also ausgedrücken, dass die bisherigen Planungen für Grube Carl zu ambitioniert sind und dringend überarbeitet werden müssen, so wäre es an der Zeit, dies noch etwas deutlicher zu sagen.

Auch das Thema Infrastruktur (Schule / Einkaufen) lässt sich am Beispiel der Grube Carl sauber durchdeklinieren: zu fragen ist dabei, was ein neuer Stadtteil an Infrastruktur benötigt, um lebenswert für seine BewohnerInnen zu werden.

Derzeit ist nur ein infrastrukturelles Thema wirklich im Fokus. Debattiert wird darüber, wie viele Züge / Klassen die Lindenschule haben muss, um den Bedarf eines neuen Stadtteils decken zu können. Die Stadt denkt darüber nach, die Schule auf 3,5 Züge zu erweitern, aber noch weiß keiner, ob das am Standort der Lindenschule überhaupt möglich ist.

Was aber, Ferdi Huck, wird passieren, sollte die Lindenschule 2,5-zügig bleiben? Es war die SPD, die bei der letzten Kommunalwahl erklärte, dass sie für eine schulische Grundversorgung der Stadtteile stehe. Der dazugehörende Slogan lautete: Kurze Wege für kurze Beine.

Wollte Ferdi Huck uns zu verstehen geben, dass der weitere Ausbau des Stadtteils Grube Carl auf Eis gelegt wird, sollte die Lindenschule nicht auf mindestens 3,5 Züge erweitert werden? Auch das hätte er dann gerne eine Spur deutlicher sagen dürfen.

Zum Abschluss und zum Träumen ein Link zu einem Stadtteil, der im Hinblick auf Lebensqualität und Infrastruktur zeigt, was in einem „neuen“ Stadtteil mit rund 5.000 EinwohnerInnen so alles möglich ist.




Mittwoch, 29. Oktober 2014
Die Gesamtschule hat es ins Zentrum des langsam anlaufenden Bürgermeisterwahlkampfs geschafft!

Vor nicht allzu langer Zeit wusste das Aktionsbündnis für Gesamtschule von einer überwältigenden Resonanz unter den Eltern der Dritt- und Viertklässler zu berichten. Doch alle Versuche, den erkennbaren Elternwillen in den politischen Prozess einzuspeisen, scheiterten am Beharrungswillen der beiden großen Parteien und der Verwaltung. Hier schien man nach dem Grundsatz zu leben, dass wer nichts tut auch keine Fehler macht.

Doch auch nichts zu tun kann ein Fehler sein. Man hat mehrere Jahre die Augen geschlossen, um die vorhersehbaren Schließung der Anne-Frank-Förderschule nicht wahrnehmen zu müssen, um dann dem Rat und der überraschten Öffentlichkeit mitzuteilen, dass die Schule im kommenden Jahr abgewickelt wird - alternativlos, wie es dann so schön heißt.

Das gleiche Vorgehen war bisher im Umgang mit der dahinsiechenden Hauptschule zu beobachten. Immer weniger Eltern melden ihre Kinder dort an, die Schule schrumpft und es ist absehbar, dass die Hauptschule mangels Kindern den Weg alles Irdischen gehen wird.
Doch Politik und Verwaltung tun so, als wäre dieser Prozess mittels schöner Gedenkreden auf die Qualität der Frechener Hauptschule im Schulausschuss zu ändern.
Wie wenig sich Frechens Eltern davon beeinflussen lassen, zeigt sich jedes Jahr auf’s Neue, wenn die Schulen ihre Neuanmeldungen für das kommende Schuljahr bekannt geben. Im Schuljahr 2014/15 sind weniger als 50 Kinder an der Hauptschule angemeldet worden, ein Negativrekord.

Nun aber ändert sich die politische Tektonik in Frechen in einem Tempo, das für hiesige Verhältnisse einer Revolution gleichkommt. Vor knapp zwei Wochen veröffentlichte das Aktionsbündnis für eine Gesamtschule ein Grundsatzpapier, in dem postuliert wurde, dass die Eröffnung einer 6-zügigen Gesamtschule zum Schuljahr 2016/17 auf dem Gelände und in den Räumlichkeiten der aufzulösenden Hauptschule möglich ist, wenn der Plan mit dem nötigen politischen Nachdruck verfolgt wird.

Zur allgemeinen Überraschung hat sich der Bürgermeisterkandidat der SPD, Ferdi Huck, voll hinter dieses Projekt gestellt und hat daraus den „größten Trumpf“ in seinem anlaufenden Bürgermeisterwahlkampf gemacht.

Selbst die Grünen, zusammen mit der „LINKEN“ größte Befürworter einer Gesamtschule, waren überrumpelt:
Dabei wollen die Grünen vor allem eines – sich von der SPD „nicht überholen lassen“, wie es Ratsmitglied Susanne Neustadt ausdrückte: „Die Gesamtschule war unser zentrales Wahlkampfthema. Wir waren vor der Wahl die einzige Partei, die das immer wieder gefordert habt.“
So beschrieb Frank Klemmer im KStA die grüne Gefühlslage auf der letzten Mitgliederversammlung.

