Thema: Schulpolitik
14. November 11 | Autor: antoine favier | 2 Kommentare | Kommentieren
Im ersten Schritt betrachten wir die echten Schülerzahlen, die besagen, dass dieses Jahr 1.085 Kinder das Gymnasium besuchen, 800 Kinder die Realschule, 436 Kinder die Hauptschule und 94 Kinder die Förderschule. Die Förderschule hat dieses Jahr im Vergleich zum letzten Jahr bereits 17,5% weniger Kinder.
Im zweiten Schritt nehmen wir die Befragung der Eltern der Drittklässler der Grundschulen bezüglich des elterlichen Schulwunsches für ihre Kinder. Die Eltern, die geantwortet haben wünschen sich zu 60% das Gymnasium, zu 23% die Realschule zu 11% die Gesamtschule und zu 2% die Hauptschule.
Damit das nicht so ganz leer im Raum steht, übertragen wir nun die Wunschwerte der Eltern auf die aktuelle Gesamtschülerzahl der weiterführenden Schulen (wobei der Gesamtschulwunsch „umgelegt“ wird) und tun so als wäre der Wunsch schon Realität, nur um zu sehen, mit welchen Kinderzahlen die einzelnen Schulen zukünftig rechnen müssen, wenn sich der Wunsch der Eltern eins zu eins übersetzen würde:
Unter dieser Prämisse würden aktuell
1.690 Kinder das Gymnasium besuchen,
652 Kinder wären an der Realschule,
72 Kinder an der Hauptschule
Und kein Kind an der Förderschule.
Daraus lässt sich ableiten:
1. Die Förderschule muss damit rechnen, dass sie innerhalb der kommenden 5 Jahre unter die Schwelle von 50 Kindern rutscht. Damit wird die Mindestgröße für eine Förderschule unterschritten und sie müsste geschlossen werden.
2. Die Hauptschule ist aus Elternsicht tot. Dazu ein mitgehörtes Gespräch zweier Mütter auf einem Schulhof der Grundschule: „Mein Kind hat eine eingeschränkte Realschulempfehlung, da habe ich dem Lehrer gesagt: mein Sohn ist kein Hauptschulkind.“
3. Ohne Hauptschule ist auch die Realschule nichts, denn ihre Existenzberechtigung leitet sich aus ihrer Mittelposition zwischen Gymnasium und Hauptschule ab. Ohne funktionierende Hauptschule ist die Realschule nicht mehr in der Mittellage, sondern ganz unten. Nicht mehr Realschule, nein Resteschule.
4. Das Frechener Gymnasium ist auf eine solche Schülerzahlentwicklung nicht ausgelegt.
Nimmt man diese Zahlen, so kann man konstatieren, dass der Elternwunsch massiv auf das Gymnasium zielt und auch die Realschule diese Erwartungen nicht erfüllen kann. War die Realschule früher ein vernünftiger Schulabschluss, so gilt er heute bereits als Makel. Das liegt nicht an der Schule, keineswegs, aber wer erinnert sich noch, es gab eine Zeit, da genügte ein Realschulabschluss für eine Ausbildung zum Bankkaufmann oder zum Versicherungskaufmann (innerbetriebliche Aufstieg inklusive) und heute …?
Alle Arbeitsmarkt- und Sozialuntersuchungen bestätigen daher, dass es sich lohnt, das Abitur zu machen. Wer das Abitur und ein entsprechende berufliche / akademische Bildung erworben hat wird seltener arbeitslos, kann mit einem höheren Einkommen rechnen, hat ein höheres Sozialprestige, lebt gesünder und länger. Mit welchem Argument soll den Eltern daher begegnet werden, die sich genau dieses für ihre Kinder wünschen?
Dieser Elternwunsch führt zwischenzeitlich dazu, dass bereits Viertklässler Nachhilfe bekommen, damit sie den Elternwunsch nach einer möglichst hochwertigen Schulempfehlung erfüllen. Wir können nur erahnen, welcher schulische Horrorweg diesen Kinder bevorstehen mag – Nachhilfe, Leistungsdruck, möglicherweise unerfüllbare Erwartungen mit der Erfahrung frühen schulischen Scheiterns – nicht immer ist der Elternwunsch ein guter Ratgeber.
Die Frage ist daher nicht, ob schulstrukturell etwas in Frechen getan werden muss, vielmehr lautet die Frage: wohin soll sich die Schulstruktur verändern?
Die AG der Schulpflegschaften hat mit guten Argumenten darauf hingewiesen, dass das Modell der Sekundarschule in diesem Zusammenhang keine langfristige Perspektive darstellt. Auch die aktuellen Erfahrungen aus Thüringen zeigen, dass der Sekundarschule, in Thüringen heißt das Ding Oberschule, keine Zukunft beschieden ist. Nach nur wenigen Jahren wurde aus der Oberschule eine Resteschule und in der Wahrnehmung der Eltern handelt es sich nur um eine umbenannte Hauptschule – und da soll das eigene Kind eben nicht hin.
