Thema: Umwelt
03. August 21 | Autor: antoine favier | 0 Kommentare | Kommentieren
Am gestrigen Montag fanden sich drei Beiträge im KStA, die im Zusammenhang gelesen nur eine Lösung zulassen. Man muss verdrängen. Am besten alles, also alles, was mit Klima und so zu tun hat. Also auch die Flutkatastrophe an Ahr und Erft, die gesamten wissenschaftlichen Fakten, also eigentlich alles.
Beginnen wir doch mal mit dem Interview von Dirk Messner, seines Zeichens Präsident des Bundesumweltamtes. Auf die Frage, warum denn einerseits eine große Mehrheit der Deutschen einen hohen Handlungsbedarf beim Klimaschutz sehe, die Politik aber so zögerlich handle, erhält man folgende Aussage:
Mit anderen Worten, viele wissen, dass sich was ändern soll, nur machen, ja machen, das sollen wohl die anderen.
Dazu passt der Beitrag zum Mobilitätsverhalten, wenn denn mal Corona vorbei ist. Hatten doch viele die steile These aufgestellt, die Pandemie würde die Erkenntnis vermitteln, dass ein anderes Mobilitätsverhalten möglich sei. Sozusagen Klimaschutz als Kollateralschaden. Das geht wohl schief. Bewegungsdaten belegen, dass wir inzwischen wieder so mobil sind, wie vor Corona und eine Befragung hat auch ergeben, dass jetzt schon 70% der befragten Großstadtbewohner*innen an ihr Mobilitätsverhalten vor der Pandemie anknüpfen wollen. Insbesondere bei Reisen und der übrigen Freizeitmobilität wollen die Befragten sogar noch mobiler werden als vor der der Pandemie, was auch Flugreisen einschließt.
(Kein echtes Umdenken durch Corona, KStA v. 02.08.2021)
Und dann noch die Mitteilung der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Fraktion der Linken, dass die CO2-Abgabe von aktuell 25 Euro je Tonne CO2 im Grunde keinerlei Lenkungsfunktion entfaltet. Benzin und Diesel sind zwar im Schnitt um 7 bis 8 Cent teurer geworden, aber erkennbare Einschränkungen im Fahrverhalten sind nicht feststellbar. Der CO2-Ausstoß des Autoverkehrs soll dadurch um gerade mal 0,9% in 2021 sinken. Die bisher geplanten Steigerungen der CO2-Abgabe lassen eine Senkung des CO2-Ausstoßes im Verkehr für 2025 um gerade mal 2,5% erwarten. (Kohlendioxid-Abgabe bringt nur wenig Effekt, KStA v. 02.08.2021)
Daraus lässt sich ableiten, dass das theoretische Wissen um den Klimawandel wohl fast niemanden dazu bewegt, sein tägliches Verhalten zu ändern. Die bisher staatlicherseits zur Anwendung kommenden Maßnahmen erweisen sich als ineffektiv und der Wunderglaube an die gesellschaftsverändernde Kraft der Pandemieerfahrungen löst sich derzeit in Luft auf.
Mit anderen Worten: der Klimawandel wird wohl, wenn die Politik nicht endlich ihre Ordnung setzenden Funktion nachkommt, nicht zu bremsen sein. Und zwar mit Regeln, die direkt in unser tägliches Handeln eingreifen. Andernfalls werden Ereignisse wie die letzte Flutkatastrophe zum Regelfall werden. Oder Waldbrände, wie jetzt in Südeuropa. Oder lange anhaltende Hitzephasen, die insbesondere für ältere Menschen immer öfter tödlich enden werden.
Also hilft wohl nur Verdrängen.
Nachtrag:
So viel kann man gar nicht verdrängen:
Ein Zitat aus der "Zeit" vom Wochende. Der konkrete Bezug sind die Waldbrände in Südosteuropa und der Türkei.
Der letzte Satz sollte uns nach den Erfahrungen an Erft und Ahr zum Nachdenken bringen:
"Sicher ist: Extrem bedeutet nicht, was wir uns bisher darunter vorgestellt haben ? extrem ist extremer, als wir dachten."
Alles verbrannt, alles verloren ? in einer Nacht
Beginnen wir doch mal mit dem Interview von Dirk Messner, seines Zeichens Präsident des Bundesumweltamtes. Auf die Frage, warum denn einerseits eine große Mehrheit der Deutschen einen hohen Handlungsbedarf beim Klimaschutz sehe, die Politik aber so zögerlich handle, erhält man folgende Aussage:
Das allgemeine Umweltbewusstsein ist in den vergangenen Jahren spürbar gewachsen. Viele wissen, dass sie etwas tun sollten ? dann gibt es aber den Widerspruch zum Handeln und zwar auf individueller wie auch auf politischer Ebene. Im privaten Bereich geht es um den Fleischkonsum, den Autokauf oder die Nutzung des ÖPNV.(?Gegen jedes Zehntelgrad Erwärmung kämpfen?, KStA v. 02.08.2021)
Mit anderen Worten, viele wissen, dass sich was ändern soll, nur machen, ja machen, das sollen wohl die anderen.
