Samstag, 5. März 2016
Diesen Leserbrief habe ich im Kölner Stadtanzeiger gefunden:


Zu "Bedauerliche Entscheidung" vom 22. Februar

Man kann dem Schuldezernenten der Stadt Frechen nur gratulieren. Mit Raffinesse wurde in der Anmeldephase zur Einrichtung der neuen Gesamtschule allzu große Aufmerksamkeit verhindert. War ja alles viel zu spät mit der Zulassung. Schwer auffindbare Informationen, sehr späte Infoabende. Am Ende hat niemand so richtig gewusst, warum und wieso die Schule eigentlich eingerichtet werden sollte. Vor allem die Eltern nicht. So blieb der Zustrom aus. Wie erhofft, wahrscheinlich sogar. Kein neue Gesamtschule, keine zusätzliche Arbeit für alle. Alles richtig gemacht. Das einstige, ach so wichtige Wahlkampfthema, einfach mal einschlafen lassen und kaltlächelnd abserviert. Spitzenpolitischer Unwillen in die Tat umgesetzt. Komisch nur, das überall dort, wo Kommunen Gesamtschulen wirklich einrichten wollen und sich darum bemühen, die Nachfrage das Angebot deutlich übertrifft. In Frechen haben die Verantwortlichen ihrer Stadt und ihren Bürgern dabei einen doppelten Bärendienst erwiesen. Erstens wurde verpasst, das schulische Angebot auf das attraktive Niveau der umliegenden Städte zu heben. Zweitens wurde verhindert, dass Eltern ihre Kinder an den umliegenden Gesamtschulen anmelden konnten, da alle Gesamtschulverfahren gleichzeitig stattfanden - und nach dem Scheitern in Frechen alle anderen Wege zu einer Gesamtschule im Umkreis - allein zeitlich betrachte - unmöglich waren. Ein Schuldezernat, das von der Spitze weg gegen seine Bürger arbeitet. Schon skurril. Insgesamt kann die Note eigentlich nur lauten: Setzen, Sechs!

JENS KORALEWSKI, FRECHEN




Mittwoch, 10. Februar 2016
Eigentlich wollte ich ja einen transzendentalen Zugang zum Thema wählen und mich mit Hermann Hesses „Stufengedicht“ der neuen schulischen Situation nähern:
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.

Aber, in Frechen ist schulisch betrachtet kein Neubeginnen. In Frechen ist das große Scheitern zu beobachten.
im Gegensatz zu Pulheim und Hürth hat Frechen bei der Errichtung einer Gesamtschule gepatzt.

Die Gesamtschule kommt nicht.

Nun wird das „Schwarze-Peter-Spiel“ beginnen, wobei der grünen Fraktion eine zentrale Rolle zukommen dürfte, war doch das Jamaika-Bündnis gegenüber der eigenen Partei damit begründet worden, dass die Koalition der Preis für die Zustimmung von CDU und FDP zu einer Gesamtschule sei. Vorausgesetzt, eine vorgeschaltete Elternbefragung zeige den Willen der Frechener Eltern für eine Gesamtschule.

Es zeigt sich, dass eine Elternbefragung ein Beweis ohne Wert ist. Mehr als 200 Eltern erklärten im Sommer 2015, ihr Kind vielleicht oder sicher an einer Gesamtschule anmelden zu wollen. Im Februar 2016 wurden dann nur rund 50 Kinder angemeldet, gebraucht hätte es 100 Anmeldungen.

Wie schrieben die Grünen in ihrem Rrückblick auf das Jahr 2015 recht selbstgefällig:
Miriam Erbacher, Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen: „Im Februar des vergangenen Jahres wurde die Koalition aus CDU, FDP und Grünen besiegelt. Die neue Koalition konnte sofort danach bei wichtigen Weichenstellungen für die Gesamtschule ihre zielgerichtete und stringente Arbeitsweise unter Beweis stellen, so dass bereits im Sommer dieses Jahres die Eröffnung der Gesamtschule bevorsteht.“
In der Folgezeit war das Verhalten der Jamaika-Koalition weder stringent nocht zielgerichtet. Man hat sich zurückgelehnt und der Dinge geharrt die da kommen sollten.

Oder um mit DÖF* zu sprechen:
I steh in der Költ'n und woat auf a Gsamtschul, oba sie kummt net, kummt net.

Welchen Sinn hat nun also die Jamaika-Koalition für die Grünen noch?

Doch damit wollen wir uns heute nicht beschäftigen. Vielmehr interessiert, was geschehen ist, dass sich die Eltern innerhalb weniger Monate gegen eine Gesamtschule entschieden haben, der sie doch im Sommer noch ihre Kinder anvertrauen wollten?

Öffentlichkeitsarbeit

Zumindest Pulheim hat sich 2013 sehr viel Mühe gegeben, die Gründung einer Gesamtschule vernünftig zu begleiten. Da gab es auf der Homepage der Stadt Pulheim eine eigenständige Seite zur Gesamtschule, da gab es 2 große öffentliche Veranstaltungen, die vom Sozialbürgermeister in Person geleitet wurden und weitere Öffentlichkeitsmaßnahmen. In Pulheim hatte man den Eindruck, alle Beteiligten in Politik und Verwaltung wollten den Erfolg der Gesamtschule.

In Frechen gab es im Dezember 2014 einen Ratsbeschluss zur Einführung einer Gesamtschule und im Mai 2015 wurde der Elternwille abgefragt und dann war Funkstille. Informationen auf der städtischen Homepage?
Nada.
Erst im Oktober 2015 informierte die Stadtverwaltung unter dem Vorsitz eines Referatsleiters vor vielleicht 80 interessierten Eltern über die Gesamtschule. Frau Kusenberg, Leiterin der lokalen Hauptschule bekam breiten Raum, um zu erzählen, warum eine Gesamtschule schlecht für die Stadt sei. Genervte Eltern, die sich über die Gesamtschule informieren wollten, berichteten darüber. Schon damals hätten bei der Stadt die Alarmglocken schrillen müssen. Eigentlich hätte die Stadt im Oktober und November auf breiter Front nochmals in den Grundschulen über die Gesamtschule informieren müssen. Ist was passiert?
Nada.
Eltern bekamen Infoblätter vom Gymnasium, von der Realschule, von der katholischen Mädchenrealschule aus Horrem. Wurde über die Gesamtschule informiert?
Nada.
Dabei, alle Betroffenen wissen es, die Entscheidung für eine bestimmte Schule fällt zwischen November und Januar, wenn die Schulen mit den Tagen der offenen Türe für sich werben.

