Thema: SPD
„Die Gesamtschule rennt bei mir offene Türen ein.“ So sprach der Vorsitzende des Frechener Ortsvereins der SPD Herr Ulrich Lussem am gestrigen Abend bei einer Versammlung von Bündnis 90/die Grünen. Und er fragte (rhetorisch) wer denn sage, die SPD sei gegen die Gesamtschule.
Das ist nun bereits die zweite eindeutige Wortmeldung eines Genossen / einer Genossin zu diesem Thema. Die frühere Vorsitzende des Schulausschusses und jetzige Landtagsabgeordnete Brigitte D’Moch-Schweren erklärte einstens in einer Ausschusssitzung, dass auch sie im Herzen für die Gesamtschule sei.

Jetzt aber zählt Herz sehr wenig in der Politik. Entscheidend ist, was hinten raus kommt, wie unser früherer Bundeskanzler so treffend formulierte.

Und da sind die Zweifel bisher nicht auszuräumen. So ist bekannt, dass die schulpolitische Sprecherin der Frechener SPD, Doris Steinmetzer eine beinharte Befürworterin der Sekundarschule sein soll. (Inwiefern ihre eigene beruflich-soziale Stellung als Hauptschullehrerin da eine Rolle spielt, sollte vielleicht auch einmal reflektiert werden …).
So hat wohl ein führendes Mitglied der Frechener SPD, es könnte sich um die eben erwähnte schulpolitische Sprecherin gehandelt haben, gegenüber einem Mitglied des Pullheimer Familiennetzwerkes in den Sommerferien geäußert, dass es in Frechen keinen Bedarf für Veränderungen der Schullandschaft gebe.

Ebenso geht das Gerücht, dass der SPD-Ortsverein vor rund einem Jahr in einer Mitgliederversammlung einen Beschluss gefasst hat, mit dem sich eben dieser Ortsverein sich explizit für den NRW-Schulkonsens ausgesprochen habe und damit implizit für die Sekundarschule. Dieser Beschluss soll einstimmig bei Anwesenheit des Ortsvereinsvorstands und des Genossen Beigeordneten gefällt worden sein.
Der SPD-Antrag vom 27.September 2011 ist dann logische Konsequenz dieser Entscheidung:
„Nach unserer Auffassung sollte die Sekundarschule in Frechen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichten.
Die Sekundarschule ist eine neue Schulform, die es der Stadt Frechen als Schulträger erlauben würde, dem Elternwunsch nach längerem gemeinsamen Lernen nachzukommen und die so flexibel ist, dass ihre Integration in die Frechener Bildungslandschaft eher möglich scheint, als dies z. B. bei einer Gesamtschule der Fall wäre.“
Bisher hat sich die SPD-Frechen von diesem Beschluss nicht verabschiedet.

Aber wie wir aus wohlunterrichteten Pullheimer Quellen wissen, ist ein solches Doppelspiel nicht karrierehemmend. Der frischgekürte Bundestagskandidat für den hiesigen Wahlkreis, der Pullheimer SPD-Politiker Dirk Timm hat unter hohem persönlichem Einsatz alles getan, um in Pullheim eine Gesamtschule zu verhindern. In seiner Kandidatenrede am vegangenen Samstag jedoch sang er eine Eloge auf die Gesamtschule. Klar, denn er benötigte ja die Stimmen der Hürther Genossinnen und Genossen und die sind für eine Gesamtschule.

Wir können daher gespannt sein, wo sich die Frechener Genossen verorten, in der gesamtschulfeindlichen Tradition des Herrn Timm oder bei den „offenen Türen“ des Herrn Lussem.

12. Sept. 2012; KR; Bericht von der Veranstaltung von Grünen/Bündnis 90 zur Gesamtschule
Mechthild Vogt-Papenhoff, Keiner soll zurückbleiben:Gesamtschule fördert alle Schüler – die guten und die schwachen
Grußwort v. Prof. Dr. Anne Ratzki