Dazu passt der Beitrag zum Mobilitätsverhalten, wenn denn mal Corona vorbei ist. Hatten doch viele die steile These aufgestellt, die Pandemie würde die Erkenntnis vermitteln, dass ein anderes Mobilitätsverhalten möglich sei. Sozusagen Klimaschutz als Kollateralschaden. Das geht wohl schief. Bewegungsdaten belegen, dass wir inzwischen wieder so mobil sind, wie vor Corona und eine Befragung hat auch ergeben, dass jetzt schon 70% der befragten Großstadtbewohner*innen an ihr Mobilitätsverhalten vor der Pandemie anknüpfen wollen. Insbesondere bei Reisen und der übrigen Freizeitmobilität wollen die Befragten sogar noch mobiler werden als vor der der Pandemie, was auch Flugreisen einschließt.
(Kein echtes Umdenken durch Corona, KStA v. 02.08.2021)
Und dann noch die Mitteilung der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Fraktion der Linken, dass die CO2-Abgabe von aktuell 25 Euro je Tonne CO2 im Grunde keinerlei Lenkungsfunktion entfaltet. Benzin und Diesel sind zwar im Schnitt um 7 bis 8 Cent teurer geworden, aber erkennbare Einschränkungen im Fahrverhalten sind nicht feststellbar. Der CO2-Ausstoß des Autoverkehrs soll dadurch um gerade mal 0,9% in 2021 sinken. Die bisher geplanten Steigerungen der CO2-Abgabe lassen eine Senkung des CO2-Ausstoßes im Verkehr für 2025 um gerade mal 2,5% erwarten. (Kohlendioxid-Abgabe bringt nur wenig Effekt, KStA v. 02.08.2021)
Daraus lässt sich ableiten, dass das theoretische Wissen um den Klimawandel wohl fast niemanden dazu bewegt, sein tägliches Verhalten zu ändern. Die bisher staatlicherseits zur Anwendung kommenden Maßnahmen erweisen sich als ineffektiv und der Wunderglaube an die gesellschaftsverändernde Kraft der Pandemieerfahrungen löst sich derzeit in Luft auf.
Mit anderen Worten: der Klimawandel wird wohl, wenn die Politik nicht endlich ihre Ordnung setzenden Funktion nachkommt, nicht zu bremsen sein. Und zwar mit Regeln, die direkt in unser tägliches Handeln eingreifen. Andernfalls werden Ereignisse wie die letzte Flutkatastrophe zum Regelfall werden. Oder Waldbrände, wie jetzt in Südeuropa. Oder lange anhaltende Hitzephasen, die insbesondere für ältere Menschen immer öfter tödlich enden werden.
Also hilft wohl nur Verdrängen.
Nachtrag:
So viel kann man gar nicht verdrängen:
Ein Zitat aus der "Zeit" vom Wochende. Der konkrete Bezug sind die Waldbrände in Südosteuropa und der Türkei.
Der letzte Satz sollte uns nach den Erfahrungen an Erft und Ahr zum Nachdenken bringen:
"Sicher ist: Extrem bedeutet nicht, was wir uns bisher darunter vorgestellt haben ? extrem ist extremer, als wir dachten."
Fachleute sehen in der Hitzeglocke, die seit Wochen über dem östlichen Mittelmeer liegt, und den Bränden ein weiteres Indiz dafür, dass sich der Klimawandel beschleunigt. Der griechische Geowissenschaftler Costas Synolakis meint, die Hitzewellen und Feuerstürme in den Mittelmeerländern wie auch der Dauerregen und die Flutkatastrophen in Mitteleuropa seien Ergebnis der globalen Erwärmung. "Unser Klima kippt", sagt Synolakis.
Auch der Weltklimarat IPCC befürchtet im Mittelmeerraum in Zukunft schlimme Hitzewellen, Dürren und Brände. Die Region mit ihren rund 500 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern gelte als "Hotspot des Klimawandels", heißt es in einem neuen Bericht.
Der Geowissenschaftler Synolakis zeigt sich aber überrascht, dass diese Phänomene schon jetzt so massiv auftreten. Eigentlich habe man nach den bisherigen Klimamodellen damit erst nach 2040 gerechnet. Es werde künftig häufiger solche extremen Wetterphänomene geben, warnt Synolakis, der als Professor an der University of Southern California über Naturkatastrophen lehrt. "Sicher ist: Extrem bedeutet nicht, was wir uns bisher darunter vorgestellt haben ? extrem ist extremer, als wir dachten."
Alles verbrannt, alles verloren ? in einer Nacht