Und für die Grünen stellt sich nun ein grundsätzliches Problem. Da verhandelt man seit nunmehr rund fünf Monaten mit CDU und FDP über eine Jamaika-Koalition. Man fühlte sich auf einem guten Weg. Nur das Thema Gesamtschule stört die ansonsten anscheinend harmonischen Verhandlungsrunden der drei ungleichen Partner.

Nun haben die Grünen auf der letzten Mitgliederversammlung auch noch alle Führungsgremien mit Unterstützern dieser Koalition besetzt, auf dass die Harmonie zukünftig nicht mehr gestört werde. Mit dem Schwenk der SPD wurden die Grünen jetzt aber kurzfristig gezwungen, öffentlich und eindeutig zu bestätigen, dass sie weiterhin zu ihrem Wahlversprechen stehen, schnellstmöglich eine Gesamtschule zu eröffnen.

Was mit CDU und FDP nicht funktionieren will, das geht nun plötzlich mit der SPD.

Für grüne Jamaika-Befürworter eine ärgerliche Situation, denn aus dieser Nummer kommen die Grünen nur noch heraus, wenn CDU und FDP sich blitzartig zur Gesamtschule bekehren lassen. Danach sah es bisher aber nicht aus.

Noch darf gewettet werden:

Scheitert Jamaika an der Gesamtschule?
Fallen CDU und FDP um?
Oder verraten die Grünen Wahlprogramm und Überzeugung für ein bisschen kommunale Macht?




Montag, 27. Oktober 2014
Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Auch in Frechen. Hier im Blog wurde ja schon häufiger angemerkt, dass die lokale SPD ein eindeutiges und klares Bekenntnis zur Gesamtschule vermissen lässt. Oft genug entstand der Eindruck, dass die hiesige SPD dem formalen Bekenntnis zur Gesamtschule ein aufschiebendes „in weiterer Zukunft“ nachfolgen ließ. Man war zwar für die Gesamtschule aber bloß nicht konkret werden, besser kein Datum benennen, wann denn die Gesamtschule kommen soll, so stellte sich die SPD Frechen dar.

Am Samstag wurde Ferdi Huck in einer Mitgliederversammlung zum Bürgermeisterkandidaten für die Wahl im September 2015 gewählt. Und, man reibt sich verwundert die Augen, es geht auch anders.
Da erklärt der Ferdi seinen Genossinnen und Genossen:
Ihr wisst, dass ich mich für die Einrichtung einer Gesamtschule einsetze, eine Entscheidung, die schon lange überfällig ist und in anderen Kommunen längst zum selbstverständlichen Angebot schulischer Versorgung gehört. Frechener Eltern wollen ihre Kinder nicht länger auf Busse und Bahnen zwingen, um zur Schule zu gelangen. Frechener Eltern fordern die Einrichtung von Bildungsinstitutionen, die allen Kindern Chancen bieten. Hier sehe ich akuten Handlungsbedarf. (…) Ich fordere die Einrichtung einer Gesamtschule mit sechs Zügen! Der Standort Herbertskaul wäre eine finanzgünstige und vor allem machbare Lösung. Wir müssen handeln. Ich ganz persönlich sehe durchaus die Chance, dass wir 2016 mit einer Gesamtschule hier einziehen können. (…)Wir haben den Eltern der Schüler in den Grundschulklassen drei und vier genau zugehört, sie wollen die Gesamtschule, beantragen wir die Genehmigung, ich sehe den Eröffnungstermin 2016 im Bereich des Möglichen und Machbaren.
Und diese Botschaft findet die ungeteilte Zustimmung der Mitgliederversammlung, die Ferdi mit gut 95% der Stimmen zum Bürgermeisterkandidaten wählt. H.G. Eilenberger, Fraktionsvorsitzender legt noch einen drauf und erklärt, dass Ferdi die uneingeschränkte Unterstützung der SPD-Fraktion genieße und U.Lussem, Ortsvereinsvorsitzender, bestätigte bereits zu Beginn der Sitzung, dass die Eröffnung der Gesamtschule im Jahr 2016 zentrales Element des Huckschen Wahlkampfes sein wird. Die SPD steht „ohne Wenn und Aber“ zur Gesamtschule.

Das wird nicht nur die Eltern der jetzigen Drittklässler freuen, das ist im Grunde auch eine gute Botschaft für Realschule und Gymnasium. Immer mehr Kinder drängen in diese beiden Schulen. Das Aufstellen von Containern wird hier bereits zur (schlechten) Gewohnheit. Aber: übervolle Schulen bedeuten schlechte Raumverhältnisse, schlechte Lernverhältnisse, gro0e Klassen. Übervolle Schulen sind kein Qualitätsmerkmal, übervolle Schulen stehen für schlechte pädagogische Verhältnisse. Das schadet den Kindern und den Lehrkräften.

Jetzt muss das Bekenntnis zur Gesamtschule nur noch gelebt werden, damit aus der Willensbekundung auch Realität wird.