Montag, 14. November 2011
Im ersten Schritt betrachten wir die echten Schülerzahlen, die besagen, dass dieses Jahr 1.085 Kinder das Gymnasium besuchen, 800 Kinder die Realschule, 436 Kinder die Hauptschule und 94 Kinder die Förderschule. Die Förderschule hat dieses Jahr im Vergleich zum letzten Jahr bereits 17,5% weniger Kinder.
Im zweiten Schritt nehmen wir die Befragung der Eltern der Drittklässler der Grundschulen bezüglich des elterlichen Schulwunsches für ihre Kinder. Die Eltern, die geantwortet haben wünschen sich zu 60% das Gymnasium, zu 23% die Realschule zu 11% die Gesamtschule und zu 2% die Hauptschule.

Damit das nicht so ganz leer im Raum steht, übertragen wir nun die Wunschwerte der Eltern auf die aktuelle Gesamtschülerzahl der weiterführenden Schulen (wobei der Gesamtschulwunsch „umgelegt“ wird) und tun so als wäre der Wunsch schon Realität, nur um zu sehen, mit welchen Kinderzahlen die einzelnen Schulen zukünftig rechnen müssen, wenn sich der Wunsch der Eltern eins zu eins übersetzen würde:
Unter dieser Prämisse würden aktuell

1.690 Kinder das Gymnasium besuchen,
652 Kinder wären an der Realschule,
72 Kinder an der Hauptschule
Und kein Kind an der Förderschule.

Daraus lässt sich ableiten:
1. Die Förderschule muss damit rechnen, dass sie innerhalb der kommenden 5 Jahre unter die Schwelle von 50 Kindern rutscht. Damit wird die Mindestgröße für eine Förderschule unterschritten und sie müsste geschlossen werden.
2. Die Hauptschule ist aus Elternsicht tot. Dazu ein mitgehörtes Gespräch zweier Mütter auf einem Schulhof der Grundschule: „Mein Kind hat eine eingeschränkte Realschulempfehlung, da habe ich dem Lehrer gesagt: mein Sohn ist kein Hauptschulkind.“
3. Ohne Hauptschule ist auch die Realschule nichts, denn ihre Existenzberechtigung leitet sich aus ihrer Mittelposition zwischen Gymnasium und Hauptschule ab. Ohne funktionierende Hauptschule ist die Realschule nicht mehr in der Mittellage, sondern ganz unten. Nicht mehr Realschule, nein Resteschule.
4. Das Frechener Gymnasium ist auf eine solche Schülerzahlentwicklung nicht ausgelegt.

Nimmt man diese Zahlen, so kann man konstatieren, dass der Elternwunsch massiv auf das Gymnasium zielt und auch die Realschule diese Erwartungen nicht erfüllen kann. War die Realschule früher ein vernünftiger Schulabschluss, so gilt er heute bereits als Makel. Das liegt nicht an der Schule, keineswegs, aber wer erinnert sich noch, es gab eine Zeit, da genügte ein Realschulabschluss für eine Ausbildung zum Bankkaufmann oder zum Versicherungskaufmann (innerbetriebliche Aufstieg inklusive) und heute …?
Alle Arbeitsmarkt- und Sozialuntersuchungen bestätigen daher, dass es sich lohnt, das Abitur zu machen. Wer das Abitur und ein entsprechende berufliche / akademische Bildung erworben hat wird seltener arbeitslos, kann mit einem höheren Einkommen rechnen, hat ein höheres Sozialprestige, lebt gesünder und länger. Mit welchem Argument soll den Eltern daher begegnet werden, die sich genau dieses für ihre Kinder wünschen?

Dieser Elternwunsch führt zwischenzeitlich dazu, dass bereits Viertklässler Nachhilfe bekommen, damit sie den Elternwunsch nach einer möglichst hochwertigen Schulempfehlung erfüllen. Wir können nur erahnen, welcher schulische Horrorweg diesen Kinder bevorstehen mag – Nachhilfe, Leistungsdruck, möglicherweise unerfüllbare Erwartungen mit der Erfahrung frühen schulischen Scheiterns – nicht immer ist der Elternwunsch ein guter Ratgeber.

Die Frage ist daher nicht, ob schulstrukturell etwas in Frechen getan werden muss, vielmehr lautet die Frage: wohin soll sich die Schulstruktur verändern?
Die AG der Schulpflegschaften hat mit guten Argumenten darauf hingewiesen, dass das Modell der Sekundarschule in diesem Zusammenhang keine langfristige Perspektive darstellt. Auch die aktuellen Erfahrungen aus Thüringen zeigen, dass der Sekundarschule, in Thüringen heißt das Ding Oberschule, keine Zukunft beschieden ist. Nach nur wenigen Jahren wurde aus der Oberschule eine Resteschule und in der Wahrnehmung der Eltern handelt es sich nur um eine umbenannte Hauptschule – und da soll das eigene Kind eben nicht hin.