Über die Gesamtschule erfuhren die Frechener Eltern der 4-Klässler aber erst wieder etwas, als mit dem Halbjahreszeugnis die Anmeldeinformationen verteilt wurden. Zu spät kann man da nur sagen, denn zu diesem Zeitpunkt hatten sich die meisten Eltern schon für eine Schule entschieden, gegen die Gesamtschule entschieden.
Wie schlecht die neue Gesamtschule vermarktet wurde, zeigte sich auch daran, dass das „Aktionsbündnis für eine Gesamtschule in Frechen“ von einem Vater angemailt wurde mit der Frage, ob das Aktionsbündnis die Anmeldung bewerben würde …
Wer hatte in Frechen den Eindruck, alle Beteiligten in Politik und Verwaltung wollten den Erfolg der Gesamtschule?

Größe der Gesamtschule

Auch wenn die Anmeldezahlen vordergründig Verwaltung und Jamaika-Koalition Recht zu geben scheinen, als sie sich für eine vierzügige Gesamtschule aussprachen, eine der zentralen Ursachen für das Scheitern der Schule liegt in eben dieser Entscheidung. Die Entscheidung der Jamaikakoalition fiel aus Kostengründen, denn Schule darf nicht zu viel kosten, in Frechen. Das „Aktionsbündnis“ dagegen hat von Beginn an eine große Gesamtschule, eine 6-zügige Gesamtschule präferiert.
Die Gründe waren damals richtig und sie sind es heute noch:

Sekundarstufe II

Nur eine große Gesamtschule ist groß genug, um eine funktionsfähige Sekundarstufe II einzurichten und damit den Kindern das Abitur zu ermöglichen. Bei einer vierzügigen Gesamtschule muss immer damit gerechnet werden, dass die Sekundarstufe II mangels ausreichender Schülerzahlen nicht zustande kommt. Dann hat man eine Gesamtschule gegründet und erhält eine verkappte Sekundarschule. Würde man der Frechener Politik strategischen Weitblick zutrauen, so könnte man hinter der Entscheidung für die kleine Variante diese Absicht vermuten ...

Integration und Inklusion

Die Leiterin der Hauptschule hat auf einen zentralen Schwachpunkt der städtischen Gesamtschulplanung hingewiesen: ohne groß darüber zu reden hat man der Hauptschule alle Integrations- und Inklusionsaufgabe innerhalb der städtischen Schullandschaft zugewiesen.
.Mit Blick auf die weiterführenden Schulen ist anzumerken, dass die Schulform Hauptschule allein 56% der Schüler mit einem anerkannten Förderbedarf (aufnimmt). Eben diese Schulform liegt bei den Übergängen zu den weiterführenden Schulen aber nur noch bei 8%. Damit leistet die Schulform, die lediglich 8% der Sekundarschüler aufnimmt (analog zum Interesse der Eltern an dieser Schulform) derzeit weit über 50% der inklusiven Arbeit.
Bei dem Blick auf die Rückläufer (gemeint: Abschuler vom Gymnasium oder der Realschule) zeigt sich, dass die Schulform Hauptschule auch diese Aufgabe im Wesentlichen allein trägt. Die Arbeit mit ständig "neuen" Schülern (Rückläufern), die in die gebildeten Klassen dazu kommen und die gebildeten Klassengemeinschaften "sprengen" macht der Schulform Hauptschule ihre Arbeit nicht leichter. In den neunten Jahrgängen führt sie momentan über 50% Schüler mehr, als sie in den fünften Klassen aufgenommen hat!
So formuliert es das Gutachten über die zukünftige Entwicklung der Förderschulen im Kreis, das aktuell im Kreistag beraten wird.

Man kann aber noch weiter gehen: auch die Integration der Flüchtlingen scheint im Schwerpunkt Aufgabe der Hauptschule zu sein. Bisher hat nur die Hauptschule Flüchtlingsklassen eingerichtet.

Hier im Blog war bereits im September 2015 darauf hingewiesen worden, dass eine vierzügige Gesamtschule an diesen Problemen wohl scheitern kann:
Und hier ist die Politik in der Verantwortung: Eine Frechener Gesamtschule, wenn sie denn als Gesamtschule funktionieren soll und gleichzeitig im Schwerpunkt Inklusions- und Integrationsaufgaben übernehmen soll, die andere Schulen gerne links liegen lassen, muss eine ausreichende Größe haben, um allen Kindern, auch denen ohne Inklusions- und Integrationsbedarf, gerecht zu werden.
Eine vierzügige Gesamtschule ist hierfür eindeutig zu klein.
Es wird Zeit, dass die Stadtoberen diesen Zielkonflikt auflösen und die Planungen der Gesamtschule auf eine Sechszügigkeit erweitern. Andernfalls besteht das Risiko, dass weder die Integration von Zuwandererkindern noch die Inklusion von behinderten Kindern funktionieren kann.
Welche Effekte ergeben sich nun aus diesem Scheitern?

