Thema: SPD
Hin und wieder ist die SPD für eine Überraschung gut. Gestern war ein solcher Tag. Auf einer gemeinsamen Sitzung von Fraktion und erweitertem Vorstand des Ortsvereins wurde über die einzuschlagende Linie in der Gesamtschulfrage debattiert.
Die Haltung der Fraktion hatte sich bis zu dieser Sitzung nicht grundsätzlich geändert. Die Königsdorfer Vertreterin, Frau Geyer hatte sich andernorts vor einigen Wochen schon deutlich gegen eine Gesamtschule ausgesprochen, die schulpolitische Sprecherin der Fraktion Frau Steinmetzer hat sich klar pro Sekundarschule positioniert und der Beigeordnete Uttecht treibt die Angst vor den Kosten um. Bei zurückgehenden Gewerbesteuereinnahmen zusätzliches Geld für Schulen in die Hand nehmen, also wirklich, das muss jetzt nicht sein.

Dem steht entgegen, dass das von der Stadt beauftragte Komplangutachten eine klare Empfehlung ausgesprochen hat: die Schaffung einer Gesamtschule ist die für den Bildungsstandort Frechen beste Lösung.

Die Position der Verwaltung, wie sie Herr Uttecht formuliert, sie wäre ja nachvollziehbar, wenn, ja wenn die Frechener Schulen in Schuss wären. Aber: die Gebäude der Realschule sind reif für den Abbruch. Die Stadtverwaltung hat dies bei ihrer Prüfung der Gesamtschulthematik indirekt eingestanden:
"Die Gesamtschule auf dem Areal am Freiheitsring entsteht als Neubau nach vollständigem Rückbau der vorh. Gebäude"
Wäre ja nicht notwendig, wenn die Gebäude noch in Schuss wären. Daraus läßt sich mit einfachen Worten ableiten: Die Realschulgebäude sind im Eimer. Entweder die Realschule kriegt einen Neubau oder die Gesamtschule. Bezahlt werden muss das von der Stadt so oder so.

Zusätzlich hat das Aktionsbündnis Gesamtschule für Frechen innerhalb weniger Tage bewiesen, dass die Eltern von Grundschul- und Kindergartenkindern sehnsüchtig auf eine Gesamtschule warten. Alleine aus diesem Bereich liegen jetzt schon mehrere hundert Unterschriften vor. Diese Stimmung, die auch von anderer Seite bestätigt wurde, ist wohl auch bei der SPD angekommen. Und die Unterstützung für die Gesamtschule wird von einigen wenigen Grundüberzeugungen der Eltern getragen:
  • Nicht jedes Kind hat eine problemlose Bildungsbiographie – Brüche jedoch werden von der Gesamtschule besser aufgefangen.
  • Nicht jedem Kind wird ein Turboabitur (achtjähriges Gymnasium) gerecht, eine neunjähirge Gymnasiallaufbahn ist vielen Eltern sehr viel symphatischer.
Lebenspraktisch, kindorientiert und komplett unideologisch sprechen sie die Eltern mehrheitlich dafür aus, dass Frechen eine Gesamtschule benötigt.
Vor diesem Hintergrund musste auch die berechtigte Frage nach der politischen Glaubwürdigkeit einer örtlichen SPD nochmals gestellt werden, die sich bereits beim Thema Grundschule Grube Carl / Sanierung der Lindenschule nicht mit Ruhm bekleckert hatte.
Gegen die Gesamtschule hätte bedeutet: ein weiteres Mal gegen die eigenen Wahlversprechen gehandelt zu haben. Und in diesem Falle sogar noch schlimmer: gegen die eigene langjährige Programmatik.
Aber: die SPD hat das Ruder herum gerissen. In voller Fahrt. Mit klarer Mehrheit hat sich das Gremium der zentralen Forderung des Aktionsbüdnisses angeschlossen, die lautet: Umsetzung des Komplangutachtens, also:
  • Auflösung der Hauptschule,
  • Verlagerung der Realschule auf das Hauptschulgelände
  • Schaffung einer Gesamtschule auf dem Realschulgelände am Freiheitsring
Das Aktionsbündnis erfährt dadurch eine weitere Stärkung und eine Verbreiterung der Unterstützung.
Damit ist der Kampf für eine Gesamtschule noch nicht gewonnen, aber die Chancen haben sich grundlegend verbessert.