Dienstag, 20. Dezember 2011
Im Verlauf des Jahres 2010 wurde in Rheinbach begonnen, über die zukünftige Schulstruktur nachzudenken
Da kommunale Entscheidungen so ihre Zeit benötigen, musste Rheinbach erleben, dass die gewünschte Gemeinschaftschule bereits wieder ein Auslaufmodell war, bevor die Gemeinde überhaupt zur Umsetzung schreiten konnte. Im weiteren Verlauf schwenkte die Stadtverwaltung auf die Sekundarschule über. Diese sei am einfachsten für Rheinbach umsetzbar und würde andere Schulen im Bestand nicht gefährden.
Die Elternbefragung jedoch ergab, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Elternschaft für eine Gesamtschule votiert. Die fünf Fraktionen im Stadtrat haben sich deshalb am 19.12.2011 für eine Fusion von Haupt- und Realschule zu einer Gesamtschule entschieden.
Gesamtschulgegner (aus dem Lager der Gymnasien) machen nun aktiv Politik gegen diese Entscheidung. Insofern gilt: Abwarten, wie sich die konkreten Anmeldezahlen entwickeln. Aber den Gegner der Gesamtschule sei ins Stammbuch geschrieben: nicht der Elternwille der Gymnasialeltern wird über das Wohl und Weh der Gesamtschule entscheiden, sondern der Elternwille der Haupt- und Realschuleltern. Und da die Hauptschule eine aussterbende Schulform ist, ist der Weg vorgezeichnet.

Wir sind gespannt, wie es in Rheinbach weitergeht und wir sind gespannt, ob die Frechener Politik aus Erfahrungen anderer Kommunen lernen will.




Donnerstag, 15. Dezember 2011
Und der Rat hat nicht Farbe bekannt.
Der Bürgerantrag der 177 Frechener Eltern und der ergänzende Antrag der Grünen wurden auf die Mai-Sitzung des Schulausschuss vertagt.
Laut Presseberichterstattung kommt der Schülerzahlentwicklung eine besondere Bedeutung zu, denn die Stadtverwaltung betonte, dass nachweislich 100 Kinder (das entspricht vier Eingangsklassen) zur Gründung einer Gesamtschule notwendig sind. Ich glaube, dass wir diese 100 Kinder problemlos zusammen bekommen können.

1. Eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung bedeutet heutzutage nicht, dass das Kind ein Platz am Gymnasium erhält. Die Kapazitäten an vielen Gymnasien sind begrenzt. Kinder mit eingeschränkter Empfehlung werden oft abgelehnt.
2. Wir wissen, dass auch leistungsfremde Kriterien bei Schulempfehlungen zum Tragen kommen (und sei es auch nur unbewusst). Es ist erwiesen, dass Kinder aus bildungsfernen Schichten bei vergleichbarer Intelligenz schlechtere Schulempfehlungen erhalten als Kinder aus Familien mit entsprechender Bildung. Auch diese Kinder haben das Recht auf bestmögliche Bildung. Gesamtschulen halten hier alle Wege offen.
3. Im heutigen Modell werden Kinder, die den schulischen Erwartungen ihrer Schule nicht entsprechen "abgeschult". Ein Wort, das die Hässlichkeit des Vorgehens zutreffend bezeichnet. Das Kind muss seine Schule, sein soziales Umfeld verlassen - es wird, auch dies ist durch vielfältige Studien belegt, stigmatisiert und erlebt sich selber als "Bildungsversager".
Ein Urteil mit oft lebenslangen Folgen. Eine Gesamtschule kann nicht "abschulen"!
4. Nicht alle Eltern wünschen sich für ihre Kinder ein G8-Gymnasium, denn es gibt auch noch ein Leben neben der Schule - der Wunsch nach G9 ist weitverbreitet, was uns zu fünftens führt.
5. Die vorhandenen Gesamtschulen in der näheren Umgebung (Kerpen, Quadrat) nehmen kaum Frechener Kinder auf. Die Kölner Gesamtschulen sind ebenso überfüllt und zudem von Frechen aus mit vernünftigem Aufwand nicht erreichbar.
6. Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, die klar besagt, dass Kinder mit Förderbedarf im Regelschulsystem zu unterrichten sind, ist in einem Schulsystem des "Abschulens" nicht vernünftig umsetzbar. Entweder, behinderte Kinder werden vom Prozess des "Abschulens" ausgenommen (was strukturell widersinnig wäre, "ungerecht" und unglaubwürdig gegenüber allen anderen Kindern) oder Kinder mit Förderbedarf finden sich in ihrer großen Mehrheit wieder in der untersten der noch existierenden Schulen - in Frechen wird dies die Hauptschule sein.