1. Der Schulentwicklungsplan war in einem Punkt sehr eindeutig: ohne Gesamtschule werden Realschule und Gymnasium in Frechen überlaufen. Sie sind einfach zu klein.
2. Die bisherigen Anmeldungen an der Gesamtschule werden sich nicht in Anmeldungen für die Hauptschule übersetzen lassen. Es ist zu erwarten, dass die Hauptschule in ihrer Entwicklung um Jahrzehnte zurückfällt. Früher gab es die Institution der Hilfsschule. Da wurden alle die Kinder abgeschoben, die schwierig, komisch oder anders waren. Dieses Schicksal droht der Hauptschule. Sie wird die Hauptlast aller integrativen und inklusiven Aufgaben zu schultern haben – und kann daran nur scheitern.

Und, welche Schlussfolgerungen soll man daraus ziehen?

1. Die Eltern der Viertklässler haben eine vernünftige Entscheidung getroffen. Eine vierzügige Gesamtschule ist zu klein, um all das leisten zu können, was man von ihr erwartet.
2. Das Scheitern der Hauptschule an eben diesen Lasten ist absehbar, die Schule wird, um es polemisch zu formulieren, zur schulpolitischen Resterampe innerhalb der Frechener Schullandschaft. Man hätte der Schule ein besseres Schicksal gewünscht. Ein Ende in Ehren wäre allemal der bessere Weg gewesen.
3. Jamaika hat den Karren in den Dreck gefahren, als mit Blick auf den städtischen Haushalt die schulische Minimalversion zum Maximum der Möglichkeiten erklärt wurde.

Der Bedarf an einer Gesamtschule in Frechen ist weiterhin gegeben – aber nicht als Sparversion, nicht als Minimallösung.

Die Gesamtschule ist tot?
Mitnichten. Der Bedarf ist weiterhin gegeben, aber anscheinend will man hier in der Stadt der Hauptschule beim Sterben zuschauen.


(für die Nachgeborenen: "Deutsch-Österreichisches Feingefühl", ein Projekt, das der Neuen Deutschen Welle zugeordnet wurde)




Montag, 2. November 2015
Ja, so hätten sie es gerne, die Frechener Grünen. Die Gesamtschule als grünes Projekt, als Nachweis erfolgreicher grüner Politik:
Nach etlichen Jahren des Bemühens und der nachhaltigen Forderung der Grünen in Frechen, eine Gesamtschule einzurichten, um die Bildungschancen für Kinder und Jugendliche in der Stadt zu verbessern, hat der Rat der Stadt nun die Einrichtung einer Gesamtschule beschlossen. Im Jahr 2016 geht es los!
(…)
Der langjährige und nachhaltige Einsatz der Grünen Partei und Fraktion hat sich gelohnt!
Schaut man aber genau hin, dann ist festzuhalten, dass alle Frechener Parteien, inklusive der Grünen, zur Gesamtschule geschoben werden mussten, die einen etwas kräftiger, die anderen etwas weniger kräftig. Geschoben hat aber das überparteiliche „Aktionsbündnis für eine Gesamtschule in Frechen.“

Und im Rahmen des Aktionsbündnisses, da wollen wir jetzt nicht so sein, haben die Frechener Grünen, solange Jürgen Weidemann noch Mitglied dieser Partei war, einen wichtigen Beitrag für die Frechener Gesamtschule geleistet.

Als aber die Jamaikakoalition endlich unter Dach und Fach und im Koalitionsvertrag die Gesamtschule als Koalitonsziel fixiert war, da waren die Grundsatzentscheidungen bereits gefallen:

Jürgen Weidemann war bei den Grünen ausgetreten,
die SPD hatte sich im Oktober 2014 endlich eindeutig zur Gesamtschule bekannt,
der Schulentwicklungsplan war mit einer eindeutigen Empfehlung zur Einrichtung einer Gesamtschule veröffentlicht worden
und der Schulausschuss und der Rat der Stadt Frechen hatte den Weg für die Errichtung einer Gesamtschule mit den Stimmen aller Fraktionen frei gemacht.

Der Koalitonsvertrag der Jamaikakoalition formulierte ein Ziel, das bei Unterzeichung des Dokuments im März 2015 bereits umgesetzt war.

Man hat Eulen nach Athen getragen.

Sich jetzt diesen Erfolg an die Fahne heften zu wollen ist denn schon fast so etwas wie Geschichtsklitterung.
Und dann noch eine Aussage, deren Wahrheitsgehalt sich erst in den kommenden Monaten zeigen wird:
Nun ist es nicht mehr notwendig, dass Schülerinnen und Schüler auf die Gesamtschulen in den umliegenden Städten besuchen (…)
Das „Aktionsbündnis für eine Gesamtschule in Frechen“ hat mehrfach darauf hingewiesen, dass eine vierzügige Gesamtschule für eine Stadt wie Frechen zu klein sein wird, dass die Nachfrage das Angebot an Gesamtschulplätzen stark übersteigen wird.

Oder um das grüne Zitat aufzugreifen: Es wir weiterhin notwendig sein, dass Schülerinnen und Schüler die Gesamtschulen der umliegenden Städte besuchen, da die eigene Gesamtschule zu klein geplant wurde.

Dafür tragen die Grünen ihren Teil der Mitverantwortung. Das aber werden sie mit Sicherheit nicht mit einer Anzeige in der Frechener Sonntagspost bekannt geben.




Mittwoch, 16. September 2015
Bereits im Oktober 2014 hat das Aktionsbündnis für eine Gesamtschule den inzwischen von allen Fraktionen unterstützen Weg zu einer Gesamtschule für Frechen skizziert.

Einzig bei der Größe der Gesamtschule besteht noch ein massiver Dissens zwischen den Vorstellungen des Aktionsbündnisses für eine Gesamtschule in Frechen und den Vorstellungen von Jamaika-Koalition und Verwaltung.
Das Aktionsbündnis hat in der Presseerklärung bereits 2014 erklärt:
Einzig eine große Gesamtschule (6 Züge) kann die Frechener Schulprobleme lösen.
"Es muss bezahlbar bleiben", also die Einführung einer Gesamtschule darf den Haushalt der Stadt nicht zu sehr belasten, so das Argument von Koalition und Verwaltung, weswegen die Gesamtschule nur mit vier Klassen starten soll.

