Thema: Umwelt
Bereits im vergangenen Jahr hat die Arbeitsgemeinschaft der Schulpflegschaften über das kostenfreie Schülerticket diskutiert, wie es die Stadt Lindlar zum Schuljahr 2011/12 eingeführt hat. Es wurde entschieden, das Modell in den weiterführenden Schulen vorzustellen und dafür zu werben.
Wir können heute erfreut feststellen, dass die Idee auf fruchtbaren Boden gefallen ist, da die Grünen sich des Themas angenommen haben und für die anstehenden Haushaltsberatungen fordern, für das Jahr 2012 Mittel für die Umsetzung des Modells vorzuhalten.
Was nun ist das besondere am Lindlarer Modell?
Das Schülerticket ist ein Ticket für Schule und Freizeit. Es gilt rund um die Uhr im gesamten VRS-Einzugsbereich. Es entspricht dem VRS-Jobticket und kann ohne zeitliche Einschränkungen im gesamten VRS-Einzugsgebiet genutzt werden.
Der damalige CDU-Bürgermeister der Stadt Lindlar und jetzige Landrat des rheinisch-bergischen Kreises, H.-J.Tebroke hat das Modell in einem Interview mit einfachen Worten beschrieben:
Da hatten wir eine Situation voller Widersprüche und Ungerechtigkeiten. Einige Schüler bekamen verbilligte Tickets, andere nicht. Da haben wir uns zusammengesetzt, nach einer ganz neuen Lösung gesucht. Am Ende haben wir die Tickets en bloque gekauft und umsonst weitergegeben, zum Vorteil aller. Und dem öffentlichen Nahverkehr konnten wir auch noch einen Dienst erweisen, weil wir ihm mehr Nachfrage zugeführt haben.

Das klingt im ersten Moment als würden hier beträchtliche Kosten auf die Stadt zukommen, doch die Lindlarer haben mit spitzem Bleistift gerechnet und dabei folgende Kalkulation aufgemacht:
Man nehme: die besondere Lage Lindlars, in dem es keinen Bahnanschluss gibt, rechne das Schülerticket en bloc über die Stadt ab statt für jeden Schüler einzeln und verhandele auf dieser Grundlage erfolgreich mit den Verkehrsbetrieben. Ergebnis: Der Verwaltungsaufwand sinkt rapide, alle Schüler werden gleich behandelt, der öffentliche Nahverkehr gestärkt. Die Gemeindeausgaben für Schülerbeförderung stiegen durch das Solidarmodell moderat um nicht einmal fünf Prozent.

Die Vorteile sind dabei beträchtlich:
Frechen unterstützt damit den Erhalt und den Ausbau des ÖPNV – den die Stadt als Auftraggeberin sowieso bezahlt. Ein höherer Nutzungsgrad des ÖPNV senkt den Zuschussbedarf.
Damit würde rund 2.200 Schülerinnen und Schülern das kostenfreie Fahren in Frechen aber auch nach Köln ermöglicht.
Schulen können ihre Ausflüge mit Bussen und Bahnen organisieren – Transportkosten können dann entfallen.
Das Schülerticket, wie es vergangenes Jahr eingeführt wurde, hat dazu geführt, dass bisher freifahrberechtigte Schülerinnen und Schüler seit diesem Schuljahr einen Eigenanteil aufbringen müssen. Dieses Ärgernis wäre damit auch aus der Welt.

Nachdem die Frechener Verkehrsinfrastruktur auf eine weitere Zunahme des Autoverkehrs nicht eingerichtet ist und man bereits vom drohenden Verkehrsinfarkt im Kölner Westen, also vor unserer Haustüre spricht, muss sowohl die Stärkung des ÖPNVs als auch eine geringere Nutzung des Autos im Interesse aller FrechenerInnen sein. Das solidarische Schülerticket leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. Es ist zu wünschen, dass diese Idee ihren Weg in Frechen macht.