Im zweiten Schritt nehmen wir die Befragung der Eltern der Drittklässler der Grundschulen bezüglich des elterlichen Schulwunsches für ihre Kinder. Die Eltern, die geantwortet haben wünschen sich zu 60% das Gymnasium, zu 23% die Realschule zu 11% die Gesamtschule und zu 2% die Hauptschule.
Damit das nicht so ganz leer im Raum steht, übertragen wir nun die Wunschwerte der Eltern auf die aktuelle Gesamtschülerzahl der weiterführenden Schulen (wobei der Gesamtschulwunsch „umgelegt“ wird) und tun so als wäre der Wunsch schon Realität, nur um zu sehen, mit welchen Kinderzahlen die einzelnen Schulen zukünftig rechnen müssen, wenn sich der Wunsch der Eltern eins zu eins übersetzen würde:
Unter dieser Prämisse würden aktuell
1.690 Kinder das Gymnasium besuchen,
652 Kinder wären an der Realschule,
72 Kinder an der Hauptschule
Und kein Kind an der Förderschule.
Daraus lässt sich ableiten:
1. Die Förderschule muss damit rechnen, dass sie innerhalb der kommenden 5 Jahre unter die Schwelle von 50 Kindern rutscht. Damit wird die Mindestgröße für eine Förderschule unterschritten und sie müsste geschlossen werden.
2. Die Hauptschule ist aus Elternsicht tot. Dazu ein mitgehörtes Gespräch zweier Mütter auf einem Schulhof der Grundschule: „Mein Kind hat eine eingeschränkte Realschulempfehlung, da habe ich dem Lehrer gesagt: mein Sohn ist kein Hauptschulkind.“
3. Ohne Hauptschule ist auch die Realschule nichts, denn ihre Existenzberechtigung leitet sich aus ihrer Mittelposition zwischen Gymnasium und Hauptschule ab. Ohne funktionierende Hauptschule ist die Realschule nicht mehr in der Mittellage, sondern ganz unten. Nicht mehr Realschule, nein Resteschule.
4. Das Frechener Gymnasium ist auf eine solche Schülerzahlentwicklung nicht ausgelegt.
Nimmt man diese Zahlen, so kann man konstatieren, dass der Elternwunsch massiv auf das Gymnasium zielt und auch die Realschule diese Erwartungen nicht erfüllen kann. War die Realschule früher ein vernünftiger Schulabschluss, so gilt er heute bereits als Makel. Das liegt nicht an der Schule, keineswegs, aber wer erinnert sich noch, es gab eine Zeit, da genügte ein Realschulabschluss für eine Ausbildung zum Bankkaufmann oder zum Versicherungskaufmann (innerbetriebliche Aufstieg inklusive) und heute …?
Alle Arbeitsmarkt- und Sozialuntersuchungen bestätigen daher, dass es sich lohnt, das Abitur zu machen. Wer das Abitur und ein entsprechende berufliche / akademische Bildung erworben hat wird seltener arbeitslos, kann mit einem höheren Einkommen rechnen, hat ein höheres Sozialprestige, lebt gesünder und länger. Mit welchem Argument soll den Eltern daher begegnet werden, die sich genau dieses für ihre Kinder wünschen?
Dieser Elternwunsch führt zwischenzeitlich dazu, dass bereits Viertklässler Nachhilfe bekommen, damit sie den Elternwunsch nach einer möglichst hochwertigen Schulempfehlung erfüllen. Wir können nur erahnen, welcher schulische Horrorweg diesen Kinder bevorstehen mag – Nachhilfe, Leistungsdruck, möglicherweise unerfüllbare Erwartungen mit der Erfahrung frühen schulischen Scheiterns – nicht immer ist der Elternwunsch ein guter Ratgeber.
Die Frage ist daher nicht, ob schulstrukturell etwas in Frechen getan werden muss, vielmehr lautet die Frage: wohin soll sich die Schulstruktur verändern?
Die AG der Schulpflegschaften hat mit guten Argumenten darauf hingewiesen, dass das Modell der Sekundarschule in diesem Zusammenhang keine langfristige Perspektive darstellt. Auch die aktuellen Erfahrungen aus Thüringen zeigen, dass der Sekundarschule, in Thüringen heißt das Ding Oberschule, keine Zukunft beschieden ist. Nach nur wenigen Jahren wurde aus der Oberschule eine Resteschule und in der Wahrnehmung der Eltern handelt es sich nur um eine umbenannte Hauptschule – und da soll das eigene Kind eben nicht hin.