In mehreren Artikeln hier im Blog (zuletzt) wurde darauf hingewiesen, dass bereits das bisher dokumentierte Elterninteresse für eine mindestens sechszügige Schule spricht.

Das aber reicht nicht aus, um in der Stadtspitze ein Umdenken einzuleiten.

Es kommt aber noch schlimmer …. Die noch nicht bestehende Gesamtschule wird bereits heute mit Erwartungen überfrachtet, die eine kleine Gesamtschule, und mit vier Zügen handelt es sich um eine kleine Gesamtschule, nicht erfüllen kann.

Beispielhaft sei auf die Podiumsdiskussion am 7. September 2015 verwiesen, als die nun ins Bürgermeisteramt gewählte S.Stupp auf die Schließung der Hauptschule angesprochen wurde und dabei auf die gute Arbeit, die die Hauptschule bei der Inklusion und der Integration von Flüchtlingskindern leiste, verwiesen wurde. Da hat die Schule bspw. kurzfristig eine eigene Klasse mit inzwischen wohl 20 Flüchtlingskindern eingerichtet.

Das ändert nun nichts daran, dass die Eltern der Grundschulkinder ihre Kinder lieber auf einer Gesamtschule unterrichtet sehen als auf einer Hauptschule, es wird aber zum Problem, wenn die neue Bürgermeisterin erklärt, dass sie hoffe, dass die Gesamtschule doch solche Aufgaben in der gleichen Qualität fortführe wie die Hauptschule es heute mache.

D’accord kann man nur sagen, ja die Gesamtschule hat hier eine besondere gesellschaftliche Verantwortung, nachdem sich die eine oder andere der Frechener Schulen dieser Verantwortung entzieht. Man muss einer Schule dann aber auch den Rahmen geben, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Andernfalls ist das Scheitern vorprogrammiert.

Und hier ist die Politik in der Verantwortung: Eine Frechener Gesamtschule, wenn sie denn als Gesamtschule funktionieren soll und gleichzeitig im Schwerpunkt Inklusions- und Integrationsaufgaben übernehmen soll, die andere Schulen gerne links liegen lassen, muss eine ausreichende Größe haben, um allen Kindern, auch denen ohne Inklusions- und Integrationsbedarf, gerecht zu werden.

Eine vierzügige Gesamtschule ist hierfür eindeutig zu klein.
Es wird Zeit, dass die Stadtoberen diesen Zielkonflikt auflösen und die Planungen der Gesamtschule auf eine Sechszügigkeit erweitern. Andernfalls besteht das Risiko, dass weder die Integration von Zuwandererkindern noch die Inklusion von behinderten Kindern funktionieren kann.




Freitag, 4. September 2015
Unsere beiden Wahlkampfmatadore stehen beide hinter der Entscheidung für eine Gesamtschule. Das ist auch nicht verwunderlich, nachdem eine Elternbefragung im Juni 2015 eine deutliche Mehrheit für diese Schulform erbracht hat.

Soweit scheint alles gut zu sein. Dabei, der Ärger ist schon vorprogrammiert. Die Elternbefragung unter den Eltern der Zweit- und Drittklässler (also Kinder die jetzt die dritte und vierte Klasse besuchen) hat bei den jetzigen Viertklässlern ergeben, dass 100 Eltern ihr Kind sicher an der Schule anmelden wollen und 128 Eltern es sich gut vorstellen können. Nicht alle Eltern haben geantwortet, so dass sicherlich noch mit weiteren Interessierten zu rechnen ist.

In einem früheren Artikel hierzu wurden verschiedene Prämissen durchgerechnet. Diese Berechnungen ergaben, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass bis zu 200 Kinder im ersten Jahr angemeldet werden. Käme es dazu und will die Stadt allen Kindern einen Platz an ihrer Wunschschule geben, so müsste die Gesamtschule als 7-zügige Schule beginnen.

Frechen plant aber eine vierzügige Gesamtschule. Man muss kein Visionär sein, um jetzt bereits die Vorhersage zu treffen, dass eine vierzügige Gesamtschule dem Elternwunsch nicht entspricht.

Nun muss man noch in Anschlag bringt, dass Frechen strukturell über zu wenige Schulplätze an den weiterführenden Schulen verfügt. Das Gymnasium ist voll und schreckt Kinder ab und die Realschule erhält dieses Schuljahr zu den schon vorhandenen beiden Containern noch 8 weitere Klassenzimmer in der für Frechen typischen Containervariante.

Warum, so die nicht unberechtigte Frage, wird dann eine Gesamtschule in einem Format geplant und der Oberbehörde zur Genehmigung vorgelegt, die vorhersehbar zu klein ist?

Warum wird die Chance nicht genutzt, jetzt eine Schulgröße zu wählen, die einerseits auf dringende Bedürfnisse der Eltern reagiert und andererseits das Grundproblem der zu geringen Klassenzahl in den Sekundarstufen 1 und 2 an den Frechener Schulen zu lösen verspricht?

Hier wird so getan, als löse man ein Problem dabei ist es bestenfalls die halbe Lösung. Im Januar 2016 wird der Ärger unter den Eltern groß sein, deren Kinder auf der Gesamtschule angemeldet werden sollten, die aber eine Absage erhalten werden. Da kann die Uhr danach gestellt werden.

DARÜBER SOLLTE IN EINEM ERNSTHAFT GEFÜHRTEN WAHLKAMPF GEREDET WERDEN!

DA WÜRDE MAN GERNE HÖREN, WAS DIE BEIDEN BÜRGERMEISTERKANDIDATEN SO ZU SAGEN HABEN!

……….

RICHTIG ………………. BISHER WIRD DARÜBER NICHT GEREDET.

VON KEINEM DER BEIDEN!!




Donnerstag, 11. Juni 2015
Die Gesamtschule wird kommen – im Februar 2016 werden sich die Frechener Eltern entscheiden dürfen, ob sie ihr Kind an der Geamtschule anmelden oder nicht. Die Gesamtschule wird von der Bezirksregierung genehmigt werden, wenn mindestens 100 Frechener Kinder angemeldet werden.

