Montag, 9. Dezember 2013
In letzter Zeit war vermehrt die Rede davon, dass Förderschulen durch eine geänderte Schulgrößenrichtlinie der rot-grünen Landesregierung gefährdet seien. Auch in Frechen wird an dieser Legende gestrickt. Der Sachverhalt ist ein einfacher: Schulen müssen eine bestimmte Größe haben, um pädagogisch vernünftig arbeiten zu können und um wirtschaftlich betrieben zu werden.
Die Größenvorgaben für Förderschulen weichen deutlich von den Vorgaben für Regelschulen ab, trotzdem, es gibt sie, die Vorgaben. Diese Vorgaben sind schon einige Jahrzehnte alt und besagen bspw. dass eine Förderschule wie die Frechener Anne-Frank-Schule 144 SchülerInnen haben muss, um existieren zu dürfen. Bisher gab es eine Sonderregelung, die besagt, dass auch Förderschulen mit mindestens 50%, also 77 Kindern mit einer Ausnahmegenehmigung weiterbetrieben werden dürfen. Diese Sonderregelung wurde abgeschafft. Wie formulierte es der Beigeordnete Uttecht schon vor einem Jahr: „Dann ist die Förderschule tot“ und hat damit doch nur eine moderne Form der Dolchstoßlegende geschaffen, denn:

Hat sich durch diese Neuregelung die Situation für die Anne-Frank-Schule grundlegend verändert?

Die Anne-Frank-Schule hatte 2007/2008 noch 132 SchülerInnen seitdem hat sie Jahr für Jahr an Zuspruch verloren. Im aktuellen Schuljahr hat sie gerade noch 75 Kinder. In der Schule werden Kinder von der 1. bis zur 10. Klasse unterrichtet. Im Grunde also eine Grund- und Hauptschule alter Form, eine Volksschule, halt für Kinder mit Problemen. Nur, die unteren 4 Klassen, also die Grundschule, die gibt es eigentlich nicht mehr, denn in diesen vier Klassen tummeln sich noch 13 Kinder, wobei die erste Klasse aus einem einzigen Kind besteht. Am Ende des Schuljahres sollten, nächste erschreckende Botschaft, 16 Kinder die Schule verlassen. In den vergangenen Jahren ist es der Schule in keinem Jahr gelungen, so viele Neuzugänge zu erhalten, wie SchülerInnen abgegangen sind. Das wird auch im kommenden Schuljahr so sein. Die Schule wird sich beglückwünschen dürfen, wenn sie dann noch etwas mehr als 65 Kinder beschult.

Nur – es rettet die Schule nicht.

Die Schule hat jetzt schon keine 77 Kinder mehr, im kommenden Jahr wird die SchülerInnenzahl weiter fallen. Zu wenige Kinder, egal ob alte oder neue Richtlinie. Die Schule stirbt am fehlenden Zuspruch der Eltern, nicht aber an den Folgen irgendeiner Richtlinie.

Es ist also langsam an der Zeit, alle Eltern über die Situation der Schule zu informieren und über die konkreten Zukunftsplanungen. Können Eltern, die ihr Kind für das kommende Schuljahr an dieser Förderschule anmelden würden überhaupt noch damit planen, dass es diese Schule in, sagen wir mal 3 Jahren noch gibt?




wir freuen uns natürlich, dass ihr „Liberalen“ eine offene und ehrliche Diskussion über die „Weiterentwicklung der Frechener Schullandschaft“ führen wollt. Wir rätseln aber noch etwas, was ihr mit dem Begriff vom „Schnellschuss zur Gründung neuer Schulformen“ meint. Wenn eine Entscheidung seit mehreren Jahren verschoben wird, handelt es sich dann noch um einen „Schnellschuss“?
Ihr redet dabei aber auch von Schulformen, die aus „reiner Ideologie“ gegründet werden sollen – da würde uns interessieren: was ist eine „reine Ideologie“ und zählt da auch der Neoliberalismus dazu?
Hier im Blog wurde die Doppelbödigkeit der FDP-Positionierung bereits thematisiert: der klar artikulierte Elternwunsch nach einer Gesamtschule wird unter generellen Ideologieverdacht gestellt.

Aber Ideologie, das sind ja immer nur die anderen oder wie sagt es der Bildungsbürger:

„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“




Donnerstag, 28. November 2013
was durfte ich auf eurer Homepage lesen? Die Veränderung der Schullandschaft wird euch sehr beschäftigen? Und die Eltern sollen an der Entscheidung über zukünftige Schulformen beteiligt werden? Seltsam, da gab es mehrfach Versuche, eine Elternbefragung zu initiieren. Im Schulausschuss habt ihr alles getan, um das zu verhindern. Habt ihr euch spontan umbesonnen? Ach so, Frau Stupp, das sagen Sie ja nur so im Namen der CDU. Was vor drei Jahren gut klang, kann heute nicht schlecht sein. Verstehe, man spricht halt so, wenn es auf Wahlen zugeht. Na dann ist ja alles klar. Jetzt verstehen wir auch den Einleitungssatz: “Der Blick geht aber über 2014 hinaus.” Das ist ein bisschen wie mit Estragon und Wladimir, die einen warten auf Godot, die anderen auf die Elternbeteiligung.

