Es hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan. In Nordrhein-Westfalen. Und in Frechen.
In lockerer Aneinanderreihung die Entwicklungen, die uns, bezogen auf die Schulen in Frechen, in den kommenden Jahren beschäftigen werden.

Die Demographie

Dieses Problem, also der Rückgang der Kinder, erreicht uns in Frechen noch im gebremsten Tempo. Als Stadtrandgemeinde von Köln hat Frechen weiterhin Zuzug, darunter vielen jungen Familien. Aktuell im größten Umfang in den Neubaugebieten in Königsdorf. Zukünftig dann verstärkt im zweiten Wachstumsstadtteil, auf Grube Carl.
Intern verschieben sich damit die Wachstumspole: Königsdorf war lange Jahre ein stagnierender Stadtteil, mit den Neubaugebieten „Atrium“ und „Rotental“ wächst Königsdorf und verjüngt sich.
Damit wird die Frechener Kernstadt als Wachstumspol abgelöst. Der Zuzug von jungen Familien mit Kindern stagniert hier.

Veränderungen im Bildungsverhalten

In anderen Bundesländern schon des Längeren beobachtbar wird diese Veränderung nun auch in Nordrhein-Westfalen akut. Die verpflichtende Schulempfehlung beim Übergang von der Grundschule zu weiterführenden Schulen wurde abgeschafft. Damit liegt es an den Eltern, welche weiterführende Schule der einer Grundschule entwachsene Sprössling zukünftig besuchen wird.
Aus anderen Bundesländern ist der Trend bekannt. Die Anzahl der Kinder, die die Hauptschule besuchen werden, wird innerhalb weniger Jahre deutlich zurückgehen. Die Gemeinschaftsschulen, die Ende vergangenen Jahres in den ersten Gemeinden in Nordrhein-Westfalen im Probebetrieb genehmigt wurden, sind Reaktion auf diese Entwicklung.
Gehen immer weniger Kinder auf die Hauptschule, so ist damit zu rechnen, dass sich hier weitere Verschiebungen Richtung Gymnasium ankündigen. Kinder, die bisher auf die Realschule kamen, werden ihr Glück am Gymnasium versuchen. Möglicherweise geben bereits die Anmeldezahlen für das Schuljahr 2011/2012 darüber eine erste Auskunft.

In Pullheim haben engagierte Eltern mit der Unterstützung einzelner Parteien versucht, eine Gesamtschule auf den Weg zu bringen. Sie sind gescheitert. Am Desinteresse und möglicherweise und in kleinerem Maße als wir es in Hamburg beobachten konnten: an der Angst, Veränderungen der Schullandschaft würden sich negativ auf das bestehende Gymnasium auswirken. Da es sich bei solchen Einschätzungen um Projektionen handelt, spielen hier Ängste eine große Rolle bei der Entscheidung. Denn, keiner weiß, wie sich Eltern bei der Schulwahl verhalten, wenn neben einem Gymnasium eine Gesamtschule in einer Stadt besteht, keiner kann einschätzen, ob eine Gesamtschule den Bestand eines Gymnasiums wirklich gefährdet.

Schlussendlich werden wir aber in Pullheim erleben, wie ein Gymnasium mit einem verstärkten Ansturm der Schüler umgehen wird. Es ist nicht ausgeschlossen, dass hier, eher kurzsichtig, eine Entscheidung „pro Gymnasium“ getroffen wurde, die diese Institution vor unlösbare Probleme stellen wird.

Inklusion

Auch hier wird es spannend werden. Die Landesregierung bastelt an einem Inklusionsplan für das ganze Land. Die Kommunen sollten das als Hinweis darauf verstehen, dass die Einbeziehung behinderter Menschen in den Alltag, ins ganz normale Leben, auf der politischen Agenda steht.
Bezogen auf unsere Schullandschaft bedeutet das:
eine wahrscheinlich sogar kurzfristige Ausdünnung der Förderschulen und damit zwingend der Verbleib von Kindern mit Behinderungen, Integrationsproblemen etc. in den Grundschulen vor Ort. Und nur wenige Jahre später werden diese Kinder, die bisher auf Förderschulen abgeschoben wurden, darauf pochen, an weiterführenden Schulen angemessen gefödert zu werden.
ein Recht behinderter Kinder auf eine Beschulung in einer wohnortnahen Schule und zwar in Grund- und Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien. Ohne hier über pädagogische Veränderungen reden zu wollen, bedeutet dies, dass unsere Frechener Schulen in einem überschaubaren Zeitraum behindertengerecht ausgebaut werden müssen. Es kann auch bedeuten, dass sich die Raumanforderungen verändern, weil Klassen mit behinderten Kindern vielleicht kleiner sein werden, weil andere Hygieneräume benötigt werden, weil Therapieräume erforderlich sein werden.

Es stellt sich also Fragen über Fragen, wie es in Frechen mit unseren Schulen weitergehen wird.

Sind die bisherigen Pläne und Vorstellungen noch zeitgemäß?
Braucht Frechen wirklich eine neue Grundschule im Kuckental?
Sollte Frechen über eine Gemeinschaftschule nachdenken?
Sollte Frechen vorrangig die vorhandenen Schulgebäude behindertengerecht ausbauen?
Muss Frechen vielleicht sogar über einen Ausbau des Gymnasiums nachdenken?
Braucht Frechen eine Gesamtschule vor Ort?