Die gestern im Schulausschuss vorgestellte Elternbefragung lässt keinen Zweifel, dass diese Zahlen erreicht werden. Von den Eltern der jetzigen Drittklässler haben schon 100 Eltern erklärt, dass sie ihr Kind sicher an einer Frechener Gesamtschule anmelden werden. Weitere 128 Eltern können es sich zumindest vorstellen (Anwortoption „ja, vielleicht“).



Die Stadtverwaltung hat sich nun zur Schulgröße eindeutig positioniert. Sie wird bei der Bezirksregierung die Genehmigung einer vierzügigen Gesamtschule beantragen. Vierzügigkeit bedeutet: 112 Frechener Kinder können auf einen Platz an der Gesamtschule hoffen.
Und der Rest? Hier nun beginnt das politische Spiel. Reicht die geplante Vierzügigkeit überhaupt?

Noch im Januar 2015 erklärte die Verwaltung in einer Vorlage, dass die Elternbefragung zwar nicht rechtlich zwingend sei, aber Auskunft über den Elternwillen gäbe. Wichtig der nachfolgende Satz:
Für Frechen ist darüber hinaus über die Elternbefragung die Frage der Zügigkeit einer neuen Gesamtschule und der anderen Schulformen zu klären.
Man könnte daraus schlussfolgern, dass die Verwaltung sich die Zügigkeit der neuen Gesamtschule dahingehend offen halten würde, um den in der Elternbefragung dokumentierten Elternwillen zu befriedigen. Dem ist aber nicht so. Auf die Vierzügigkeit war die Verwaltung bereits vor der Elternbefragung festgelegt, da das Hauptschulgebäude nach derzeitiger Planung ohne kurzfristige Übergangsmaßnahmen (Containerlösungen bspw.) eine höhere Zügigkeit nicht zulässt.

Nun aber ist die Elternbefragung gelaufen und der Gutachter hat in der gestrigen Sitzung kurz erklärt, wie die Bezirksregierung, wenn es denn nötig ist, die möglichen Anmeldungen hochrechnet.
Im ersten Schritt werden die Ergebnisse der Befragung auf die Gesamtjahrgangsstärke des betroffenen Jahrgangs hochgerechnet. Da von den 892 angeschriebenen Eltern nur 682 geantwortet haben, werden die fehlenden Antworten anteilig auf das Ergebnis hochgerechnet. Im ersten Schritt erhöht sich die Anzahl der sicheren Anmeldungen dann auf 131 Kinder, die Anzahl der Eltern, die es sich für ihre Kinder grundsätzlich vorstellen können auf 167.



In einem zweiten Schritt sind die „ja, vielleicht“ – Antworten zu gewichten. Normalerweise werden diese Eltern zu 50% in Ansatz gebracht, d.h. jedes zweite Kind dieser Gruppe wird an der Gesamtschule vor Ort angemeldet werden. Unter diesen Umständen werden zum kommenden Schuljahr 214 Kinder an der neuen Frechener Gesamtschule angemeldet werden, aber nur 112 Kinder werden einen Platz bekommen. Das Losverfahren wird zur Anwendung kommen und über 100 Kinder werden keinen Platz an der Schule ihrer Wahl bekommen. Auch bei einer vorsichtigeren Kalkulation: nur jedes dritte Kind aus der Gruppe der „ja, vielleicht“-Antworten wird angemeldet, werden rund 70 Kinder keinen Platz an der Frechener Gesamtschule finden.



War das gemeint mit dem Satz in der Verwaltungsvorlage, dass mittels Elternbefragung die Zügigkeit der Gesamtschule geklärt werden soll?

Diese Elternbefragung ist nicht nur eindeutig im Hinblick auf den Wunsch der Frechener Eltern, endlich eine Gesamtschule zu bekommen, die Elternbefragung ist auch bezüglich der Zügigkeit sehr klar. Eine vierzügige Gesamtschule deckt den lokalen Bedarf nicht. Vielmehr ist über ein fünf- wenn nicht gar sechszügige Gesamtschule nachzudenken.

Im Blog wurde schon im Januar 2015 darauf hingewiesen, dass die Verknüpfung der Elternbefragung mit der Frage der Zügigkeit der Gesamtschule entweder an Großzügigkeit nicht zu überbieten oder ein politischer Fehler sondergleichen ist.




Mittwoch, 3. Juni 2015
Die Ergebnisse der Elternbefragung liegen vor. Eindeutiger hätten sie kaum ausfallen können. Von 892 Eltern der Kinder der 2. und 3. Klassen haben 684 Eltern den ausgefüllten Fragebogen abgegeben. Das bedeutet eine Teilnahmequote von 76,7 Prozent. Alleine dieser Wert belegt, wie hoch das Interesse der Eltern an diesem Thema ist.

Den Eltern waren zum Thema Gesamtschule vier Antwortmöglichkeiten auf die Frage „Würden Sie Ihr Kind an einer Gesamtschule in Frechen anmelden“ vorgegeben worden: ja – ja, vielleicht – eher nicht – nein.
Aufgeschlüsselt auf die beiden Klassenstufen ergaben folgende Ergebnisse:





Fasst man nun die tendenziell bejahenden und die tendenziell verneinenden Antworten zusammen, dann erhält man ein Meinungsbild, das nur noch wenig Spielraum offen läßt:
Unter den Eltern der Zweitklässler sprechen sich fast 59 % für eine Gesamtschule in Frechen aus, unter den Eltern der Drittklässler gut 63 %.



Man kann sich nun über diese hohe Zustimmungsrate für eine Gesamtschule freuen, oder man liest die Elternbefragung mal von hinten: Unter den Zweitklässlern wollen nur 41 % der Eltern ihr Kind wohl nicht auf einer Gesamtschule anmelden, bei den Drittklässlern sogar nur 37 %.