Estragon: Komm, wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ah!

Genau.




Mittwoch, 27. November 2013
Thema: Opposition
Eine Pressemitteilung der Falken:

Seit 20 Jahren veranstalten die Falken in den Ferien „Stadtranderholungen“ in Frechen-Habbelrath und an anderen Orten in der Stadt.

Am 20.November hat der Jugendhilfeausschuss neue Förderrichtlinien und einen neuen Leitfaden für die Stadtranderholung beschlossen. Wichtige Fragen, Anregungen und Kritiken der Falken und anderer Träger wurden nicht gehört bzw. übergangen.

Der Leiter einer Stadtranderholung mit bis zu 100 Kindern darf nicht mehr als 350 Euro kosten. Was für unsere Leitung einen Arbeitgeberbruttostundenlohn (AGB) von 7 € bedeutet, da sie 50 Stunden in der Woche für die Kinder da ist. Alle anderen MitarbeiterInnen dürfen nicht mehr als 5 € (AGB) pro Stunde verdienen. Das gilt auch für die KollegInnen, die sich um behinderte Kinder kümmern.

Im neuen Jahr müssen alle Träger wöchentlich einen Tagesausflug veranstalten, so sehen es die neuen Richtlinien vor. Viele Kinder kennen das „Phantasialand“, „Movie-Park“ und die anderen beliebten Ausflugsziele in der Region. Für die meisten Kinder ist es sehr wohltuend und entspannend, bei den Falken nicht im Auto oder im Reisebus sitzen zu müssen. „Die Kinder lieben es, sich bei uns im geschützten Raum draußen und frei zu bewegen“, so die junge Falkenvorsitzende Michelle Schmitz.

Wenn Rosa bei ihrer Mutter in Frechen und Jonas beim Vater in Kerpen lebt und beide gemeinsam bei den Falken teilnehmen wollen, dann geht das nicht mehr. Alle teilnehmenden Kinder müssen ab 2014 aus Frechen sein, will man die Förderung nicht verlieren.

Die Mahlzeiten müssen ab 2014 auch bei 35 Grad im Schatten warm sein, denn schließlich ist jetzt täglich eine warme Mahlzeit vorgeschrieben. Auch diese und viele andere kleine und große Verrücktheiten wurden am 20.11.2013 neu geregelt.

Vom 6. bis zum 8. Dezember tagen die Falken in Essen, um mit den vielen ehrenamtlichen und den hauptamtlichen HelferInnen das neue Jahr zu organisieren. Geplant war die Diskussion über Inklusionsprojekte und neue Methoden für die pädagogische Arbeit. Die Stadtranderholungen in Frechen müssen sie jetzt ganz neu planen, denn schließlich wollen der neue „Jugendförderungsplan“ und der neue „Leitfaden“ beachtet werden. „Fack ju Förderungsplan“ wird da so mancher Falke denken, der lieber darüber nachdenken würde, die eigenen Angebote vielfältiger und bunter zu machen.




du altes Schlachtroß, alle guten Vorsätze einfach vergessen? Was habt ihr im Juni diesen Jahres noch mal erklärt? Muss ich euch daran erinnern? Na gut, dann soll es so sein:
Mit der Fortschreibung der mittelfristigen Finanzplanung möchte die SPD Fraktion im Zuge der Haushaltsplanberatungen 2014 die Realisierbarkeit prüfen und bestimmen.
Und, die Haushaltsberatungen sind weitestgehend abgeschlossen, was getan? Nicht so richtig? Haben wir gesehen. Im Schulausschuss genüßlich beobachtet, wie die grüne Vertreterin vom SPD-Schuldezernenten abwatschen wurde, als sie zu fragen wagte, wo denn im Haushaltsentwurf die Kosten für die Gesamtrschule versteckt seien. Hat sich gut angefühlt, was? Dabei – das hätte eigentlich deine Frage sein müssen – aber stimmt ja, ab einem gewissen Alter wird man vergesslich.
Und der Rest ist Schweigen im Lande …. Stopp, halt, ihr wollt ja 15.000 Euro im Haushalt für einen „anlaßbezogenen Schulentwicklungsplan“ reserviert sehen. Revolutionär diese Forderung, echt – die Ehre nachfolgender Schülergenerationen ist euch damit sicher. Nach den Erfahrungen mit eurem Stimmverhalten in dieser Frage im Sommer 2013: „eigentlich wollen wir ja, aber bitte nicht drängeln und konkret werden wollen“, wissen wir ja, dass mit euch eine Gesamtschule in Frechen nicht kommen wird. Und falls du, altes Schlachtroß SPD, mir nicht glauben magst, dann frag doch deinen Schuldezernenten.