Das kann niemand wollen.

Es gibt also viele Gründe, sein Kind auf eine Gesamtschule zu schicken. jeder einzelne Grund ist ein guter Grund und soll Gehör finden.

Machen wir dem Rat Beine. Zeigen wir dem Rat, was sich Eltern wünschen. Zeigen wir Farbe, wenn es schon der Stadtrat nicht tut.
Es muss nicht bei 177 Eltern bleiben, die sich für diesen Antrag aussprechen.




Mittwoch, 7. Dezember 2011
... und sie sprechen mir aus der Seele:

"Der Rat soll Farbe bekennen." erklären die Grünen auf ihrer Homepage und äußern die Befürchtung dass die Frechener Politik kein ernsthaftes Interesse an der Einführung einer Gesamtschule hat und deshalb das Thema aussitzen will:
"Nachdem der Vertreter der AG Schulpflegschaften für die Grundschulen in der vergangenen Woche im Schulausschuss den Antrag zur Durchführung einer Elternbefragung zurückgezogen hatte, befürchten die Grünen, dass die Diskussion über eine Gesamtschule an Dynamik verliert oder sogar ausgesessen werden soll.
Miriam Erbacher, grünes Mitglied im Schulausschuss: „Verschiedene Äußerungen seitens der Politik lassen am ernsten Willen zweifeln, die Möglichkeit einer Gesamtschule überhaupt prüfen zu wollen.“."

Es ist gut, dass endlich eine der im Rat vertretenen Parteien den Staffelstab aufnimmt, denn die AG der Schulpflegschaften konnte hierzu bestenfalls einen Anstoß geben, die Frechener Parteien sind aufgerufen, das Thema in aller Breite weiter zu behandeln. Wobei die an einer Gesamtschule interessierten Eltern jetzt nicht nachlassen dürfen - die bisherigen Erfahrungen belegen, dass nur anhaltender öffentlicher Druck diesen Rat dazu bewegt, Elternwünschen nachzukommen.

Wir hoffen weiterhin darauf, dass auch die Frechener SPD sich ihrer eigenen Programmatik erinnert und die Eltern in ihrem Wunsch nach einer Gesamtschule unterstützt.

Die Erklärung der Grünen ist in dieser Hinsicht eindeutig:

„Die Grünen unterstützen den Wunsch vieler Frechener Eltern nach einer Schule, die den Bildungsweg ihrer Kinder länger offen hält. Wir fordern jetzt von der Politik ein eindeutiges Bekenntnis, dass sie bereit ist, eine Gesamtschule auf den Weg zu bringen – natürlich unter der Voraussetzung, dass genügend Eltern ein ernsthaftes Interesse bekunden. Aus diesem Grunde haben wir einen entsprechenden Antrag gestellt.“."

Der Stadtrat wird sich am 13. Dezember daher mit nachfolgendem Antrag der Grünen auseinandersetzen müssen:

„Der Rat beauftragt die Verwaltung, durch eine förmliche Elternbefragung das Bedürfnis nach der Einrichtung einer Gesamtschule schnellstmöglich festzustellen.“

Wir sind gespannt!