Die Motivlagen werden jeweils sehr individuell sein, dem einen ist die Realschule zu voll, dem anderen das Gymnasium zu naturwissenschaftlich, ein Dritter sucht eine Schule, in der sein Kind nicht schon früh auf einen bestimmten Abschluss festgelegt ist, ein Vierter hat was gegen G8. Der Gründe mag es noch mehr geben.

Diese individuellen Gründe zeigen aber ein Bild, das eine deutliche Absage gegenüber der bisherigen Frechener Schullandschaft transportiert. Möglicherweise sollten sich zudem die zukünftig neben einer Gesamtschule existierenden lokalen weiterführenden Schulen ernsthaft fragen, warum sich nur ein gutes Drittel der Eltern sich klar zu den bestehenden Schulformen bekannt hat. Hier können sich die spannenden Fragen ergeben.

Etwas ist faul im Staate Dänemark.




Dienstag, 27. Januar 2015
Morgen, am 28. Januar 2015, tagt der Schulausschuss, der sich mit den weiteren Planungen und Entscheidungen für die Errichtung einer Gesamtschule auseinandersetzten soll.

In der Ratssitzung vom 16.12.2014 hat der Rat der Stadt einen klaren Auftrag erteilt:
„ Der Rat beschließt die Errichtung einer Gesamtschule und die sukzessive Auflösung der Hauptschule zum Schuljahr 2016/2017.
Der Rat beauftragt die Verwaltung mit der Erstellung der Planung zum Beginn der Gesamtschule am Standort Herbertskaul auf der Basis des Schulentwicklungsplans.
Der Rat beschließt dazu die Durchführung einer förmlichen Elternbefragung im ersten Halbjahr 2015 und beauftragt die Verwaltung mit deren Vorbereitung.
Der Rat beauftragt die Verwaltung, alle erforderlichen Schritte zur Einhaltung der Fristen zur Errichtung der Gesamtschule zum Schuljahr 2016/2017 einschließlich der damit verbundenen Kosten aufzuzeigen und diese auf einer Zeitschiene mit ihren Abhängigkeiten zur nächsten Schulausschusssitzung am 28.01.2015 darzustellen.“
Die Verwaltungsvorlage liegt vor, doch bei der Lektüre derselben kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auf Zeit gespielt werden soll.

Die zentrale Aufgabe für die kommende Sitzung lautet: „alle erforderlichen Schritte … auf einer Zeitschiene … darzustellen.“

In den Ausschussunterlagen jedoch sucht man diese Zeitschiene vergeblich.

Dafür findet sich dieses Zitat:
Eine Zeitschiene ist abhängig von den grundsätzlichen Beschlüssen ob die geplante Elternbefragung gewünscht ist und welches Raumprogramm zugrunde gelegt werden soll.“
Da wird heiße Luft produziert, denn die Rollen werden still und heimlich vertauscht. Der Rat der Stadt hat der Verwaltung einen klaren Auftrag erteilt, im ersten Halbjahr 2015 eine Elternbefragung durchzuführen und alle notwendigen Schritte zur Errichtung einer Gesamtschule in den Gebäuden der bisherigen Hauptschule einzuleiten.

Warum also stellt die Verwaltung die vom Rat beschlossene Elternbefragung im Rahmen dieser Verwaltungsvorlage zur Disposition? Sie, die einige Absätze zuvor noch erklärt hat, dass die Bezirksregierung dringend zu einer Elternbefragung geraten habe und die Elternbefragung „Auskunft über den Elternwillen“ gebe, bei der „Akzeptanz der Entscheidung“ helfe und die „Frage der Zügigkeit einer neuen Gesamtschule und der anderen Schulformen“ kläre.

Ebenso verwirrend ist der Verweis auf das Raumprogramm. Das Raumprogramm orientiert sich an der Zügigkeit und an den Notwendigkeiten einer auf Inklusion ausgelegten Schule. Eine vierzügige Schule benötigt weniger Räume als eine sechszügige. So weit, so einfach.

Im Rahmen einer Planung, die mit gewissen Unwägbarkeiten verknüpft ist, sollte es Aufgabe der Stadtverwaltung sein, dem Schulausschuss die verschiedenen Varianten grob zu skizzieren. Es ist sicherlich keine Unmöglichkeit, Prämissen zu definieren und auf Basis der Prämissen Raumprogramme und baulichen Anforderungen an das zukünftige Schulgebäude bei einer Vier- Fünf- oder Sechszügigkeit zu benennen und mit finanziellen Größenordnungen zu unterlegen. Niemand wird annehmen, dass die Angaben schon alle in Stein gemeiselt sind, denn es handelt sich um Annahmen in einem frühen Planungsstand. Aber der Ausschuss hätte erste Anhaltspunkte. Aber die soll er wohl nicht bekommen.

Mit anderen Worten: nach dem Ratsbeschluss vom 16. Dezember 2014 konnte man erwarten, dass der Schulausschuss ein klares Zeitkonzept vorgegeben bekommt, was bis zu welchem Termin erledigt sein muss, um zum Schuljahr 2016/17 in Frechen eine Gesamtschule zu errichten.

Erhalten hat der Schulausschuss eine längere Vorlage, die den Forderungen des Rates jedoch in wesentlichen Punkten nicht gerecht wird. Der Schulausschuss erfährt leider nicht, bis wann welche Entscheidungen zu treffen sind:

Wann sollen die Elterninformationsveranstaltungen stattfinden?
Wann und mit welchen konkreten Fragen bspw. soll die Elternbefragung konkret stattfinden?
Wann müssen die Gremien der von der Umgestaltung mitbetroffenen Frechener Schulen informiert werden?
Bis wann müssen die benachbarten Kommunen informiert werden? Bis wann sind in den städtischen Gremien bestimmte Beschlüsse zu fassen?

Und was der Entscheidungen mehr ist.

Was findet sich davon in der Vorlage? Nichts!

Es riecht nach Zeitspiel.

