Thema: Umwelt
Vor einigen Tagen hat die Stadt Köln bekannt geben, dass sie an der Aachener Straße an der westlichen Stadtgrenze eine Pförtnerampel setzen will. Damit soll die Anzahl der während der Stoßzeiten Richtung Kölner Innenstadt fahrenden Autos von stündlich 1.200 auf 700 reduziert werden. Das ist wohl notwendig, damit die geplanten Schnellbusse, die auch auf der Aachener Straße verkehren sollen nicht zu „Staubussen“ degenerieren.

Die Reaktion der Königsdorfer CDU passt vollständig in die Kategorie „Realitätsverweigerung“. Die CDU-Königsdorf lehnt die Pläne vehement ab, weil durch die Pförtnerampel der „gemeine Rhein-Erft-Pendler“ aus Köln ausgesperrt werde. Ja, genau das ist das Ziel einer Pförtnerampel. Die Stadt Köln will die Belastung reduzieren. Man könnte jetzt sagen, hätte ihr schon früher einfallen können, denn es leben viele Menschen an der Aachener Straße in Köln, deren Belastung durch den automobilen Lärm und Dreck solange weder in Köln und noch viel weniger in Königsdorf interessiert hat, solange die Stadt Köln keine Lösung für die Schnellbusse suchte. Nun also will Köln die Belastung mit Hilfe einer Pförtnerampel intra muros reduzieren. Und schon stellt die CDU-Königsdorf fest, dass er „gemeine Rhein-Erft-Pendler“ nun die eigene Gemeinde mit Lärm und Schmutz belastet. Zugegebenermaßen eine schlimme Situation für die Anwohner*innen der Aachner Straße in Königsdorf.

Nur, die CDU-Königsdorf macht sich keine Gedanken über das Pendlerunwesen und mögliche grundsätzliche Abhilfen sondern verbleibt im Empörungsmodus. Das Verhalten der Stadt Köln zeuge von „unfassbarer Ignoranz“, so gehe „man nicht mit Nachbarn um!“, das könne „nicht das letzte Wort sein“.

Man vertauscht Ursache und Wirkung, um sich mit dem Problem nicht auseinander setzen zu müssen. Nicht die Pförtnerampel ist das Problem, sondern der automobile Pendler.

Inzwischen müsste es selbst in Frechen-Königsdorf angekommen sein, dass das Auto das Problem und nicht die Lösung ist, nur in Königsdorf sieht man das anders.

Warum plant man denn nicht längst eine Verlängerung der Linie 1 bis ans östliche Ortsende von Königsdorf inklusive der Errichtung eines großen Park&Ride-Parkplatz? Und bis es zur Verlängerung kommt, könnte man auch in Königsdorf und Pulheim mit Hilfe von Schnellbussen für eine Entlastung der Straßen sorgen. Warum fordert niemand eine Sanierung der Radwege entlang der Aachener Straße in Köln und einen entsprechenden Ausbau unter Wegfall von Parkplätzen in Königsdorf? Warum streitet man sich nicht mit der Landesregierung über Tempo 30 auf der Aachener Straße oder plant selber eine Pförtnerampel östlich von Königsdorf?

Dass nun auch die Frechener SPD ins gleiche Horn stößt, muss nicht verwundern. Eine Verkehrspolitik, die nicht autozentriert ist, ist für diese Partei nicht vorstellbar, oder wie soll man den Frechener SPD-Fraktionschef Hans Günter Eilenberger anders verstehen: „Was die Stadt Köln da plant, ist eine Verkehrspolitik nach dem Sankt-Florians-Prinzip zu Lasten der Nachbarstädte“?

Was muss geschehen, damit der „gemeine Rhein-Erft-Pendler“ darüber nachdenkt, ob man mit anderen Verkehrsmitteln nicht auch ans Ziel kommen könnte? Das Auto sollte schon längst ein Auslaufmodell moderner Mobilität sein. Wer aber nicht mehr in der Lage ist, über sein Lenkrad hinauszudenken, wird sich dieser einfachen Wahrheit verschließen.

Nein, diese beiden Parteien brauchen keinen Youtuber Rezo, oder wie ihn neckisch Philipp Amthor, der Jungbrunnen der CDU nannte, „Rezo, du Zerstörer“, das können die CDU- und SPD-Kader ganz alleine. Wer sich die katastrophalen Wahlergebnisse der beiden Parteien bei der Europawahl in Frechen ansieht, der weiß, dass selbst in Frechen das Thema Klimakatastrophe angekommen ist.
Und das Thema wird auch nicht mehr von der Agenda verschwinden, es wird uns die kommenden Jahre und Jahrzehnte begleiten und zwar mit wachsenden negativen Auswirkungen auf unser tägliches Leben.
Umsonst und ohne Veränderungen des eigenen Verhaltens wird sich die Klimakatastrophe nicht abwenden lassen. Darüber sollten SPD und CDU in Frechen schnellstens nachdenken. Die Abwendung von einer autozentrierten Verkehrspolitik wäre ein erster lokaler Schritt. Die Klimakatastrophe nimmt keine Rücksicht auf denkfaule ehemalige Volksparteien.

Aber zurück zur Pförtnerampel: alle Aufgeregtheit ist komplett überflüssig, denn das Kölner Verkehrsdezernat wird von Frau Andrea Blome geleitet, einer treuen CDU-Seele, deren Herz, wenn man die Kölner Verkehrspolitik der vergangenen Jahre Revue passieren lässt, für das Automobil schlägt. So wurden aus vom Rat der Stadt geforderten reinen Busspuren auf der Aachener Straße für die Schnellbusse nun Buslinien, die immer dann abseits der Aachener Straße verlaufen, wenn durch echte Busspuren das Autofahren auf der Aachener gestört werden könnte. Womit das Thema Schnellbus vermutlich bereits der Vergangenheit angehört. Und das ist sicherlich noch nicht das Ende der Entwicklung. Frau Blome und ihr Dezernat werden aus den ursprünglich geplanten Schnellbussen kölnfunktionale Staubusse machen. Dazu braucht es dann auch keine Pförtnerampel.

Mit Frau Blome ist es wie mit dem berühmten kläffenden Hund, von dem Herrchen oder Frauchen beruhigen immer sagen: „der beißt nicht, der will nur spielen.“