Donnerstag, 3. November 2011
Nachdem der ehemalige Sprecher der Frechener Linken seine Austritt aus der Partei erklärt hat und die Homepage der Fraktion abgschaltet wurde, habe ich mich nochmals … und hoffentlich ein letztes Mal, der kommunalpolitischen Kompetenz der neuen Fraktion „soziales Bündnis Frechen“ zugewandt. Ich gehe mal davon aus, dass die personale Kontinuiät zugleich eine programmatische bedeutet. Daher habe ich im Internet gekramt und dabei zwei Aussagen gefunden, die mich in ungläubiges Erstaunen versetzt haben:

2008 lieferte F.J. Gronewald als neugewählter Sprecher des Frechener Parteiverbands, wie der KStA schrieb, einige „Denkanstöße für das künftige Wahlprogramm“:
„Ganz großgeschrieben werden sollen der Einsatz für Kindergärten und Schulen, aber auch der Kampf um Ausbildungsplätze. Günstige Baugrundstücke und bezahlbarer Wohnraum für Familien stehen ebenfalls im Forderungskatalog.“ (ksta, 19.08.2008)

Ziemlich genau ein Jahr später stellte F.J. Gronewald als Spitzenkandidat der Linken für die Kommunalwahl in Frechen folgende kommunalpolitische Forderungen auf:
„An erster Stelle steht für die Linke die Rekommunalisierung. Der Stadtbetrieb soll wieder vollständig in städtisches Eigentum gelangen, damit die dort für den Bürger erbrachten Leistungen nicht mehr dem privatwirtschaftlichen Prinzip der Gewinnmaximierung unterworfen sind. Besonderes Augenmerk gilt den Schulen, Kitas, Spielplätzen und Radwegen. (ksta, 18.08.2009)

Von einer klitzekleinen Fraktion wie die der Linken, die ganz Opposition ist, kann man nicht erwarten, dass diese Forderungen in die Wirklichkeit überführt werden, aber man darf nachfragen, ob und inwieweit Fraktion und Partei sich zumindest aktiv für die Umsetzung dieser Ziele eingesetzt haben. Und man stellt fest: da ist nichts. Zwar hat die Fraktion einen sachkundigen Bürger im Schulausschuss, aber dort ist er weder durch Anträge noch noch durch Redebeiträge aufgefallen.
In der Auseinandersetzung um die Sanierung der Lindenschule, da wäre großer Einsatz wichtig gewesen, blieb es bei einer kleinen Pressemitteilung, in der Partei und Fraktion erklärten, für den Neubau der Schule auf Grube Carl zu sein. Ab dann herrschte Schweigen im Walde und man hatte das Gefühl, die Partei hat die sich ändernden politischen Rahmenbedingungen einfach nicht mehr zur Kenntnis genommen. Dass es ein Anliegen dieser Partei gewesen sein soll, sich für Radwege, Kitas und andere Randgruppen einzusetzen, ist wahrscheinlich auch niemandem aufgefallen und das Thema Rekommunalisierung, ein grundsätzlich spannendes Thema, mag zwar in einem Antrag der Fraktion Niederschlag gefunden haben, wurde aber an keiner Stelle öffentlich.

Schulen und Rekommunalisierung sind Themen, die jeden Bürger, jede Bürgerin dieser Stadt angehen. Die Qualität unserer Schulen ist mitentscheidend, ob Frechen für Familien ein attraktiver Wohnort ist / wird. Rekommunalisierung bestimmt, welche Dienstleistungen die Stadt für ihre Bürgerinnen und Bürger vorhält. Warum bietet sie die eine Dienstleistung selbst an, überträgt eine andere Dienstleistung jedoch einem privaten Anbieter? Strom, Gas, Wasser, öffentlicher Nahverkehr, Müllabführ, Straßenreinigung, Schwimmbad, Theater, Kindergärten, Jugendzentren usw. – was kann eine Kommune besser als ein privater Anbieter? Hat irgendjemand das Gefühl, es hätte einen, nur einen einzigen Versuch gegeben, dieses Thema in die öffentliche Debatte einzubringen. Nein? Stimmt, da war nichts.

Zusammenfassend bleibt mir daher nur zu sagen: wer sich erhofft hat, dass die Linke als Gemeinderatsfraktion das eine oder andere Thema aufgreifen würde, das ausserhalb des Einsatzes für sozial Schwache liegt, der sah sich getäuscht. Da war nichts, da ist nichts, da wird nichts sein. Schade.

Auch die Umbennenung der Fraktion wird daran wohl nichts zum Positiven wenden. Sollte F.J. Gronewald seine Drohung wahrmachen, und 2014 sogar zu den Kommunalwahlen antreten, dann kommt es zu einem ruinösen „Bruderkampf“ links der SPD. Und da die Hoffnung bekanntermaßen zu letzt stirbt: vielleicht fühlen sich Die Linke und die Gronewaldfraktion im Rat vor diesem Hintergrund bemüßigt, uns zu zeigen, warum es snnvoll sein könnte, entweder dem einen oder dem anderen in gut 3 Jahren eine Stimme zu geben. Die bisherige kommunalpolitische Arbeit jedenfalls ist keine Stimme wert.




Freitag, 28. Oktober 2011
Liebe CDU, natürlich kann man in einer alten Schule nicht so einfach Wände so lange verrücken, bis man Klassenräume von 72 qm geschaffen hat.
Andererseits, wie wäre es mit einem Ortstermin? Die CDU-Fraktion besucht eine Grundschulklasse in einem Klassenraum von … sagen wir 62 qm. Der Raum wird mit 24 Kindern in der üblichen Ordnung besetzt sein. Jedes Fraktionsmitglied darf nun mittels eines Rollstuhls den Klassenraum „erobern“. Wollen wir wetten? Das wird sowohl erheiternd als auch belehrend. Wenn die CDU-Fraktion sich mit dem „Zukunftsthema Inklusion“ intensiv beschäftigen will, dann sind solche Selbsterfahrungen mit Sicherheit extrem aufschlussreich.

CDU-Presseerklärung: „Komplexer Umbau … v. 27.10.2011“