Die interessierte Öffentlichkeit wird sicherlich mit Argusaugen darüber wachen, wie sich die politischen Parteien dazu stellen. Wo steht die sogenannte Jamaika-Fraktion? Bei der Verzögerungsfraktion? Ist das auch der Wunsch der Bürgermeisterkandidatin der CDU? Und wie ist es mit der SPD? Folgt die Partei ihrem Kandidaten, der die Gesamtschule 2016 eröffnet sehen will?




Donnerstag, 22. Januar 2015
An diesem Ort war schon Ende vergangenen Jahres die These vertreten worden, dass eine Elternbefragung für die Einrichtung einer Gesamtschule in Frechen, entgegen den Aussagen im Schulausschuss, nicht zwingend ist.
In der Verwaltung ist diese Erkenntnis nun auch angekommen. In der Beschlussvorlage zur Errichtung einer Gesamtschule erklärt die Verwaltung, dass der Wille der Eltern bei der „Feststellung des Bedürfnisses“, soll heißen, braucht Frechen eine Gesamtschule, zu berücksichtigen ist. „Somit wird seitens der Bezirksregierung dringend eine entsprechende Elternbefragung angeraten. Dies ist zwar rechtlich nicht zwingend vorgeschrieben (…)“. Mit anderen Worten, es handelt sich um eine Empfehlung, ein Zwang verbirgt sich dahinter jedoch nicht.

Nun gibt es aus Sicht der Stadt gute Gründe, eine Elternbefragung abzuhalten. Die Stadt erhält Auskunft über den Elternwillen und damit eine Bestätigung der Prognosen des neuesten Schulentwicklungsplans. Das helfe bei der Akzeptanz der Entscheidung, so die Vorlage. Da würde man ja gerne wissen, wessen fehlender Akzeptanz mittels einer Elternbefragung nachgeholfen werden soll, aber sei’s drum, die Widerstände in CDU und FDP sind ja stadtbekannt. Wenn es diesen beiden Parteien bei der Entscheidungsfindung hilft, so stehen die Eltern der Dritt- und Viertklässler sicher gerne bereit.

Spannend dagegen ist jedoch der letzte Punkt, denn die Stadt erhofft sich von der Elternbefragung auch Auskunft über „die Frage der Zügigkeit einer neuen Gesamtschule und der anderen Schulformen.“

Bedeutet das, dass mit Hilfe der Elternbefragung entschieden werden soll, ob die Gesamtschule vier-, fünf- oder gar sechszügig geplant werden soll?

Der Gutachter erklärte in der Schulausschusssitzung vom 11.12.2014, dass seine Planungen auf einer vierzügigen Gesamtschule beruhten. Demgegenüber hat das "Aktionsbündnis für eine Gesamtschule" in seiner Erklärung vom 16.10.2014 eine Sechszügigkeit gefordert, da nur eine Sechszügigkeit die Gewähr biete, den Raumnöten von Realschule und Gymnasium abzuhelfen und die steigenden SchülerInnenzahlen an Frechener Schulen in den kommenden Jahre aufzufangen.

Sowohl Gutachter als auch "Aktionsbündnis" sind der Meinung, die Gesamtschule solle in das Gebäude der auslaufenden Hauptschule einziehen.

Für die kommenden Planungen aber ist es schon ein Unterschied, ob die Schule mit 4 oder 6 Zügen an den Start gehen soll. Sollen jedes Jahr rund 100 Kinder auf der Gesamtschule eingeschult werden oder gegen 150 Kinder? Alleine bis zum Ende der 10. Klasse benötigt eine 4-zügige Schule 24, eine sechszügige Schule dagegen 36 Klassenräume. Je höher die Zügigkeit, desto größer die Schule – und bezogen auf das existierende Schulgebäude – desto mehr Klassen- und Ergänzungsräume müssen zugebaut werden.

Die Begründung der Verwaltung für die Elternbefragung erweckt den Eindruck, dass die Verwaltung eben auch die Zügigkeit der neuen Gesamtschule auf Basis der Elternbefragung entscheiden will.

Ein vernünftiges, ein großzügiges Angebot.

Bleibt die Frage:
war dieser Eindruck gewollt, ist dies wirklich der Plan der Verwaltung?

Sollte verwaltungsintern jedoch bereits die Vorentscheidung gefallen sein, dem Vorschlag des Gutachters zu folgen, was bedeutet, die Gesamtschule auf vier Züge zu beschränken, dann kann vor einer Elternbefragung nur gewarnt werden, die falsche Erwartungen bezüglich einer möglichen Zügigkeit der Gesamtschule weckt.
Was, wenn eine Befragung den Bedarf einer 6-Zügigkeit nachweist, die Stadt aber schon alle Weichen für eine Vierzügigkeit gestellt hat?

In diesem Falle gilt: es wurde mit Zitronen gehandelt. Dafür handelt man sich aber viele frustrierte und zu recht verärgerte Eltern ein.




Donnerstag, 18. Dezember 2014
Immer wieder für eine Überraschung gut sind unsere Grünen, denn wie schreiben sie heute so schön auf ihrer Homepage zum Thema Gesamtschule:
Eine wichtige Rolle bei dem weiteren Prozess spielt nun der Elternwille. Eine Gesamtschule gegen den Willen der Eltern halten wir nicht für seriös und ist mit uns nicht zu machen. Allerdings sind wir sicher, dass auch die Eltern eine Gesamtschule favorisieren werden.
Nur, um die Sachverhalte mal etwas weiter auszuleuchten:

In der Debatte wurde immer wieder auf die Elternbefragung abgestellt. Auch der Schuldezernent hat in der letzten Ratssitzung erklärt, die Bezirksregierung fordere bei Auflösung einer Schule eine Elternbefragung.

Eine Elternbefragung ist jedoch nur eine Indikation, die laut Durchführungsverordnung des Landes NRW nicht zwingend vorgeschrieben ist. Im Leitfaden der Bezirksregierung Düsseldorf bspw. wird bei der Auflösung einer Schule nicht ein einziges Mal auf die Notwendigkeit einer Elternbefragung verwiesen. Auch bei Neugründung einer Schule ist eine Elternbefragung nicht zwingend, vielmehr erklärt der Leitfaden:
Gemäß § 81 Abs. 3 SchulG NRW bedarf es für die Rechtskraft beschlossener schulorganisatorischer Maßnahmen der Genehmigung der Bezirksregierung als oberer Schulaufsichtsbehörde.
Zentral für die Entscheidung über den entsprechenden Antrag ist neben einem formal ordnungsgemäßen Beschluss dessen Begründung unter Darlegung einer anlassbezogenen Schulentwicklungsplanung (§ 80 Abs. 6 SchulG NRW).
Der Schulentwicklungsplan, der die Errichtung einer Gesamtschule hinreichend begründet, wurde dem Schulausschuss vor wenigen Tagen mündlich präsentiert.
Wir reden in Frechen bei der Gesamtschule von der Neuerrichtung einer Schule, für die es laut Schulentwicklungsplan einen entsprechenden Bedarf gibt. Der Bedarf für diese Schulform besteht laut Gutachter unabhängig von der Entwicklung der Hauptschule, alleine aus demographischen Gründen.

Für die Einrichtung einer Gesamtschule reicht daher der Beschluss des Rates der Stadt Frechen, so wie es die SPD gefordert hatte. Aber einfach war der Jamaika-Koalition wohl zu wenig. Es muss denn doch ausreichend kompliziert gemacht werden.

Aber weiter im Text: Hat der Rat den Beschluss zu Errichtung einer Gesamtschule getätigt und hat die Bezirksregierung die Errichtung genehmigt, erst dann beginnt die eigentliche „Elternbefragung“ zu laufen – mindestens 100 Frechener Kinder müssen an der neuen Gesamtschule angemeldet werden, um die Schule eröffnen zu dürfen. Das ist die entscheidende Hürde, die bei einer neuen Schule zu nehmen ist. Ohne Kinder keine Schule. Und da eine möglicherweise vorangegangene Elternbefragung keinerlei Bindewirkung hat, entscheidet sich das Schicksal der Schule eben nicht bei der Elternbefragung sondern am Anmeldetag.

Die Einführung einer Gesamtschule wird dabei – eine sozusagen natürliche Konsequenz in Frechen- das Ende der Frechener Hauptschule besiegeln. Kommt die Gesamtschule so sinken die Anmeldezahlen an der Hauptschule. Kann die Hauptschule ihre Zweizügigkeit nicht mehr bewahren (das ist in den kommenden Jahren schon ohne die Konkurrenz einer Gesamtschule zweifelhaft) so ist diese Schule qua Amt zu schließen.
Es passiert also das, was dieses Jahr mit der Anne-Frank-Schule geschehen ist. Sang- und klanglos hat der Rat entschieden, dass die Schule geschlossen werden muss, da zu wenige Kinder angemeldet wurden.

Der Schulträger könnte also das Verfahren Errichtung einer Gesamtschule und das Verfahren Auflösung der Hauptschule zeitlich trennen.

Festzuhalten bleibt: bei beiden Verfahren jedoch ist eine Elternbefragung nicht zwingend vorgesehen. Warum in Frechen weiterhin dem Thema Elternbefragung diese Wichtigkeit beigemessen wird, ist nicht nachvollziehbar. Hier wird so getan, als ob Eltern im Rahmen einer Elternbefragung mitentscheiden müssten oder dürften. Schlussendlich aber haben Eltern nur im Rahmen der Anmeldung selber ein Mitspracherecht. Bei der Anmeldung entscheiden sie, welche Schulen ihr Vertrauen genießen und welche nicht. Alles andere ist Humbug.

Im Rahmen eines Gedankenspiels lässt sich das belegen. Man stelle sich vor, unter den Frechener Eltern der Dritt- und Viertklässler fänden sich je Jahrgang 50 Eltern, die im Rahmen einer unverbindlichen Elternbefragung erklären, ihr Kind an der Hauptschule anmelden zu wollen. Unrealistisch zwar, aber es ist ja nur ein Spiel.
Nach der Anmeldung im Januar aber stellt die Verwaltung zu ihrem Schrecken fest, dass nur 14 Eltern ihr Kind wirklich an der Hauptschule angemeldet haben. Was bedeutet das für die Hauptschule? Richtig – die Auflösung.
(So ist das den Elsdörfern ergangen. Die es dafür geschafft haben, eine Gesamtschule innerhalb weniger als eines Jahres zu errichten.)

Ein Blick über den Tellerrand, hier nach Pulheim sollte noch nachdenklicher stimmen. Dort wurde eine voll funktionsfähige und ausreichend mit SchülerInnen ausgestattete Realschule zugunsten einer neugegründeten Gesamtschule ohne vorausgehende Elternbefragung aufgelöst. Hat Pulheim eine andere Bezirksregierung?

Mit anderen Worten: der Leitfaden der Bezirksregierung kennt die Pflicht zu einer Elternbefragung nicht und andernorts wurde der Prozess von gleichzeitiger Schulauflösung und Errichtung einer Schule ohne entsprechende Elternbefragung vollzogen. Auch ein demokratisches Defizit lässt sich durch den Wegfall einer unverbindlichen Elternbefragung nicht konstruieren.

Auf den ersten Blick scheint es sich also um nicht mehr als ein Potemkinsches Dorf zu handeln. Aber wenn die Bezirksregierung eine Elternbefragung erwartet, so wird die Bezirksregierung diese Erwartung sicherlich schriftlich formulieren und dieses Schriftstück kann die Verwaltung ja dann auch den zuständigen politischen Gremien vorgelegen.

Wer bei dieser juristischen Spiegelfechterei mitdiskutieren will, dem sei der Leitfaden Schulorganisation der Bezirksregierung Düsseldorf zur Lektüre empfohlen.